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REISELUST

Das 9-Euro-Ticket: Des einen Freud, des anderen Leid

von Pauline Brinkmann

Das 9 Euro Ticket. So nennt sich die wohl jetzt schon medienwirksamste Aktion der noch relativ jungen Bundesregierung. Rechnet man die Beliebtheitspunkte, die sich die Verantwortlichen davon versprechen raus, so bleibt das Ticket immernoch eine ziemlich gute Sache. Die Vergünstigung des öffentlichen Nahverkehrs ist der richtige Schritt in Richtung mehr sozialer Gerechtigkeit in unserem Land und dafür ist es, um es themengetreu zu sagen, auch allerhöchste Eisenbahn.

 

 

Doch was ist das 9-Euro-Ticket genau?  

Hierbei handelt es sich um ein Ticket, welches bundesweit im gesamten Nahverkehr gilt und somit auch für alle Regionalzüge und es kostet, das verrät bereits der Name nur 9 Euro (!!!) im Monat. Nutzen kann man es in den Monaten Juni, Juli und August diesen Jahres (2022), kaufen kann man es schon heute. Es handelt sich quasi um das Bahnpendant zum Tankrabatt, was vor allem Pendlern zugutekommen soll.

Die Konsequenzen, die das Ticket vornehmlich für die Länder mit sich bringt scheinen bei der Entwicklung des Projektes allerdings eher eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Unmut löste die Idee zunächst einmal bei den Landesverkehrsministern und den VertreterInnen der Verkehrsverbänden aus. Grund dafür war vor allem, dass sie sich bei der Entscheidung und Ausarbeitung übergangen fühlten. In diesem Sinne verwundert es auch nicht, dass der Verkehrsminister Dr. Wissing bereits vier Stunden vor der entscheidenden Abstimmung der Länder seine PR-Aktion mit der BVG-Vorstandsvorsitzenden Eva Kreienkamp ankündigte, im Rahmen derer er das erste 9-Euro-Ticket in Berlin erstehen werde. 

Wird das Ticket nach außen als Billigticket verkauft, dürfte es den Ländern bei diesem Begriff eher kalt den Rücken hinunterlaufen. Der Bund ist zwar für die Finanzierung der Verkehrsbetriebe verantwortlich, die Länder sind jedoch für die Tarifpolitik der Verkehrsbetriebe zuständig. Denn feststeht: Dieses Ticket ist kein Schnäppchen für den Staat, es kostet schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro (!!!) und die wird am Ende der Steuerzahler tragen. 

Der Bund versprach den Ländern die vollständige Kostenübernahme. Überraschend mag dieses plötzliche Entgegenkommen vor allem in Bezug auf die Tatsache, dass die Länder bereits seit Monaten mehr Geld zur Modernisierung, sowie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs forderten. In Zahlen sprechen wir hier von 1,5 Milliarden Euro. Des Weiteren warnen bereits die ersten Verkehrsbetriebe vor dem ersten Gültigkeitstag mit Brandbriefen vor einer Lawine an Bürokratie. Sorge bereitet das Pilotprojekt zudem im Hinblick auf die dafür benötigten Ressourcen. So warnen Fahrgastverbände wie Pro Bahn oder die Eisenbahngewerkschaft EVG eindringlich vor Personalmangel und zu wenig Zügen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es sich vor allem im Hinblick auf die Schaffung von mehr sozialer Gerechtigkeit und der Bekämpfung des Klimawandels um eine ziemlich gute Sache handelt und hoffentlich wichtige Steine ins Rollen bringt. Andererseits ist es ein enormer Kostenaufwand, der kein neues Geld in die Schuldenmasse des Staates spülen wird.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.