Kryptowährungen

Kryptowährungen – das Ende von Euro und Dollar?

von Nils Matthiesen

Diverse Forscher bescheinigen Kryptowährungen eine sagenhafte Zukunft. Einige gehen sogar so weit zu behaupten, dass die Tage von Euro und Dollar mittelfristig gezählt sind.

Keine Scheine, keine Münzen: Bitcoins sind – genau wie andere Kryptowährungen – nichts anderes als auf Computern gespeicherte Zahlencodes, die in einem digitalen Portemonnaie gespeichert sind, dem „Wallet“.

„Kryptowährungen sind viel effizienter.”

Genau diesen Codes sagen einige Forscher eine sagenhafte Zukunft voraus. Einige gehen sogar so weit zu behaupten, dass die Tage von Euro und Dollar mittelfristig gezählt sind. Einer dieser Experten ist Thomas Frey, ein amerikanischer Zukunftsforscher der zuvor 15 Jahre als Ingenieur für IBM tätig war. Er sagt voraus, dass Kryptowährungen bis zum Jahr 2030 rund 25 Prozent der nationalen Währungen verdrängen würden. „Sie sind einfach viel effizienter,“ so seine simple Erklärung.

Wenig Überwachung und kaum Gebühren

Frey glaubt: Wenn schon Christine Lagarde, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, äußert, dass Kryptowährungen Zentralbanken und das internationale Bankwesen verdrängen könnten, dann hat das Gewicht. Die digitalen Währungen seien für die Wirtschaft überaus attraktiv, denn es gebe wenig Überwachung und kaum Gebühren.

Teil des modernen Lebens

Seine Vorhersage fußt unter anderem auf einer Goldman Sachs-Studie, die unlängst veröffentlicht wurde. Diese empfiehlt, dass Kryptowährungen wie Bitcoin vor allem in Ländern mit wirtschaftlichen Problemen die traditionellen Währungen ersetzen sollten. In vielen Entwicklungsländern mangele es den Bürgern an Finanzdienstleistern, gleichzeitig kämpfen die Währungen mit hoher Inflation. Kryptowährungen könnten die Lücke füllen und es Einzelpersonen ermöglichen, Gelder ohne eine finanzielle Infrastruktur zu transferieren. Unterm Strich seien digitale Währungen wie Bitcoin schon heute ein wichtiger Teil des modernen Lebens, weil sie effizienter seien als Bargeld.

Kryptowährungen als neue Anlageklasse

Ins gleiche Horn bläst Dr. James Canton vom Institute for Global Futures, der bereits für führende Unternehmen wie IBM, Apple, Deloitte, McKinsey oder auch Siemens arbeitete und überdies auch als Berater der US-Regierung tätig war. Der Aufstieg, den viele digitale Währungen hinter sich haben, bedeute die „Legitimation einer neuen Anlageklasse“. Canton erwartet daher eine exponentielle Zunahme neuer Anlagemöglichkeiten für Kryptowährungen. „Ich sehe Krypto-Investments ähnlich wie traditionelle Aktien- und Anleihen-Investments, die Zyklen durchlaufen“, so Canton.

Die Schwächen der Kryptowährungen

Gerade die mangelnde Regulierung und die draus resultierenden, extremen Kurschwankungen sehen dagegen andere Fachleute als Schwachpunkt an. Veränderungen von zehn Prozent und mehr pro Tag sind nicht selten – selbst bei der Kryptoleitwährung Bitcoin. Das macht sie für den alltäglichen Gebrauch noch unattraktiv. Denn wer bezahlt heute ein Bier mit Bitcoins, wenn er für die gleiche Summe in einer Woche schon zwei Kästen kaufen könnte?

Je mehr Geld in einer Kryptowährung steckt, desto geringer die Kursschwankungen

International agierende Konzerne müssten sich zudem teuer gegen Wechselkursschwankungen absichern, damit plötzliche Kursschwankungen nicht die gesamte Kalkulation durcheinanderbringen. Dieses Problem schwächt sich allerdings mit zunehmender Marktkapitalisierung sukzessive ab. Denn je mehr Geld in einer Kryptowährung steckt, desto geringer die Kursschwankungen.

Lediglich ein Spekulationsobjekt

Weitere Herausforderungen sind die begrenzten Stückzahlen, was zu Zeiten von Aufschwüngen zu einer massiven Deflation führen könnte. Für Staaten wäre zudem die Anonymität ein dickes Problem, die Besteuerung und Kontrolle nahezu unmöglich machen würde. Das herkömmliche Geldsystem werde in der Zukunft nicht von „privat“ geschöpften Digitalwährungen verdrängt, ist sich aus diesen Gründen der Vizechef der Europäischen Zentralbank (EZB), Vitor Constancio, sicher. Die digitalen Währungen seien lediglich ein Spekulationsobjekt und in nur einem sehr begrenzten Rahmen als Tauschmittel einsetzbar.

Fazit

Fakt ist: Je bedeutender die Kryptowährungen werden, desto stärker wächst der Druck auf Zentralbanken und Staaten, den Markt zu regulieren. Aus diesem Grund hegt zum Beispiel die Deutsche Bundesbank weniger Interesse an einer Bitcoin-Alternative, dafür aber umso mehr an der Blockchain-Technik, die dahintersteht. Wahrscheinlicher als die komplette Verdrängung von Euro und Dollar ist vielmehr, dass die Leitwährungen in Kürze über eine dezentrale Blockchain abgewickelt werden. Realistisch ist zudem, dass Kryptowährungen eine immer wichtigere Rolle spielen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.