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4-Prozent-Regel

Die 4-Prozent-Regel

von Pauline Brinkmann

Von finanzieller Unabhängigkeit träumen die meisten Menschen. Doch wie lässt sie sich wirklich erreichen? Unter Finanzexperten wird dazu die 4-Prozent-Regel heiß diskutiert. Du hast noch nie von der 4 Prozent-Regel gehört? Wir erklären dir, was es damit auf sich hat.

Die 4-Prozent-Regel ist schlichtweg eine mathematische Formel, die errechnet, wie hoch dein Gesamtkapital sein muss, damit du den Rest deines Lebens damit über die Runden kommen kannst, ohne weiter dafür arbeiten zu müssen.

Ziel ist es, vom angesparten Vermögen und den sich daraus ergebenden Zinsen, seinen vorher festgelegten Lebensunterhalt finanzieren zu können. In den meisten Fällen wird diese Formel mit dem Frugalismus in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um einen sehr bescheidenen Lebensstil ohne großartigen Konsum. Frugalisten legen ihr Geld eher an, statt es auszugeben. 

Das heißt du solltest, wenn möglich einen großen Teil deines Einkommens investieren, damit du dir ein ausreichendes Vermögen aufbauen kannst. Dabei musst du natürlich nicht in die Vollen gehen und auf alles in deinem Leben verzichten. Denn auch bei Frugalisten gibt es solche und solche Extreme. 

Die einen geben im Monat nur 700 Euro aus, leben in einer WG und kaufen nur Second-Hand Artikel. Andere wiederum nutzen diese Denkweise lediglich, um bewusstere Konsumentscheidungen zu treffen. Egal wie extrem man sich finanziell zurückhalten möchte, es rentiert sich immer die frugalistische Lebensweise zumindest in Teilen in seinen Alltag einzubauen und alte Denkmuster zu hinterfragen.

Doch wie gelingt es die 4-Prozent-Regel umzusetzen? 

Die 4-Prozent-Regel ist eigentlich sehr simpel. Sie besagt, dass dein Startkapital 25-mal so hoch sein muss, wie deine jährlichen Ausgaben. Somit gestaltet sich diese Formel für jeden anders. Doch schauen wir uns das mal etwas genauer an. Nehmen wir als Beispiel den extremen Frugalisten von oben, der nur 700 Euro im Monat ausgibt: 700 Euro x 12 = 8.400 Euro / 8.400 EURO x 25 = 210.00 Euro.

Dennoch muss man realistisch sein: Die wenigsten Menschen werden es schaffen für den Rest ihres Lebens lediglich 700 Euro im Monat auszugeben. Schauen wir uns also noch ein Beispiel mit etwas höheren monatlichen Ausgaben an.

Wie stellt sich die Rechnung bei jemanden der 2.200 EURO pro Monat ausgibt dar: 2.200 Euro x 12 = 26.400 Euro // 26.400 Euro x 25 = 660.000 Euro

Doch wir gelingt die Umsetzung? 

Wichtig ist, dass du dir smarte Ziele setzt. Der Satz:“Ich möchte mehr sparen.” wäre zum Beispiel kein smartes Ziel. Lege lieber einen genauen Betrag fest, den du jeden Monat ansparen möchtest. Denn dadurch weißt du, worauf du hinarbeitest und kannst zudem feststellen, ob du das Ziel wirklich erreichst und die Schrauben im nächsten Monat gegebenenfalls sogar noch etwas fester ziehst. Doch aufgepasst, nur weil du dir konkrete Ziele stecken solltest, heißt das nicht, dass du nicht groß träumen darfst. Stecke die Latte lieber etwas zu hoch als zu niedrig, denn das motiviert dich bei der Sache zu bleiben und das Ziel zu erreichen.

Nutze die Kraft der Vision

Stell dir vor, wie du in ein paar Jahren leben könntest, wenn du heute anfangen würdest, dafür zu arbeiten. Male dir aus, wie schön deine Zukunft aussehen wird und lass dich von dieser Vision anspornen. Diese Methode mag albern klingen, aber wenn du diese Technik ernsthaft umsetzt, wird es dir leichter fallen deine Ziele zu erreichen.

Wo liegt der Ursprung der 4-Prozent-Regel?

Die besagte 4-Prozent-Regel ist das Produkt der im Jahre 1998 an der Trinity-University in Texas durchgeführten „Trinity-Studie„. Im Rahmen dieser Studie wollten die Professoren untersuchen, wie viel Geld jedes Jahr problemlos von einem vorhandenen Vermögen entnommen werden kann, ohne das Risiko einer Insolvenz hervorgerufen wird. Als Grundlage dessen dienten fiktiv investierte Vermögen in Aktien und Anleihen über einen Zeitraum von 30 Jahren.

Das damalige Ergebnis war, dass wer nur 4 Prozent seiner Ersparnisse verwendet, hat am Ende der 30 Jahre nach wie vor Geld auf dem Konto. In Abhängigkeit von der gewählten Anlagestrategie kann das Vermögen auch länger oder im besten Falle sogar ewig ausreichen.

Worauf basiert die 4-Prozent-Regel? 

Basis dieser 4-Prozent-Regel ist eben jener Effekt, den Einstein damals als das achte Weltwunder bezeichnet haben soll: der sogenannte Zinseszinseffekt. Dahinter versteckt sich die Erkenntnis, dass ein Vermögen sowohl in der Anspar- als auch in der Entnahmephase immer wieder von den Zinsen der Zinsen genährt wird. 

Dies bezeichnet man in der Regel auch als passives Einkommen, für das man nicht gesondert arbeiten muss. Wichtig ist hier lediglich eine inflationsresistente Anlagestrategie, die dafür sorgt, dass sich das Vermögen nicht vermindert, sondern vermehrt.

Wichtig zur Erreichung der frühzeitigen finanziellen Unabhängigkeit (!) ist also in erster Linie Disziplin und in zweiter Linie eine kluge Geldanlagestrategie. Viel Erfolg!

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.