INFLATIONSSORGEN

Die fünf wichtigsten Fragen zur Inflation

von Nils Matthiesen

Viele Unternehmen erhöhen die Preise, gleichzeitig steigen andere Kosten. Die Folge: Inflation. Erfahre, was das für dich bedeutet.

Was bedeutet das im Alltag?

Alles wird teurer. Vor allem Tanken und Heizen. Aber auch im Supermarkt musst du tiefer in die Tasche greifen. Im Vergleich zum Vorjahr sind laut Statistischem Bundesamt zum Beispiel die Preise für Gemüse im September um rund 9,2 Prozent, für Milchprodukte und Eier um 5,5 Prozent und für Kaffee, Tee und Kakao im Schnitt um 4,9 Prozent gestiegen. Ein kurzfristiger Zeitraum mit etwas höherer Inflation ist kein großes Thema, aber eine längere Periode mit einer Inflationsrate oberhalb von 3 Prozent kann problematisch sein. Denn in diesem Fall steigen auf der einen Seite deine Lebenshaltungskosten, während auf der anderen Seite deine Investitionsrendite sinkt. Sprich: Deine Kaufkraft sinkt und gleichzeitig werfen deine Ersparnisse weniger ab. Zudem werden Kredite teurer werden. Denn zum einen könnten die Banken höhere Zinsen verlangen, um die Inflation auszugleichen. Und zum anderen könnte die Leitzinsen steigen, wenn die Notenbanken Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung ergreifen.

Wann gab es das zuletzt?

Die letzte heftige Inflationsphase ist schon rund 50 Jahre her, das war in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Etliche Jahre lag die Steigerungsrate damals um die sechs Prozent, die Preise stiegen viel schneller als die Einkommen. So war unter anderem der Benzinpreis von rund 60 Pfennigen pro Liter auf 90 Pfennige (ca. 45 Cent) hochgeschnellt. Um Energie zu sparen, mussten die Deutschen sogar sonntags aufs Auto verzichten. Gut für die Umwelt – schlecht für die Wirtschaft.

Steigen die Preise weiter?

Aktuell sieht es so aus, dass die Inflation im August bei 3,9 Prozent, im September bei 4,1 Prozent und im Oktober auf 4,5 Prozent gestiegen ist. Geht es weiter nach oben? Experten sind geteilter Meinung. Das eine Lager ist der Meinung, dass das Thema bald vom Tisch sei, und vor allem temporär hohe Energiepreise und die aufgestaute Nachfrage aufgrund des pandemischen Lebensstils zu einem plötzlichen Anstieg der Preise geführt habe. Schon bald, wahrscheinlich ab nächstem Frühjahr, werde sich die Lage jedoch wieder entspannen.

Das andere Lager ist nicht so optimistisch. Denn die Gründe, die die Preise aktuell steigen lassen, würden womöglich doch nicht so schnell wieder von der Bildfläche verschwinden, wie gehofft. Schlimmer noch: Es könnten sich weitere Preistreiber hinzugesellen. Vor allem die galoppierenden Rohstoffpreise – allen voran beim Öl – seien problematisch. Dazu kämen Faktoren wie Lieferengpässe in der Industrieproduktion und Mangel an Fachkräften. Entsprechend müssten wir noch bis ins Jahr 2023 mit hohen Inflationsraten leben. 

Was macht die Politik?

Bislang wenig bis nichts. Offenbar herrscht auch hier die Meinung vor, dass es sich um einen temporären Effekt handelt. Bislang bleiben zumindest die Leitzinsen – das wichtigste Instrument im Kampf gegen Inflation – noch bei 0 Prozent. Es ist aber nicht so, dass die Notenbanken das Problem nicht auf dem Schirm hätten. Mittlerweile haben sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Bank of England bereits eine Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es bislang keine entsprechenden Äußerungen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel (50) merkte lediglich an, dass auch in Frankfurt die Inflation inzwischen offenbar ernster genommen werde.

Wie schützt du dich vor Inflation?

Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Inflation über einen längeren Zeitraum auszugleichen, dann ist es die Anlage in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Die Börse verkraftet Inflationsphasen in der Regel eher unbeschadet und die Gewinne übersteigen die Inflationsraten. Besonders Aktien von marktführenden Firmen („Blue Chips“) gelten als besonders inflationsresistent. Zudem handelt es sich bei Aktien um „Sachwerte“, ihr Wert steigt also mit der Inflation. 

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.