Was kostet eigentlich …

… das Konto zu überziehen?

von Hannes Lustermann

Oft genug sind wir darauf angewiesen, den Kreditrahmen unseres Kontos kurzfristig in Anspruch zu nehmen. Das Auto muss repariert werden, ein neuer Fernseher soll her, der Sommerurlaub will bezahlt sein. Bereitwillig geben uns die Banken das dafür benötigte Geld – aber zu welchem Preis?

Die Banken begründen den verhältnismäßig großen Unterschied zum Leitzins mit vermeintlich hohen Aufwandskosten und der Absicherung gegen Risiken.

Angesichts der Tatsache, dass sich Banken im benachbarten Österreich ebenfalls bei der EZB Geld borgen und nur maximal 6 % Dispozinsen verlangen, bleibt das schwer nachvollziehbar. Juristen und Verbraucherschützer prangern das als Wucher an und klagen — teilweise erfolgreich.

Fast jeder sechste Deutsche nutzt seinen Dispo. Die Überziehung liegt im Schnitt bei 1180 Euro​.

Finanzberatung FMH

Vor allem Volks- und Raiffeisenbanken treiben es dabei auf die Spitze, hat die unabhängige Finanzberatung FMH erhoben.

Hier bezahlen Sie am meisten für Miese

  1. Rosbacher Raiffeisenbank 13 Prozent (Dispo) und 18 Prozent (Überziehung)
  2. Raiffeisenbank Rupertswinkel 12,95 Prozent (Dispo) und 15,95 Prozent (Überziehung)
  3. Volksbank Dreieich 12,90 Prozent (Dispo) und 17,90 Prozent (Überziehung)

(Stand 30. Mai 2018)

Fast jeder sechste Deutsche nutzt laut FMH seinen Dispo. Die geduldete Überziehung liegt im Schnitt bei 1180 Euro.

Knapp ein Achtel der Dispo-Nutzer belastet sein Konto um durchschnittlich weitere 198 Euro. Der geringe Anteil ist vor allem auf die meist klare Begrenzung des Kreditrahmens zurückzuführen, den die Bank für jeden Kunden individuell festlegt.

Was kosten 1000 Euro Miese im Monat?

  • 7,71 Euro monatlich werden im Schnitt bundesweit bei einem Jahres-Zinssatz von 9,25 Prozent für 1000 Euro Minus fällig, wenn der Dispo-Rahmen 1000 Euro oder höher beträgt.
  • 8,33 Euro monatlich fallen an, wenn der Dispo-Rahmen bei 500 Euro liegt und die restlichen 500 Euro als geduldete Überziehung mit durchschnittlichen Zinssatz von 10,75 Prozent belegt werden.
  • 10,83 Euro monatlich zahlen Kunden bei der Rosbacher Raiffeisenbank, die den Dispo mit dem Höchstwert von 13 Prozent Jahreszins belegt.

Der Dispo gehört zu den den teuersten Kreditformen.

Was sich nach wenig anhört, summiert sich schnell, wenn das Konto dauerhaft im Minus ist oder das Kreditlimit gar überzogen wird. Denn: Der Dispo gehört zu den teuersten Kreditformen.

Bei einem Großteil der Banken sind die Überzugszinsen zudem deutlich höher als beim ursprünglichen Dispo. Ex-Verbraucherschutz-Minister Heiko Maaß hatte deshalb 2014 nicht ohne Grund folgendes Gesetz auf den Weg gebracht: Banken sollten verpflichtet werden, den Verbrauchern bei dauerhafter und erheblicher Inanspruchnahme des Dispokredits eine Beratung zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zu unterbreiten.

Wer sich dauerhaft im roten Bereich befindet, sollte versuchen, in Absprache mit der Bank den monatlichen Kreditrahmen zu erhöhen. Bei größeren Summen, meist ab 5000 Euro, ist auch eine Umschuldung auf einen Ratenkredit möglich und sinnvoll.

Zum einen gelten deutlich niedrigere Zinssätze von ca. fünf bis sechs Prozent. Und, was viel entscheidender ist, Sie kommen durch die monatliche Tilgung der Kreditraten endlich raus aus den Schulden.

Wo gibt’s den günstigsten Dispo?

Wer viel für seine Überziehung zahlt, sollte sich überlegen, zu einer anderen Bank zu wechseln. Beachten Sie dabei neben der Zinshöhe, dass der Kreditrahmen Ihres neuen Kontos mindestens genauso hoch ist.

Achtung: Wer wechseln will, muss vorher sein Konto endgültig ausgleichen. Das ist für manche Menschen schwierig, die gezwungen sind, dauerhaft mit dem zusätzlichen Geld zu jonglieren.

Diese Geldhäuser bieten laut FMH die niedrigsten Dispo-Zinsen an, ohne zeitgleich hohe Kontogebühren zu verlangen:

  • Deutsche Skatbank 4,17 Prozent (Dispo) und 4,17 Prozent (Überziehung)
  • Bank für Kirche und Caritas 5,67 Prozent (Dispo) und 7,67 Prozent (Überziehung)
  • PSD Bank Karlsruhe-Neustadt 5,70 Prozent (Dispo) und 5,70 Prozent (Überziehung).

(Stand 20. Mai 2018)

Wieviel kann ich sparen, wenn ich zu einer billigeren Bank wechsle?

Die günstige Alternative bei der Deutschen Skatbank kostet bei gleichen Voraussetzungen wie im obigen Beispiel monatlich lediglich 3,48 Euro Zinsgebühr. Das macht im Jahr knapp 42 Euro Dispo-Kosten, also eine Ersparnis von 78 Euro gegenüber dem teuersten Anbieter.

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Hannes Lustermann