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KRIEGSKOSTEN

Das kostet der Ukraine-Krieg

von Pauline Brinkmann

Fast sekündlich erreichen uns neue Schreckensbilder aus der Ukraine. Wir sehen zertrümmerte Schulen, Krankenhäuser und Wohnblocks. Das Leid der Menschen, die dort lebten kann man nur erahnen, anders als die Kosten, die dieser abscheuliche Angriffskrieg bis jetzt mit sich brachte. Diese Kosten lassen sich relativ genau beziffern.

Schon heute kostete dieser Krieg die Ukraine schätzungsweise 600 Milliarden Dollar (!!!). Und das nach nur vier Monaten! Die Zerstörungen der Gebäude und Infrastruktur verursacht Schäden in Höhe von 100 Milliarden Dollar, hinzu kommen etwa 500 bis 600 Milliarden Dollar an verloren gegangener Wirtschaftsleistung. 

Doch woher stammen diese Zahlen? Seit Tag Eins des Krieges befassen sich diverse Experten mit der Schadensdokumentation. Eines der führenden Institute in diesem Bereich ist das KSE Institute an der Kiew School of Economics. Dieses nutzt zur Untersuchung der Schäden Drohnen, wodurch eine relativ genau Berechnung der monetären Konsequenzen möglich ist. Es ist eine Art Buchhaltung der brutalen Folgen des Krieges, die hier vorgenommen wird.

Bereits einen Monat nach Kriegsbeginn berechnete das Institut Schäden in Höhe von 63 Milliarden Dollar. Erfasst wurde hier die Zerstörung, respektive Beschlagnahmung von 378 Bildungsstätten, 4431 Wohngebäuden, 92 Fabriken beziehungsweise Lagerhäusern, 138 Gesundheitseinrichtungen, 12 Flughäfen sowie 7 Wärme- und Wasserkraftwerken. Die letzten veröffentlichten Zahlen wurden mit Stand vom 8. Juni 2033 veröffentlicht. Das KSE berief sich hier auf Schäden in Höhe von 103,9 Mrd. Dollar.

Betroffen sind diverse Regionen mit wichtiger Infrastruktur, sowie zahlreiche Wohngebiete. Angegriffen wurde alles, von Versorgungseinrichtungen bis Wohnhäusern. Laut KSE seien seit dem 24. Februar 2022 mindestens 656 medizinische Einrichtungen, 44,8 Millionen Quadratmeter Wohnraum, 256 Unternehmen,1177 Bildungseinrichtungen, 668 Kindergärten, 198 Lagerhäuser, 20 Einkaufszentren sowie 28 Öl-Depots beschädigt, zerstört oder beschlagnahmt worden.

Ein besonders wichtiger Wirtschaftszweig für die Ukraine war und ist die Landwirtschaft.

Doch bei diesem Sektor warnt das KSE nicht nur vor den Schäden für das Land und die Bevölkerung, sondern ebenso vor den Folgen für die Millionen Menschen, die weltweit von Hunger betroffen sind. Denn diese können nicht mehr, wie noch vor dem Krieg, von der Ukraine versorgt werden.

Grund dafür ist, dass die Getreideexporte aus der Ukraine unterbrochen wurden und der ukrainische Agrar- und Ernährungssektor bereits tief geschädigt ist.

Die größte Schadenskategorie ist in diesem Bereich der Schaden am Ackerland, einschließlich der nicht geernteten Winterkulturen. Hier sprechen wir von Schäden in Höhe von 2,135 Milliarden Dollar. Laut dem KSE werden schätzungsweise 436 Millionen Dollar (!!) benötigt, um diese Gebiete von den Verschmutzungen zu befreien und die Felder zu entminen. 

Eine ebenso nicht zu unterschätzender Kostenfaktor sind die Summen, die für den Ersatz und die Reparatur der beschädigten Bewässerungsinfrastruktur benötigt werden. Hier belaufen sich die Schäden auf circa 225 Millionen Dollar.

Der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes Bernd Ziesemer appellierte kürzlich im Podcast „Die Stunde Null“: Mann müsse sich klar machen, dass schon nach hundert Tagen dieser Krieg der ökonomisch gesehen teuerste Krieg ist, den wir nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben. Den Grund dafür verortet er in der Art und Weise der Kriegsführung, so bestehe die russische Kriegsführung darin, zu versuchen, die verschiedenen Gebiete wie eine Dampfwalze zu erobern. 

Diese Einschätzung ist naheliegend, wenn man bedenkt, dass Experten wie beispielsweise der finnische Wirtschaftswissenschaftler und Sachbuchautor Tomi Ahonen die Kriegskosten für Russland auf knapp eine halbe Milliarde Euro pro Tag schätzen und hier sprechen wie vor allem von Kosten für Militär und Waffen. 

Feststeht, der Krieg wird abseits des Leids immense monetäre Konsequenzen für das Land mit sich bringen, die es nicht alleine stemmen können wird.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.