Wer mich kennt weiß, dass ich ein Faible für den Wilden Westen habe. Deshalb fiel mir kürzlich bei einem Spaziergang mit meinem Hund sofort das aus Ästen gebaute Indianer-Tipi auf. Darin saßen zwei Jungs und hatten sichtlich Spaß. Der Vater, ein uriger Typ mit Holzfällerhemd, hatte sich auf einem Baumstamm niedergelassen und freute sich über seine beiden jungen Indianer. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Er war jemand, der gemeinsam mit seiner Frau die Erziehung der Kinder als den wichtigsten und anspruchsvollsten Auftrag des Lebens betrachtete. Ich stimmte ihm sofort zu.
Die Welt ist komplexer geworden, Medien und Technologien haben sich verändert. Wo früher ARD und ZDF, YPS und BRAVO, Kino und das Radio einen gut steuerbaren Entertainment-Kosmos boten, verlieren sich heute viele in den digitalen Welten. Vor ein paar Wochen haben die DAK-Gesundheit und das Deutsche Zentrum für Suchtfragen die Studie „Geld für Games – wenn Computerspiel zum Glücksspiel“ wird vorgestellt. Rund eine halbe Million Kids gelten demnach als „Risiko-Gamer“.
Ein besonderer Dorn im Auge sind den Forschern dabei die sogenannten „Lootboxen“ – virtuelle Kisten, die zufällige Gegenstände für den Einsatz in Computerspielen enthalten und mit echtem Geld bezahlt werden müssen. Das – so die Erkenntnis aus der Studie – führe die minderjährigen Gamer „an die suchtgefährdenden Mechanismen des klassischen Glücksspiels heran.“
Der Vater im Wald ist keiner, der Computerspiele grundsätzlich ablehnt. Aber er plädiert für einen gesunden Mix und bringt daher seinen Kindern auch das „echte Spielen“ nahe. Seine Jungs gehören nicht zu den Hardcore-Zockern und werden daher von den „coolen Gamern“ schon mal ausgegrenzt. Aber kürzlich, so erzählte mir der Mann auf dem Baumstamm, hätten zwei Mitschüler seine Jungs gefragt, ob sie auch mal mitdürften, um „echte Abenteuer“ zu erleben. Nächste Woche bauen sie nun zu fünft ein Fort. Im Wald. Aus echtem Holz. Und statt Lootboxen werden die kleinen Cowboys Lunchboxen dabeihaben.