In der Bankenwelt scheint es eine Trendwende zu geben, denn in vielen Geldhäusern werden Minuszinsen gestrichen und höhere Zinsen gezahlt. Für Personen im Besitz eines Tages- und Festgeldkonto bedeutet das mehr Geld auf ihrem Sparkonto. Vor einigen Wochen sah es noch ganz anders aus, als Banken und Sparkassen im Durchschnitt rund 0,2 Prozent für Festgeld über ein Jahr zahlten.
Inzwischen hat die von den USA herbeigeführte Zinswende viele andere Finanzinstitute zum Handeln beeinflusst, wie der Frankfurter Finanzanbieter FMH-Finanzberatung feststellt. Die ING Deutschland ist die erste Privatkundenbank, die diesen Schritt gewagt hat, indem sie die Freibeträge per Juli für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten von derzeit 50.000 auf 500.000 Euro (!!!) anhieb.
In vielen Hinsichten ist das eine große Veränderung, wenn man bedenkt, dass die Tagesgeldzinsen für 5000 Euro noch Anfang des Jahres im Schnitt bei 0 Prozent lagen. Bei Festgeld für kleine Anlagesummen waren die Zinsen über einen Zeitraum von einem Jahr noch rund ein Fünftel niedriger als heute. Inzwischen zahlen Banken für Jahrestagesgeld bis zu 0,35 Prozent und für Jahresfestgeld bis zu 0,95 Prozent. Immerhin.
Bei den aktuellen schwankenden Aktienmärkten könnte ein Tages- oder Festgeldkonto ein Ort der Sicherheit für das Vermögen sein. Allerdings nicht langfristig, da die Inflation das Kapital entwertet.
Banken im Vergleich
Die Europäische Zentralbank stellt eine Anhebung der Leitzinsen in Aussicht, um der Inflation entgegenzuwirken. Dazu wird die EZB die Strafzinsen für Geschäftsbanken streichen. Das ist für viele Banken ein weiterer Grund Negativzinsen abzuschaffen.
Nach Angaben des Vergleichsportal Verivox weiteten fünf weitere Banken wie die Oldenburgischen Landesbank ihre Freibeträge aus. Währenddessen sieht die genossenschaftliche VR-Bank Mittelfranken komplett von Negativzinsen ab. Sie hatte zuvor für Summen oberhalb 50.000 Euro bei Neu- und Bestandskunden Gebühren berechnet. Dennoch gibt es Finanzinstitute, die Negativzinsen für ihre Sparer einführen. Nach Berechnung von Verivox sind das rund ein Drittel der Banken. Oft sind das ausländische Banken oder Anbieter mit speziellen Finanzierungsgeschäften.
Die höchsten Tagesgeldzinsen erhalten Sparer bei der estnischen Bank mit 0,35 Prozent im Jahr. Bei der französischen Renault Bank sind es 0,2 Prozent für Neukunden und für Bestandskunden zirka 0,05 Prozent. Bei beiden Banken müssen Sparer aber mit dem reduzierten gesetzlichen EU-Einlageschutz von 100.000 Euro pro Person leben. Insgesamt steht aber fest: Wer sein Geld eine Weile auf Tages- oder Geldkonto verwahrt, kann künftig mit etwas mehr Zinsen kalkulieren.