Wie glücklich macht Geld?

Wenn im Sauerland die Unsterblichkeit der Kindheit aufgeführt wird

von Moritz Weinstock

ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt hat einen besonderen Moment seiner Kindheit wieder aufleben lassen. Seine neu entflammte Liebe zu Winnetou hat ihm den Wert der Vergangenheit nochmal klar vor Augen geführt.

Sommer 1979. Meine Eltern hatten sich ein altes FIAT-Wohnmobil von Freunden geliehen um mit uns Kindern auf Tour zu gehen. Wir besuchten viele schöne Orte, machten Lagerfeuer, erlebten Abenteuer und aßen Linsensuppe aus der Dose. Am Ende der Fahrt stand eine besondere Überraschung auf dem Programm, von der uns unsere Eltern zuvor kein Sterbenswörtchen gesagt hatten: Wir erlebten den verehrten Helden aus den Winnetou-Filmen der 60er Jahre live: Pierre Brice ritt in Elspe im Sauerland über die Naturbühne und tausende Fans strömten herbei. Winnetou 2 hieß das Stück damals und ich erinnere mich, dass auch ein kleines blondes Mädchen mitspielte. Der charmante Franzose sprach deutsch mit seinem unverwechselbaren Akzent und die zahlreichen großen Mädchen im Publikum schmolzen dahin. Aber auch wir Jungs waren begeistert. Am Ende der Show drängelten wir uns ganz vorne an den Bühnenrand, alle wollten dem Häuptling aller Häuptlinge ganz nah sein. Nie habe ich diesen Moment vergessen, als ich vor meinem Idol stand.

Ein Ritt in die Vergangenheit

Am vergangenen Wochenende war ich anlässlich meines Geburtstages wieder dort. Mit der ganzen Familie. Winnetou 3. Teil stand auf dem Programm und jeder weiß, dass das Stück für den Hauptdarsteller kein gutes Ende nimmt. Aber die Macher ließen den edlen Apachen nach seinem Ableben auf seinem schwarzen Rappen noch einmal hoch oben zwischen den Bäumen einreiten. Zum Klang der legendären Melodie seines Erscheinens brandete Beifall im weiten Rund auf. „Winnetou ist immer bei euch“, schallte die Stimme aus den Lautsprechern und die eine oder der andere wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Wie hat dir der Ritt in deine Jugend gefallen?“ – fragte meine große Tochter Emily später. Meine jüngste Tochter Holly antwortete ihr, noch bevor ich es konnte: „Papa ist doch immer glücklich, wenn er bei Winnetou ist.“ Stimmt. Erinnerungen an magische Momente der Kindheit sind schließlich unbezahlbar und es tut gut, sie ab und zu mal wieder hervorzuholen und auf die Leinwand des Lebens zu bringen.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.