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FINANZWISSEN

Das bedeuten steigende Zinsen für dein Geld

von Nils Matthiesen

Die Zeit der Nullzinsen scheint vorbei. Was das für dein Portemonnaie bedeutet, hat ZASTER für dich zusammengefasst.

Die Inflation nimmt weiter zu, und der Kampf der Zentralbanken gegen die Inflation dürfte weitergehen. Das bedeutet höhere Zinsen – mit allen Vor- und Nachteilen. Erfahre, was steigende Leitzinsen für deinen Geldbeutel und deine Finanzen bedeuten.

Aktien – Leitzinserhöhungen kein Alarmsignal 

Zinserhöhungen üben eine zwiespältige Wirkung auf den Aktienmarkt aus. Einerseits können sie Anleger dazu veranlassen, Aktien zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen. Die Geschichte lehrt jedoch, dass Zinserhöhungen auf längere Sicht den Börsen nicht massiv schaden.

Eine Studie, die die letzten Zinserhöhungszyklen untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass in diesen fünf langfristigen Zeiträumen die drei führenden Aktienindizes nur während eines Zinserhöhungszyklus zurückgingen: während des Dotcom-Crashs von Juni 1999 bis Januar 2001. Unterm Strich seien die Börsen bei steigenden Leitzinsen sogar gestiegen. Alles in allem verzeichnete der S&P 500 über alle fünf Zyklen hinweg einen durchschnittlichen Anstieg von 30 Prozent, der Nasdaq fast 27 Prozent und der Dow Jones von über 17 Prozent. 

Sparen wird lukrativer

Steigende Leitzinsen sind ein gutes Omen für Sparer, die auf konservative Anlagen wie Tagesgeld, Festgeld und Anleihen setzen. Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Leitzins und den Einlagenzinsen. Aber die Banken erhöhen langsam die Zinsen, die sie auf Sparkonten, Tagesgeldkonten und Festgeldkonten gewähren. Die Zeit der Nullzinsen hat auf jeden Fall ein Ende. Beim Tagesgeld sind beispielsweise 0,5 Prozent für Neukunden möglich. Und beim Festgeld sogar 1,9 Prozent – zumindest, wenn man ins EU-Ausland schielt. Sicher kein Grund für Freudensprünge, aber weitere Zinssteigerungen sind in diesem Bereich noch möglich. 

Kredite werden teurer

Wenn die Leitzinsen steigen, werden Kredite teurer. Denn die Zinspolitik der Notenbanken wirkt sich darauf aus, wie viel sich die Geschäftsbanken gegenseitig für kurzfristige Kredite berechnen. Ein höherer Leitzins bedeutet teurere Kreditkosten, die die Banken an ihre Kunden weiterleiten. Die Zeit günstiger Kredite ist auf jeden Fall vorbei. Die Zinssätze neu abgeschlossener Ratenkredite sind beispielsweise im Bundesdurchschnitt laut Bundesbank von April zu Mai bereist moderat auf 5,77 Prozent (!) gestiegen. Auch Dispo- und Kreditkartenzinsen könnten in Folge des höheren Leitzinses von steigen. 

Potenziellen Haus- oder Wohnungskäufern (oder die eine Anschlussfinanzierung stemmen müssen) dürfte sich angesichts der Zinswende der Magen umdrehen. Innerhalb weniger Monate stiegen die Immobilienzinsen nahezu um das Dreifache. Zahlte man vor dem Jahreswechsel auf einen Kredit mit zehnjähriger Zinsbindung noch weniger als 1 Prozent, bewegen sich die Zahlen laut Interhyp jetzt um die 3 Prozent. Je nach Wert der Immobilie kann das Zehntausende Euro oder mehr kosten. Aber auch Mieter sind betroffen: Da die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern im zweiten Quartal dieses Jahres laut Zahlen von Immoscout 24 um 36 Prozent gesunken ist, nahm gleichzeitig die Nachfrage nach Mietwohnungen um 48 Prozent (!) zu. Das könnte zu nochmals höheren Mieten führen. 

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.