Wie glücklich macht Geld?

BRAVO! Ein extrem preiswerter Trip zurück in meine Teenie-Zeit

von Steven Plöger

Meine Mutter räumt traditionell zum Jahreswechsel auf. Diesmal war eine Ecke des Dachbodens dran, in der auch eine Kiste aus meiner Jugend herumstand. Die Ansage war klar: „Entweder ich schicke dir die Sachen, oder sie fliegen auf den Müll.“ Ich fragte vorsichtig nach, um welche Art von Erinnerungen es denn diesmal ging: Sportabzeichen, Zeitungsausschnitte, ein paar Medaillen vom Rudern und einige BRAVO-Hefte.

Na super. Ich ließ mir die Sachen schicken. Als ich dann daheim die alten Zeitschriften aufschlug, war ich sofort wieder im Jahr 1977. Vierzehn Jahre war ich damals jung und es war jede Woche ein heiliges Ritual, sich am Bahnhofskiosk Europas größte Jugendzeitschrift zu holen. Eine Mark zwanzig kostete die einst und verkauft wurden weit über eine Million Hefte. Wahnsinn.

Heute beträgt die Auflage gerade noch knapp über 100.000 Exemplare. Auf dem Titel eines der erhaltenen Heftchen war Pierre Brice abgebildet, damals ein Superstar in seiner Paraderolle als Winnetou. Ich war sein Fan und gemeinsam mit meinem jüngeren Bruder spielten wir die Abenteuer unserer Helden auf den Wiesen hinterm Deich nach. Meine Silberbüchse war ein altes Staubsaugerrohr. Legendär.

Geschwärmt habe ich früher zudem für Sängerin Elke Best. Dieser Blick, diese Lippen, hach … „Meine Tür steht immer offen“ sang sie einst für uns Jungs, aber wir wussten ja nicht, wo sie wohnte … Ich musste selber lachen, als ich sie als großes Poster im Heft entdeckte.

Ich fand auch Dr. Jochen Sommer, unsere Ikone der Aufklärung. Wir hatten damals kein Google und unseren Eltern waren Themen rund um die Liebe eher unangenehm. Also half BRAVO mit der Rubrik „Was dich bewegt“ weiter. Vor über 40 Jahren war das verdammt hilfreicher Content, ohne erhobenen Zeigefinger und überhaupt nicht peinlich formuliert. Chapeau. Ich war heilfroh, dass diese Erinnerungen nicht im Altpapier gelandet sind. Schneller und kostengünstiger kann man kaum in die eigene Vergangenheit reisen. Und glücklich macht so ein Kurztrip auch.

ein Artikel von
Steven Plöger