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RENTENLÜCKE?

Die Zukunft des deutschen Rentensystems?

von Maya Spies

Das deutsche Rentensystem steht seit Jahren in der Kritik. Was einst Vorbild für Europa war, ist heute ein Sorgenfall. Wie das deutsche Rentensystem funktioniert und warum es schnellstens an die heutige und zukünftige Situation angepasst werden sollte, erfährst du im Folgenden. 

Seit wann existiert das deutsche Rentensystem? 

Im Jahr 1889 verabschiedete man erstmals ein Gesetz „betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“. Wenige Jahre zuvor wurden bereits die gesetzliche Unfallversicherung sowie Krankenversicherung geschaffen. Otto von Bismarck, damaliger Reichskanzler des Deutschen Reichs, hatte die Gefahren, welche die Industrialisierung mit sich brachte, erkannt und schuf so ein noch simples, aber für Europa vorbildliches Sozialnetz. Das Renteneintrittsalter war damals auf 70 Jahre festgelegt. Über die Jahre wurde  das Renteneintrittsalter auf 65 Jahre gesenkt, um es dann in 2012 wieder auf 67 Jahre anzuheben. 

Wie funktioniert die Rente?

Das deutsche Rentensystem funktioniert nach dem Prinzip der „Umlagefinanzierung“. Das bedeutet, der arbeitende Teil der Bevölkerung, die Beitragszahlenden finanzieren die Renten der gegenwärtigen Renter*innen. Dieses Prinzip steht im Kontrast zu dem der „Kapitaldeckung“, wobei Arbeitende jeweils für ihre eigene Rente einzahlen. 

Welche Vor- und Nachteile hat die Umlagefinanzierung? 

Die Umlagefinanzierung ist vor allem in Zeiten starker Inflation oder Börsencrash von Vorteil, da nur geringe Rücklagen gebildet werden, die an Wert verlieren können. Gleichzeitig birgt die Umlagefinanzierung jedoch das Problem des demografischen Wandels: die sinkende Zahl der jungen Menschen und die steigende Zahl der Älteren. Das führt dazu, dass wenige junge Menschen die Renten vieler alter Menschen zahlen müssen, was sich zunehmend problematisch gestaltet. 

Wie steht es aktuell um die Rentenfinanzierung in Deutschland?

Laut Statistischem Bundesamt erreichen in den kommenden 15 Jahren rund 8,4 Millionen Menschen das Arbeitsalter, während rund 13 Millionen in Rente gehen. Die Differenz scheint nicht tragbar für künftige Renteneinzahler. Dieses Problem hat ein Großteil der Bevölkerung bereits erkannt und angefangen, eigenständig für die Rentenjahre zu sparen und Kapitalerträge zu generieren. Dabei erwirtschaften Menschen mit größerem Vermögen logischerweise auch mehr Vermögenszuwachs, da sie mehr in Geldanlagen investieren können. 

Renteneintrittsalter 67 Jahre

Das hohe Renteneintrittsalter mit 67 Jahren wird mit der soeben dargelegten künftigen Unterfinanzierung sowie dem Fachkräftemangel begründet. Fachkräfte sollen somit länger an den Job gebunden werden, da schlicht und einfach der Nachwuchs in diesen Bereichen fehlt. Entgegen dieser Bestimmung geht der Wille der Arbeitnehmenden jedoch Richtung weniger Arbeit und mehr Freizeit. Kaum einer möchte bis 67 arbeiten, wenn es nicht wirklich nötig ist.

Ein erhöhtes Rentenalter oder auch nur die erhöhte Möglichkeit, dass mehr Menschen bis zu diesem Alter wirklich arbeiten und damit in die Rentenkasse einzahlen, wird in Zukunft also wahrscheinlich nicht reichen. Besser organisierte Zuwanderung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt ist eine Möglichkeit, die Folgen dieses Problems abzumildern, jedoch wird dies die Lücke nicht schließen. Die Regierung muss sich die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte eingestehen und Investitionen für die Zukunft tätigen, um die zukünftigen Rentenzahler zu stützen. 

ein Artikel von
Maya Spies hat Kulturwirtschaft in Passau studiert und steht jetzt vor vielen unbeantworteten Zukunftsfragen. Ihr Interesse gilt gesellschaftlichen Themen und finanzieller Bildung.