Einfach eingeschoben

Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen – aber mitnehmen

von Moritz Weinstock

ZASTER-Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt hat ein kleines Laster. Manche Dinge, die nicht niet und nagelfest sind, landen aus unerklärlichen Gründen irgendwie stets in ihrer Tasche.

Ich habe mich heute Morgen nach dem Duschen mit einem großen, weißen Handtuch abgetrocknet, mit der Aufschrift: „Waldorf Astoria New York“. Es macht zwar nicht mehr den allerneuesten Eindruck, aber das Ding ist immer noch top und regelmäßig in Gebrauch. Das komische ist nur, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Fuß in dieses Hotel gesetzt und kann mir nicht erklären, wie es den weiten Weg bis in meinen Schrank geschafft hat.

Handtücher und Bademäntel sind übrigens die liebsten „Mitnehm-Souvenirs“ aus Hotels. Wobei ich ja lieber auf Anderes setze. Ja, ich gebe zu, ich lasse auch manchmal was mitgehen. Aber nicht um Geld zu sparen, sondern weil diese kleinen Shampoo-Flaschen einfach praktisch sind, Kugelschreiber kann ich nie genug haben und die Hausschuhe werden nach Benutzung doch ohnehin weggeworfen. Ist doch schade, oder?

Mitnehmen ist nur nachhaltig

Und die ganzen Feuerzeuge, die in meiner Handtasche wohnen, habe ich auch nicht gekauft. Und letztens habe ich bei meiner Nachbarin spät abends paar Holzscheite stibitzt, weil ich den Kamin anzünden wollte. Soll ich da etwa um die Uhrzeit noch klingeln? Gut, ich besitze auch ziemlich viele Kaffeelöffel, die so gar nicht zu meinem sonstigen Besteck passen, und ich habe in Kopenhagen morgens, aus dem Frühstücksraum im Hotel, eine Kaffeetasse eingesteckt. Ehrlicherweise sogar zwei. Aber die sind so hübsch und ich hätte sie ja auch gekauft. Genauso wie die bunte Tischdecke, die ich mal in einem Hotelrestaurant auf Bali eingesteckt habe. Ach, und letztens war ich auf einem netten Geburtstagsessen beim Italiener eingeladen und der Tisch war so nett mit glitzernden Steinchen dekoriert, die jetzt auf meinem Esstisch zu Hause liegen … .

Kriminelle Energie

Mein Mann hat mal zu mir gesagt, in mir würde kriminelle Energie stecken. Ich habe nie verstanden, was er damit meinte. Vielleicht die vier Tampons, die ich letztens bei einer Freundin auf dem Gästeklo eingesteckt habe. Aber ich hatte an dem Tag einfach überhaupt keine Lust mehr noch mal zum Einkaufen zu fahren. Apropos Einkaufen. Ist Euch das auch schon mal passiert? Da laufe ich im Supermarkt an diesen Selbstbedienungs-Backwaren-Dingern vorbei und mein Magen knurrt schrecklich. Ein lecker Brötchen auf die Hand während des Einkaufs? Doof ist nur, bis ich an der Kasse stehe, ist es längst aufgefuttert und vergessen. Das liegt aber natürlich auch daran, dass die Schlange vor mir extrem lang war und einfach keine zweite Kasse aufgemacht wurde.

Not macht erfinderisch

Und im Sommer wollte ich ein Sonnensegel im Garten aufhängen und mir fehlte eine lange Stange zum Befestigen. Leider war Sonntag und der Baumarkt zu. Da habe ich mir von einer Baustelle in der Nachbarschaft eine Metallstange vom Gerüst gemopst. Als ich sie letztens zurückbringen wollte, war das Haus fertig gebaut und das Gerüst weg. Was bauen die auch so schnell. Und warum hat mein Sohn auch immer so viel Bargeld in seiner Spardose …

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.