ANGELEGT!

Das Märchen von der Welt ohne Inflation

von Maximilian Zender

Unser Kolumnist Leonhard Fischer über eine aus der Zeit gefallene Kennzahl: die Inflationsrate.

Es ist schon verwirrend, wenn man dieser Tage die Medien verfolgt. Im Wirtschaftsteil wird einmal mehr ausgeführt, dass die Inflation so niedrig sei wie nie. Kaum messbare 1 bis 2 Prozent in Deutschland. Wenn, dann drohe vielleicht Deflation.

Kommt man dann hingegen zum Politikteil, heißt es plötzlich, dass Wohnungen verstaatlicht werden sollen. Aber sicher nicht, um einen Preisverfall aufzuhalten. Und auch die viel diskutierte Mietpreisbremse soll sicher keine Vermieter vor einem akuten Verfall der Mieten bewahren. Das nennt man dann wohl ein Paradoxon.

An der Uni habe ich im ersten Semester Volkswirtschaft gelernt, dass man keiner Statistik trauen sollte außer der, die man selber gefälscht hat. Und ich möchte mal behaupten, dass das dieser Tage auch für die offizielle Inflationsrate gilt. Sie basiert auf einem durchschnittlichen Warenkorb einer durchschnittlichen Familie an einem durchschnittlichen Standort. All das klingt nach den 60ern und dem durchschnittlichen Lebensentwurf der mehrheitlich Durchschnittlichen. Allerdings wollen Menschen heutzutage – und das nicht erst seit Instagram und Facebook – lieber etwas Besonderes sein.

Die einheitliche Inflationsrate ist heute so nützlich wie ein Handy aus den 90ern.

Fakt ist, dass in der heutigen komplexen Welt die Lebensrealitäten zwischen schnell wachsenden Städten und dem Rest immer weiter und immer schneller auseinanderlaufen. Ergo ist die einheitliche Inflationsrate heute so nützlich wie ein Handy aus den 90ern. Oder will jemand ernsthaft behaupten, dass zum Beispiel für eine junge vierköpfige Familie in München, Frankfurt oder Berlin die Geldentwertung der letzten zehn Jahre zu gering war?

Fakt ist aber auch, dass die Preise für Fernseher, Waschmaschinen und anderen Konsumgütern dank Globalisierung, Automation und Digitalisierung seit langem nicht mehr steigen. Solche Geräte kann man dann sich demnächst dann wohl mit Mengenrabatt kaufen. Dumm nur, dass man sich die Wohnung nicht mehr leisten kann, in der man sie aufzustellen könnte. Aber keine Angst: Auch nach Jahren von Nullzinsen und Geldschwemme gibt es keine Anzeichen von Inflation. Sagt zumindest die Zentralbank.

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Maximilian Zender