Zuletzt wurde am 17. März 2020 durch den deutsche Leitindex DAX ein Börsencrash von 38 Prozent (!) dokumentiert. Doch nach dem Einbruch des Aktienmarktes zu Beginn der Covid-19-Pandemie konnten AnlegerInnen für eine Weile wieder aufatmen. Der S&P 500 stieg im Jahr 2020 um 16 Prozent an und 2021 um fast 27 Prozent. Massen von EinzelanlegerInnen stürzten sich in den Handel, stiegen in Meme-Aktien wie GameStop oder AMC ein und genossen die Vorzüge eines ziemlich breit angelegten Bullenmarktes. Viele tauchten in Kryptowährungen wie Bitcoin ein, die im letzten Herbst teilweise über 60.000 Dollar pro Coin gehandelt wurden. Tech-Unternehmen von Peloton über Netflix bis hin zu Amazon fühlten sich nach garantiertem Wachstum und der unverkennbaren Zukunft an.
In dem Umfeld schien es so, als könnte man leicht vergessen, dass Bullenmärkte nicht ewig bestehen können und unruhiges Wasser näher als gedacht liegt. AnlegerInnen rechneten mit einer Post-Corona-Erholung, die den Aktienkursen einen Aufwärtsschub hätten geben sollen. Stattdessen beeinflussten Krieg, Inflation, Zinsangst und Lieferkettenchaos die Zahlen negativ. Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte bei der Vorstellung seiner fiskalpolitischen Strategie: „Weniger Wachstum in Verbindung mit steigender Inflation ist eine gefährliche Kombination“, Wir dürfen die Gefahr einer Stagflation nicht unterschätzen.“ Dem amerikanischen Ökonom Hyman Minsky nach, komme nach einer langen Aufschwungphase unweigerlich der Moment, in der sich die Dynamik umkehren und die spekulative Seite aller Investitionen offenbart werde.
Interessant zu beobachten ist auch, dass Öl gegenwärtig Tech um vieles überholt. Allein die Apple-Aktie verlor dieses Jahr rund 20 Prozent (!) an Wert. Stattdessen ist nun Aramco, der staatliche saudi-arabische Ölkonzern, die weltweit wertvollste Firma. Dieses Sentiment hätte man vor zwei Jahren nicht für möglich gehalten, doch die Realität hat sich rasant verändert. Institutionelle- sowie KleinanlegerInnen schmerzt der Blick ins Portfolio, aber ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das nicht das Ende ist. Auch die Finanzkrisen in 1929, 1998, 2000 bis 2003 oder ab 2007 schienen ausweglos. In der Regel gilt aber immer „what goes up must go down“ und umgekehrt zumindest langfristig dasselbe.
Was nun?
Sollte man jetzt wieder auf Bargeld setzten? Bei der gegenwärtig aufsteigenden Inflation (7,9 %) läuft dies garantiert auf eine negative Realrendite hinaus. Stattdessen vielleicht auf Anleihen? Der Finanzmarktexperte Mohamed El-Erian sagte im TV-Sender Bloomberg kürzlich: „Anleihen befinden sich in der Korrektur und am Ende werden Sie Ihren Anteil an Aktien nicht verringern, sondern sogar erhöhen wollen.“
Fazit
Auch wenn es derzeit schwer zu glauben ist, liegt eine Wahrheit darin, dass Aktien immer nur steigen. Doch der Zeitraum muss dafür auch lang genug sein und man muss vor allem die Volatilität und Einfluss von geopolitischen Ereignissen ausharren können. Ob man auf Diversifikation baut oder alle Eier in einen Korb legt und diesen dann mit großer Vorsicht beobachtet, bleibt dem Einzelnen überlassen. Gegenwärtig ist fast keine Strategie sicher, doch wer am Ende als GewinnerIn aus der Krise geht, kann nur die Zukunft sagen.