© LinkedIn Sales Solutions / Unsplash
FEMALE FINANCE

Der bittere Unterschied zwischen Frauen und Männer beim Investieren  

von Zoe Brunner

In Deutschland investieren immer mehr Frauen, doch es sind lange nicht so viele wie Männer. Nur ein Drittel der Aktienanlagen werden von Frauen getätigt. Braucht es denn endlich eine Aufholjagd der Frauen?  

Stand 2021  

2021 sah die Ausgangslage an der Börse sehr zuversichtlich aus. Es schien als wäre das Vertrauen von Anlegern und Anlegerinnen gefestigt worden – schließlich besaß jede sechste Person, also 17,1 Prozent der Gesamtbevölkerung, Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs im Depot. Nach Angaben des deutschen Aktieninstituts sind das zwar 0,4 Prozent weniger als 2020, allerdings ist es der dritthöchste Stand seit 1997 (!). Somit sind die Aktionärszahlen trotz eines kleinen Rückgangs auf einem stabilen Wert geblieben. Vor allem aktienbasierte Fonds/ETFs waren unter den Deutschen besonders beliebt. Männer als auch Frauen haben sich an diesem Aktionärsboom beteiligt und die Chance genutzt eine Aktienanlage ins Leben zu rufen oder ihre bisherige weiterzuführen.  

Frauen im Rückstand  

Während die letzte Datenerhebung keine signifikanten Schwankungen zeigt, ist wiederrum das Investitionsgefälle zwischen Männern und Frauen augenfällig. In Deutschland gab es 2021 12,1 Millionen AktiensparerInnen, doch nur ein Drittel davon waren weiblich. In anderen Worten gefasst, haben 7,8 Millionen Männer und 4,3 Millionen Frauen investiert. Der niedrige Frauenanteil zieht sich wie ein roter Faden durch alle Altersklassen – sogar bei Frauen mit guter Ausbildung und überdurchschnittlichem Einkommen gibt es deutlich weniger Anlegerinnen. So ist rund jeder dritte Mann mit Abitur Aktiensparer, wohingegen nur jede fünfte Frau mit Abitur Aktien spart.  

Der Grund für die verhältnismäßig geringe Beteiligung der Frauen ist schwer zu erfassen, da Finanzentscheidungen sehr subjektiv sind. Allerdings argumentiert das deutsche Aktieninstitut anhand ihrer Auswertung, dass viele potenzielle Anlegerinnen entweder um ihr mangelndes Finanzwissen sorgen, nach wie vor langfristige Finanzentscheidungen dem Partner überlassen oder ungern finanzielle Risiken eingehen. Eine weitere Studie weist daraufhin, dass Frauen beim Investieren eher „soziale und klimatische“ Auswirkungen berücksichtigen. So legen sie ihr Geld auf Grundlage ihrer persönlichen Werte an und erwägen, ob die Fonds Zwecke erfüllen. Betrachtet man diese Aspekte, könnte man vermuten, dass Frauen viel überlegter an das Thema rangehen.

In vielen Hinsichten ist das eine plausible Entscheidung, allerdings beeinträchtigt es zum einen ihr Potenzial ein finanzielles Wachstum zu generieren und zum anderen den Finanzmarkt nachhaltig zu verändern. Wäre die Gesamtlage so, dass Frauen und Männer gleichviel investieren würden und sie tatsächlich Investitionen tätigen, die eine positive soziale und ökologische Auswirkungen haben, gäbe es einen Zufluss von 1,87 Billionen USD in verantwortungsvolle Investitionen. Folglich könnten neue Chancen für die Investmentbranche und Frauen selbst entstehen, die wiederrum einen positiven Einfluss auf das gesellschaftliche Leben haben könnten.  

ein Artikel von
Zoë ist in London aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Aktuell arbeitet sie bei StoryMachine, studiert Journalismus und ist nebenbei als freie Journalistin tätig.