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Klartext Beutler

Finanzbildung in Deutschland: Was ist aus dem “Startschuss” der Bundesregierung geworden?

von Thomas Beutler

Finanzbildung, insbesondere für die Jugend, ist sehr wichtig. Darüber ist man sich in der Politik einig. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft hier jedoch ein Grand Canyon. Ein Blick auf den Bundeshaushalt 2024 zeigt sogar eine Kürzung für Bildung und Forschung. 



Im Stundenplan der Schulen ist nach wie vor kaum Platz für die einfachsten Grundregeln der Finanzbildung. Die Gefahr, dass daraus ein großer finanzieller Schaden entsteht, ist deutlich größer geworden, denn im Internet und insbesondere in den sozialen Medien wimmelt es vor Gaunereien. An jeder digitalen Ecke lockt man mit dem vermeintlichen Weg zur finanziellen Freiheit – oft genug landet man dann in einem windigen, betrügerischen Krypto-Schneeballsystem.  

Aber was wurde eigentlich aus dem erwähnten Startschuss für eine bessere Finanzbildung aus dem vergangenen Jahr? Die Bundesregierung, vertreten durch Christian Lindner und Bettina Stark-Watzinger von der FDP, wollte Deutschland “finanzfit” machen. So zumindest die Aussage in einer großen Auftakt-Veranstaltung.

Schaut man auf die Eckpunkte der im März 2023 gestarteten Initiative, kann ich eine gewisse Skepsis nicht abstreiten.

Was hat man sich vorgenommen?

Erster Punkt: Eine Finanzbildungsstrategie soll erarbeitet werden. Diese liegt aktuell immer noch nicht vor, soll aber demnächst feierlich präsentiert werden.

Zweiter Punkt: Eine zentrale Finanzbildungsplattform soll geschaffen werden. Darauf hat die Welt gewartet… Eine weitere “Plattform”. Zumindest wurde diese bislang zugänglich gemacht. Doch der aktuelle Zustand wirkt nicht gerade “prickelnd”.

Dritter und letzter Punkt: Es wird weiter zur finanziellen Bildung geforscht. Na toll. Bisher hat man insgesamt rund eine Million dafür verwendet. Insgesamt stehen fürs laufende Jahr 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. 

Das ist viel Geld, wenn man sich den bisherigen Output anschaut. Auf der anderen Seite ist das vorgesehene Budget eher winzig klein für ein Projekt, das so elementar und zweifellos wichtig ist. 

Meint man es vielleicht doch nicht so ernst mit der Finanzbildung?

Diese Frage darf gestellt werden, denn die Finanzlobby in Deutschland ist mächtig und einflussreich. “Finanzgebildete” Menschen schließen keine überteuerten Verträge in Banken und Versicherungen ab und lassen sich generell weniger gut etwas andrehen.

Wenn man wirklich etwas verändern will, dann sollte man in den Schulen ansetzen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die jungen Leute sehr interessiert an Finanzthemen sind. Börsen, Aktien, Bitcoin und auch der Wunsch nach Reichtum sind ideale Aufhänger, um spannende Inhalte zu kreieren. Eine gemeinsame Strategie muss also her.

Doch jetzt sehen wir die nächste Herausforderung: Der Föderalismus des Bildungswesens, in dem alle 16 Bundesländer und deren Minister mitreden wollen, hat es bislang jedenfalls nicht geschafft, hier einen guten Weg zu finden.

So wird man sich bald wieder treffen, sich über die Wichtigkeit des Themas einig sein, viele hochtrabende Reden schwingen und am Ende wird sich nichts ändern. Am Ende rennen dann doch wieder viel zu viele Jugendliche dem nächsten Instagram oder TikTok-Guru hinterher.

ein Artikel von
Thomas Beutler
Thomas Beutler ist Finanzanlagen Honorarberater und betreibt den Finanz Bildungs-YouTube-Kanal “Investiert in Wissen”.