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Digitale Währungen

Der digitale Euro und dessen Zukunft?

von Theresa v. Rehlingen-Prinz

Um digitales Zentralbankgeld verstehen zu können, zu dem auch der digitale Euro gehören wird, muss man bei Fiat-Geld beginnen. Fiat-Geld ist eine von der Regierung ausgegebene Währung, die nicht durch ein physisches Gut wie zum Beispiel Gold gedeckt ist. Es gilt als eine Art gesetzliches Zahlungsmittel, das zum Austausch von Waren und Dienstleistungen, sowie zumindest theoretisch auch als Wertespeicher verwendet werden kann.  

Traditionell wurde Fiat-Geld in Form von Banknoten und Münzen ausgegeben, aber die Technologie hat es Regierungen und Finanzinstituten ermöglicht, physisches Fiat-Geld durch ein kreditbasiertes Modell zu ergänzen, bei dem Guthaben und Transaktionen digital erfasst werden. Somit sind digitale Zentralbankwährungen digitale Token, ähnlich wie Kryptowährungen, nur, dass sie von einer Zentralbank kommen. 

Man stelle sich eine Welt vor, in der Zentralbanken weiterhin nur Bargeld zur Verfügung stellen, die Menschen aber zunehmend lieber digital und nur mit digitalen Währungen privater Anbieter bezahlen. In einer solchen Welt würde Zentralbankgeld seine wichtige Rolle im Zahlungsverkehr verlieren, und es wäre nicht länger möglich, die Komplementarität und Konvertierbarkeit von öffentlichem und privatem Geld zu gewährleisten. 

Der gesamte Geld- und Finanzsektor würde somit kurz- oder mittelfristig seinen Anker, das Zentralbankgeld verlieren. Dadurch droht Instabilität. 

Es gibt zwei Arten von CBDCs, nämlich Großkunden- und Einzelhandels-CBDCs. Großkunden CBDCs werden hauptsächlich von Finanzinstituten verwendet. CBDCs für den Einzelhandel werden von Verbrauchern und Unternehmen verwendet, ähnlich wie physische Geldformen. 

Großkunden-CBDCs sind vergleichbar mit dem Halten von Reserven bei einer Zentralbank. Die Zentralbank stellt einem Institut ein Konto zur Verfügung, auf das es Geld einzahlen oder das es zur Abwicklung von Banküberweisungen nutzen kann. Die Zentralbanken können dann geldpolitische Instrumente wie Mindestreserveanforderungen oder Zinsen auf Reserveguthaben einsetzen, um die Kreditvergabe zu beeinflussen und Zinssätze festzulegen. 

Retail-CBDCs (CBDCs für Privatkunden) sind staatlich gestützte digitale Währungen, die von Verbrauchern und Unternehmen verwendet werden. Retail-CBDCs eliminieren das Intermediärrisiko – das Risiko, dass private Emittenten digitaler Währungen in Konkurs gehen und die Guthaben ihrer Kunden verlieren. Es gibt zwei Arten von Retail-CBDCs. Sie unterscheiden sich darin, wie die einzelnen Nutzer auf ihre Währung zugreifen und sie verwenden: Token-basierte Privatkunden-GBDCs sind mit privaten/öffentlichen Schlüsseln zugänglich. Diese Methode der Validierung ermöglicht es den Benutzern, Transaktionen anonym durchzuführen. Kontobasierte Einzelhandels-GBDCs erfordern eine digitale Identifizierung für den Zugang zu einem Konto. 

Die Einführung und Entwicklung von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie zum Zweck des Finanzsektors, haben das Interesse an bargeldlosen Gesellschaften und digitalen Währungen weitergetrieben. So prüfen Regierungen und Zentralbanken weltweit die Möglichkeit, staatlich gestützte digitale Währungen zu verwenden.

Wenn sie eingeführt werden, haben diese Währungen das volle Vertrauen und die Rückendeckung der Regierung, die sie ausgegeben hat, genau wie Fiatgeld. Mittlerweile gibt es neun Länder, die eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) vollständig eingeführt haben. Acht der neun Länder befinden sich in der Karibik. Nigeria und sein e-Naira sind das jüngste (und erste Land in Afrika), dass ein CBDC eingeführt hat.

Vergleicht man Kryptowährungen mit CBDCs, braucht es nicht lange, bis einem Gemeinsamkeiten, sowie grundlegende Unterschiede auffallen. Das Ökosystem der Kryptowährungen bieten einen Einblick in ein alternatives Währungssystem, in dem keine schwerfälligen Vorschriften die Bedingungen für jede Transaktion vorschreiben. Das Duplizieren oder Fälschen ist schwer, da sie durch Konsensmechanismen gesichert sind, die Manipulationen verhindern.

Die digitalen Währungen der Zentralbanken sind so konzipiert, dass sie Kryptowährungen ähnlich sind, nur, dass sie möglicherweise keine Blockchain-Technologie oder Konsensmechanismen benötigen. Außerdem sind Kryptowährungen bisher unreguliert und dezentralisiert. Ihr Wert wird von der Stimmung der Anleger, der Verwendung und dem Interesse der Nutzer bestimmt. Sie sind volatile Vermögenswerte, die als spekulativ eingeschätzt werden, was ihren Einsatz in einem Finanzsystem, das Stabilität erfordert unwahrscheinlich macht. CBDCs spiegeln den Wert einer Fiat-Währung wieder und sind auf Stabilität und Sicherheit ausgelegt. 

Mit einem digitalen Euro können Menschen in Europa überall in der Eurozone mit Zentralbankgeld digital bezahlen – so wie heute in Geschäften mit Bargeld eingekauft wird. 

Die Rolle von Zentralbankgeld soll als Anker des Zahlungssystems bewahrt werden, damit die verschiedenen Formen des Geldes problemlos nebeneinander bestehen, ineinander umgetauscht werden und einander ergänzen können. Der EZB zufolge würde ein digitaler Euro, auf unserer strategischen Autonomie und wirtschaftlicher Effizienz einzahlen, denn er wäre eine europäische Zahlungslösung, die für alle digitalen Zahlungen eingesetzt werden könnte. Er soll auch in erster Linie als Zahlungsmittel und nicht zur Geldanlage verwendet werden.

Beaufsichtigte Intermediäre würden beim konkreten Umgang mit dem digitalen Euro eine Rolle spielen. Das Eurosystem testet gegenwärtig verschiedene Ansätze und Technologien zur Bereitstellung eines digitalen Euro, darunter auch zentralisierte und dezentralisierte Lösungen wie die Distributed Ledger Technology (bspw. über Blockchain implementiert). Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Davor müssen noch unerwünschte Nebeneffekte der Ausgabe eines digitalen Euro für Geldpolitik, Finanzstabilität und die Vergabe von Krediten an die Realwirtschaft erfasst und minimiert werden. 

Fazit

Schlussendlich lässt sich eine dynamische Entwicklung im Rahmen digitaler Staatsbankwährungen beobachten. Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich Politik und Zentralbanken von Kryptowährungen und ihrer breiten Annahme bedroht fühlen. Um mithalten zu können, müssen sie eine Alternative erstellen. Auch wenn die Einführung von CBDCs die schwerwiegenden Probleme des gegenwärtigen Finanzsystems nicht lösen, könnten sie Geldflüsse effizienter gestalten. Die früheste Einführung des digitalen Euro ist für 2026 geplant und das endgültige Produkt der digitalen Währung bleibt abzuwarten. 

ein Artikel von
Theresa v. Rehlingen-Prinz
Theresa ist Kommunikationstrategin und Texterin. Davor arbeitete sie national und international im Venture Capital Bereich. Nebenbei beschäftigt sie sich auch viel mit weniger prominenten Alternativanlagen wie z.B. Kryptowährungen.