Initiative Q

Die mysteriöse Q-Welle überrollt Europa

von Anton Kleihues

Während die einen ein riesiges Schneeballsystem erkennen, glauben die anderen noch an den ganz großen Coup. Klar ist: Initiative Q ist eine Erfolgsgeschichte.

Wer in den letzten Wochen in den sozialen Netzwerken unterwegs war, stieß immer wieder auf Posts zu einer gewissen Initiative Q. Ob auf WhatsApp, per SMS, auf Twitter, auf LinkedIn oder Facebook: Tausende Nachrichten zwitscherten um die Welt und wiesen darauf hin, dass ein Ex-Paypal-Mitarbeiter an dem nächsten großen Ding, einer Währung, arbeite. Jetzt solle man schnell Teil davon werden! Die Erfolgsgeschichte der Kryptowährungen im Hinterkopf, sprangen Millionen von Menschen direkt mit auf den Zug. Wie eine riesige Welle zogen sich die Posts durch die Tiefen der sozialen Netzwerke. Alles begann im Juni 2018, als der ehemalige Paypal-Mitarbeiter Saar Wilf und der Geldtheoretiker Lawrence White ein neues Zahlungsnetzwerk starteten: Initiative Q. Es sollte die Grundlage für eine neue digitale Währung namens Q bilden.

Um möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu bewegen, beschlossen sie die Q-Münzen kostenlos zu vergeben. Mit der großen Verbreitung soll das Problem aller neuen Währungen gelöst werden: Es braucht nicht nur Bezahlmitteldaten, sondern auch dem Gegenüber, der sie akzeptiert. Interessierte müssen lediglich ihren Namen und E-Mail-Adresse angeben- dann erhalten sie eine bestimmte Anzahl von Q. Den Hype löst aus, dass Interessierte mehr Q bekommen, je früher sie einsteigen. Sind sie erst einmal angemeldet, bekommen sie zusätzlich fünf Einladungscodes, die sie an Freunde schicken können. Diese verifizieren ihre Identität dann gegenseitig. Jeder kann mitmachen, ohne großen Einsatz, ohne großes Risiko. Je früher man dabei ist, desto besser.

Auf der Internetseite wirbt das Unternehmen damit, dass man mit der Anmeldung Q im zukünftigen Wert von mehr als 19.000 Dollar bekomme. Die Zahl sinkt rasant. Je mehr Personen teilnehmen, desto kleiner die Auszahlung. „Verpass nicht das nächste Bitcoin und nutze die Chance, reich zu werden“ heißt es in vielen Posts. Initiative Q will aber keine neue Kryptowährung wie der Bitcoin sein. Diese seien zu wenig stabil, zu wenig verlässlich und ihr Energieverbrauch sei zu hoch. Vox.com berichtet, dass die Gründer zu anfangs nur 2000 Bekannten eine Einladung zukommen ließen. Danach verbreitete sich der Einladungs-Link per Kettenmail an tausende Andere. Mehr als vier Millionen Menschen sollen sich bereits angemeldet haben. Offen ist, wie viele Mitglieder Initiative Q erreichen will, bevor es tatsächlich losgeht.

Die Macher sagen, nur mit ihrem Produkt könne das typische Henne-Ei-Problem einer neuen Währung gelöst werden, weil sie dadurch schon vor Entwicklung eine breite Akzeptanz erfahre. Obwohl mit der Teilnahme an Q wohl kein finanzielles Risiko besteht, regt sich bereits der Wiederstand der Kritiker: Sie warnen, dass es sich bei Q um ein Pyramidensystem handle. Außerdem vermuten einige hinter dem Unternehmen schlicht eine extrem dreiste Art und Weise an Daten heranzukommen. Das Unternehmen widerspricht und versichert, mit den Nutzerdaten werde vertraulich umgegangen. Ob sich die Firma daran hält, lässt sich kaum kontrollieren. Wie so vieles rund um Initiative Q.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.