© Markus Schön Foto: Christian Knieps
GUT INVESTIERT

„Der Satz „über Geld spricht man nicht“ ist grundfalsch“ – Im Gespräch mit Markus Schön

von Michael André Ankermüller

Markus Schön studierte in London Wirtschaft, arbeitete für die Commerzbank und die Sparkasse in leitenden Positionen. Heute ist er Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Schön & Co. ZASTER hat den Vollblut-Unternehmer zum Gespräch getroffen.

100.000 Euro auf der hohen Kante. Wie würden Sie diese langfristig anlegen?

Wenn Sie diese 100.000 Euro gerade durch eine Schenkung, einen Gewinn, einen Bonus o. ä. erhalten habe, empfehle ich Ihnen 5.000 bis 10.000 euro komplett unsinnig auszugeben. Ein Wochenende mit ihrem Traum-Ferrari, ein Kurztrip an die Côte d’Azur oder das schönste Essen in einem Top-Restaurant mit Familie und Freunden. Es gibt sehr ernstzunehmende Untersuchungen, die feststellen, dass ein plötzlicher Vermögenszufluss am ehesten erhalten bleibt, wenn man für einen kleinen Teil eine verrückte Ausgabe tätig.

Für den Rest eine Anlageempfehlung abzugeben, hängt von der Lebenssituation ab. Als Faustregel kann man sagen. Je unternehmerischer die laufenden Einnahmen sind, desto geringer sollte die Aktienquote sein. Wir haben bei Schön & Co Milliardäre, für die wir nennenswerte Vermögen in Anleihen und Rohstoffbeimischungen verwalten. Umgekehrt kann ein jüngerer Beamter auch 80% Aktienquote haben.

Wie sieht Ihr persönliches Depot aus? Wollen Sie uns ihre Lieblingswerte verraten? 

Vermutlich relativ ähnlich zu anderen Kunden der Schön & Co Vermögensverwaltung. Schließlich wird es vom dortigen Portfoliomanagement mit verwaltet, damit ich nicht den klassischen Anlegerfehler mache: Bei eigenem Geld emotional zu entscheiden. Bei meinen Kinder weiß ich es: Da liegt das – überschaubare – Vermögen natürlich im Schön & Co Nachhaltigkeitsfonds, in den dann auch fleißig gespart wird.

Ich freue mich aber immer, wenn ich in Portfolios Werte wie Microsoft, LVMH, Ferrari oder den britischen Wasseraufbereiter Thames Water sehe – oft lieber die Anleihen als die Aktien. Schließlich ist vielfach auf mittlere Sicht die Rendite besser, die Erträge sind planbar und man weiß, wann wieviel Geld zurückkommt.

Kryptowährungen, Gold und Luxusuhren? Sinnvoll als Beimischung im eigenen Depot oder lieber Finger weg? Was ist Ihre persönliche Meinung?

Wenn man ein bestimmtes Vermögen erreicht hat, ist das Risiko mehr vom Gleichen zu tun, relativ groß. Deswegen muss man dann überlegen, wie man diversifizieren kann. Aber man darf nicht vergessen, aber auch diese Anlageformen korrelieren mit klassischen Assetklassen an den Kapitalmärkten. Bei Kryptowährungen ist ein großes Argument die Verknappung. Aber das wurde auch bei CO2-Zertifikaten gesagt und viele institutionelle Anleger reiben sich die Augen, wie sich da das Vermögen faktisch halbieren konnte.

Luxus-Autos und Luxus-Uhren sind klassische „good-time-assets“. Dann ist aber auch das Aktienumfeld positiv, die Zinsen bei Anleihen attraktiv und die Wertentwicklung der Immobilien geht nach oben. Deswegen würde ich diesen Bereich weniger unter finanzieller Rendite, sondern ideeller Rendite sehen. Wenn es mir Freude macht, eine tolle Uhr zu haben oder ein Gemälde jeden Tag betrachten zu können, ist auch dies eine Form von Anlageerfolg.

Finanzielle Bildung in Deutschland steckt immer noch in ihren Kinderschuhen. Was muss sich Ihrer Meinung nach dringend in der Zukunft ändern? 

Vor allem geht auch dort die Schere immer weiter auseinander. In armen Familien wird maximal über den Mangel an Geld gesprochen. Reiche Familien diskutieren die nächsten Firmenkauf beim Abendessen. Da wird dann ganz natürlich Finanzwissen vermittelt. Insofern ist der Satz „über Geld spricht man nicht“ grundfalsch. Wie so häufig im Leben lernt man aus guten und schlechten Erfahrungen.

Da ist die Familie, der Freundeskreis und das Umfeld ganz wichtig. Zum Umfeld gehört natürlich auch die Universität, die Schule und der Kindergarten. Bei letzterem sollte man anfangen. Da ist auch kein Geld zu haben, noch nicht so schambehaftet wie später. Kinder haben dort noch den richtigen Blick: Geld gehört dazu, aber wirklich arm sind die Menschen, für die es zum Lebensmittelpunkt wird.

Was war Ihr bestes Investment überhaupt? Und was Ihr möglicherweise schlechtestes?

Ebenso wie in der Vermögensverwaltung für unsere Kunden denken wir in Generationen. Also ist das beste Investment ein Familien-Investment: nämlich unsere unternehmerischen Aktivitäten bei Schön & Co und in der buero.de Gruppe. Dies ist nicht nur wirtschaftlich gut, sondern schafft auch ideelle Mehrwerte in und über die Familie hinaus.

Das schlechtestes Investment verantwortet man in einer Familie natürlich auch allein: Ich habe einen Oldtimer einer Marke, die mich nicht wirklich interessierte und die ich daher nicht beurteilen konnte gekauft. Damals war ich noch jung und habe daraus gelernt: Wenn ich keine Ahnung habe und kein Geld für Expertise ausgeben will, sollte ich das ganze Geschäft sein lassen.

Welches Ziel verfolgen Sie mit ihrem Schön & Co Nachhaltigkeitsfonds? 

Wir wollen die Grünen widerlegen. Nachhaltigkeit und ökologischer Wandel bedeuten eben nicht ein Schrumpfen der Wirtschaft oder eine Verschlechterung des Lebensstandards. Daher gehen wir einen völlig anderen Ansatz. Wir definieren Nachhaltigkeit ganz klassisch und den Kern beibehaltend als Bewahrung der Schöpfung für kommende Generationen.

Die Bewahrung der Schöpfung bedeutet aber auch einen Erhalt des Status quo hinsichtlich medizinsicher Versorgung, Wohnen, Arbeiten und Leben. Deswegen führen wir in unserem Nachhaltigkeitsfonds Werte zusammen, die für wirtschaftliches Wachstum ohne Belastung des Klimas, des Wasser oder des Boden stehen. Ein einzeles Unternehmen dieser Art gibt es nicht. Also kaufen wir beispielsweise Anleihen eines Wasseraufbereiters, der – wie die ganze Branche – eine schlechte CO2-Bilanz hat und ergänzen dies mit einem Wert, der mehr CO2 einspart als er produziert. Für die Bodennutzung gehen wir ähnlich vor. Daraus entsteht dann ein Portfolio mit sehr erfolgreichen und damit rentablen Werte, die in ihrer Summe die Schöpfung bestmöglich bewahren.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.