Wie glücklich macht Geld?

Willkommen im Wald der netten Menschen

von Steven Plöger

Immer wieder hört und liest man davon, dass die Menschen unfreundlicher werden, alles anonymer wird und kaum noch einer grüßt. Das ist sicher nicht falsch, aber auch nicht überall so.

Morgens bin ich oft und gerne mit unserem Hund unterwegs. Wenn ich es zeitlich schaffe, was zum Glück oft der Fall ist, drehe ich mit der kleinen französischen Bulldogge im nahegelegenen Wald meine Runden. Da bin ich nie allein, denn ganz viele Hundehalter, Jogger, Radfahrer und Spaziergänger begrüßen dort den neuen Tag. Und auch wenn man sich oft gar nicht wirklich kennt grüßen sich alle, lächeln, machen einen Spruch. Manche Leute begegnen einem immer wieder, man vermisst sie regelrecht, wenn man sie einmal nicht trifft.

Jeder Mensch hat seine individuelle Morgenroutine, aber dennoch sind viele Taktungen ähnlich, denn der Schulbeginn der Kinder ist eine Konstante. Wenn ich meine Runden beginne wette ich oft mit mir selbst, wem ich heute wieder begegne. Einen sehe ich schon von weitem: Den durchtrainierten Mann, der jeden Morgen in gelber Allwetterjacke durch den Forst rennt. Wenn ich ihn mit dem alten VW-Werbespruch „Er läuft und läuft und läuft“ begrüße, lacht er herzlich und hebt den Daumen.

Ein anderer netter Typ hat eine junge Golden-Retriever-Hündin – sie heißt so wie meine jüngste Tochter: Holly. Auf das karamellfarbene Fellknäuel freue ich mich immer ganz besonders, denn der fröhliche Vierbeiner ist der Lieblingsspielgefährte meines Hundes. Wenn die beiden glücklich durch das Unterholz jagen und ich mit dem Besitzer über den FC, das Wetter oder den Tatort quatsche, ist die normale Welt verdammt in Ordnung. Und dann ist da noch die alte Dame, die gerne morgens auf einer Bank sitzt. Sie sieht Hunden und Haltern zu, mit einem Lächeln. „Das ist hier jeden Tag wie Kino und kostet keinen Eintritt“, erklärt sie mir, während ich unserem Hund mit dem geworfenen Bällchen Freude mache. Ich verspreche ihr, dass unser Action-Film immer eine Fortsetzung hat, hier im Wald der netten Menschen.

ein Artikel von
Steven Plöger