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Blackrock verwaltet 5,53 Billionen Euro

Das mächtigste Unternehmen der Welt

von Anton Kleihues

Das mächtigste Unternehmen der Welt hat seine Hand überall mit im Spiel. Wie weit der Einfluss reicht und die schiere Geldmenge, die Blackrock bewegt, sind schwer zu fassen.

Der schwarze Felsen

Seit am Montag bekannt wurde, dass Friedrich Merz sich für die Wahl zum CDU-Chef bewirbt, wurde auch immer wieder auf seinen bisherigen Arbeitgeber verwiesen: Blackrock. Weil einige kritische Töne zu vernehmen waren, hat ZASTER genauer nachgeforscht.

Obwohl das Unternehmen in der Finanzwelt eine wichtige Rolle spielt, ist vergleichsweise sehr wenig über den „schwarzen Felsen“ bekannt. Das ist umso erstaunlicher, wenn man sich die Geldsumme, die Blackrock verwaltet vor Augen führt: Umgerechnet 5,53 Billionen Euro. Das sind 5.530 Milliarden oder fast das doppelte des Bruttoinlandsprodukts Deutschlands. Aber was ist das eigentlich für ein Unternehmen? Wo macht Blackrock Geschäfte? Wie mächtig ist der weltgrößte Vermögensverwalter?

Die Reichweite

Dass Blackrock nicht einfach nur ein beliebiges großes Finanzinstitut ist, wird bei der verwalteten Geldsumme deutlich. Aber nicht nur die Geldsumme ist anders: Im Januar 2018 trauten viele Top-Manager ihren Augen nicht: Sie hielten einen Brief in den Händen, dessen Absender ein gewisser Larry D. Fink war. Den Damen und Herren in den höchsten Etagen der ganz großen Konzerne war dieser Name natürlich ein Begriff: Laurence Douglas Fink hatte 1988 Blackrock gegründet und war seit 1998 Vorsitzender des Finanzriesen. Experten bezeichnen den Chef des weltgrößten Vermögensverwalters hinter vorgehaltener Hand als den mächtigsten Mann der Wall Street. Der Anlass des Schreibens war den Top-Managern allerdings nicht bewusst. Sie erfuhren in Larry Finks Brief von seiner Überzeugung, dass Unternehmen einen sozialen Zweck erfüllen und nicht nur nach finanziellen Erfolgen streben sollten. Er beschrieb, dass Besitzer von Kapital seit der Finanzkrise enorme Gewinne einstreichen konnten, dieser Wohlstand aber nicht bei genügend Menschen in den westlichen Bevölkerungen ankam. In der Konsequenz erklärte Fink, dass Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung nicht stellten „ihre Existenzberechtigung verlieren“ würden und Blackrock daran arbeiten würde, „diesen Wandel voranzutreiben“. Dass der CEO von Blackrock sich diese unverhohlene Drohung erlauben konnte, sagt bereits sehr viel über den Einfluss seines Unternehmens aus. Mehr als 17.000 Unternehmensbeteiligungen führen zu einem engen Geflecht der Macht. Als Großaktionär aller börsennotierten Konzerne in Europa und den USA hat Larry Fink in Finanzpolitischen Fragen mehr Macht als die meisten Staatschefs. Kenner der Branche bezeichnen Blackrock als einen Kraken, der seine Arme überall hat.

Die Grundlage des Erfolgs

Noch vor einigen Jahren war Blackrock ein Vermögensverwalter unter vielen. Zwar hatte das Unternehmen nach der Gründung einen raketenhaften Aufstieg erfahren, der Zeitpunkt, an dem sich Blackrock von seinen Konkurrenten absetzte, kam allerdings erst 2008, 20 Jahre nach der Gründung. In der Finanzkrise arbeiteten die ganz Großen auf einmal mit Blackrock zusammen: Die Firma hatte ein computergestütztes System für die Analyse großer Portfolios entwickelt. Das Programm, das „Aladdin“ genannt wird, war am besten geeignet um mit „toxischen“ Krediten, die der Hauptgrund für die Finanzkrise 2008 waren, umzugehen. Neben den größten Investmentbanken und Versicherern meldete sich im März 2008 auch die amerikanische Zentralbank. Kurze Zeit später wurde Blackrock damit beauftragt, den Plan zur Bankenrettung zu entwerfen und konnte so den Einfluss massiv erhöhen. Als die britische Großbank Barclays ein Jahr später ihr Fondsgeschäft verkaufen musste, war Blackrock zur Stelle. Mit der Übernahme verdoppelte sich das verwaltete Vermögen. Seit 2009 ist Blackrock die unangefochtene Nummer 1.

Die Macht

Untersucht man nur den deutschen Markt, wird einem die Macht des schwarzen Felsens bereits bewusst: Bei den 30 Dax-Konzernen hält Blackrock Aktien im Wert von fast 100 Milliarden Euro (etwa acht Prozent des Gesamtkapitals). Einzelne Unternehmen sind Blackrock dabei häufig zu banal: Der Finanzriese ist Miteigentümer ganzer Branchen. Dass dies auf beiden Seiten des Atlantiks der Fall ist führt dazu, dass die Unternehmen, an denen Blackrock in besonderem Maße beteiligt ist, auf Kosten der Konsumenten Preise diktieren. Wettbewerbsmaximierung sieht anders aus. Auch die EU-Kommission bemerkte das zuletzt. Die Kommissarin für Kartellaufsicht, Margrethe Vestager, erklärte es sei „zunehmend üblich, dass dieselben Investoren Aktien verschiedener Unternehmen derselben Branche halten … für diese (Investoren) ist Wettbewerb nicht so attraktiv.“ Obwohl solche Warnungen also von führenden Persönlichkeiten in Brüssel offen ausgesprochen werden, wagt bisher keine EU-Regierung, das drohende Kartell der Geldverwalter anzugehen. Obwohl es die Basis der westlichen Marktkwirtschaft bedroht, fürchten Politiker wohl den Einfluss des schwarzen Felsen. Eine Erklärung dafür findet sich wohl auch in der politischen Einflussnahme, die von Blackrock ausgeht. Larry Fink wird in den meisten Staaten Europas wie ein Staatschef empfangen. So berichtete Fink vergangenes Jahr bei Bloomberg TV: „In den letzten paar Wochen hatte ich Treffen mit vier Staatschefs“.



Der soziale Zweck

Blackrock ist unglaublich einflussreich. Aber setzt das Unternehmen diesen Einfluss ein, um auch einen sozialen Zweck zu erfüllen, wie es CEO Fink von anderen Unternehmen in seinem Brief forderte? Springt der weltgrößte Vermögensverwalter Menschen zur Seite, bei denen der enorme Wohlstand in der westlichen Welt bisher nicht angekommen ist? Aus einer konzerneigenen Statistik geht hervor, dass Blackrock in den Unternehmen, in die es investiert bei mehr als 90 Prozent aller Aktionärsbeschlüsse dem Vorschlag des jeweiligen Managements folgt. Ausnahmen sind fast ausschließlich überhöhte Gehälter. Bei zahlreichen Fusionen, die Blackrock begleitete, wurde klar, dass die Beschäftigten und Endkunden das Unternehmen nicht groß interessieren. Bei der Fusion zwischen Linde AG und US-Gegenpart Praxair sollen allein in Deutschland 5000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Und das obwohl Linde ein gesundes Unternehmen ist. Der Brief galt also wohl für alle anderen. Für Blackrock steht der Anlageerfolg an erster Stelle. Hier ist die Bilanz allerdings eindrucksvoll.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.