Wie ist es eigentlich Wirtschaftsjournalistin zu sein?
Daniela Meyer: Wir sind beide schon seit über zehn Jahren als Finanzjournalistinnen tätig. Astrid hat ja Wirtschaftswissenschaften studiert. Ich bin eher in den Finanzjournalismus hineingerutscht. An meinem ersten Tag teilte mein damaliger Chef mir mit, dass ich ab jetzt über die Rückversicherer berichten soll. Ich sagte einfach mal: Klar, kein Problem, mache ich total gerne. Dann lief ich panisch in mein Büro und musste Rückversicherer erstmal googlen. Ich hatte von denen noch nie zuvor gehört. Die Aktie der Münchener Rück war dann aber tatsächlich das erste Wertpapier, das ich je gekauft habe. Und ich halte sie bis heute. Für mich zeigt das eindeutig, dass man alles lernen und sich in jedes Thema – sei es auch noch so fremd und sperrig – einarbeiten und es einem dann sogar Spaß machen kann.
Warum brauchen Frauen gezielt ein Frauen-Finanzmagazin?
Astrid Zehbe: Es stimmt schon, dass Geld eigentlich neutral ist. Wirtschaftswissen und die grundlegenden Regeln der Finanzwelt sind ja für alle Geschlechter erstmal gleich. Aber Frauen haben andere Erwerbsbiografien, häufiger Pflege- und Erziehungszeiten, arbeiten mehr in Teilzeit und haben oft Jobs, in denen sie weniger verdienen. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten, die sie in Sachen Altersvorsorge haben, sind also ganz andere. In finanzielle gehen wir auf die besonderen Erwerbsbiografien von Frauen ein, zeigen Lösungen und Wege auf, wie man sich trotz erschwerter Bedingungen finanziell unabhängig machen kann. Dabei ist uns sehr wichtig, dass wir über Geld sprechen – ganz konkret. Was verdienen andere Frauen, wie sparen und investieren sie? Solche spannenden Fragen diskutieren wir bei uns im finanzielle Magazine. Wir möchten Transparenz schaffen und dazu beitragen, das Gender Pay Gap – also die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die immer noch bei rund 18 Prozent liegt – zu schließen.
Welche Themen behandelt ihr in der finanzielle?
Daniela: Bei finanzielle geht es um Geldthemen im weitesten Sinne. Wir beleuchten, wie sich Geld gut verdienen, sinnvoll sparen, gewinnbringend investieren und natürlich auch ausgeben lässt. Bei allem legen wir Wert auf Nachhaltigkeit. Wir erzählen die Geld-Geschichten zumeist anhand der persönlichen Stories toller Frauen. Konkrete Tipps, unabhängige Produktvorschläge und Anlageempfehlungen gehören ebenso dazu wie fundiertes Hintergrundwissen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen ein Frauen Finanz Magazin zu gründen?
Astrid: Wir haben schon mal ein Finanzmagazin für Frauen ins Leben gerufen – damals noch im Angestelltenverhältnis bei einem Münchner Verlag. Uns war in unserer Elternzeit aufgefallen, dass es bei einer wachsenden Zahl von Frauen einen großen Bedarf an Finanz-Informationen gibt. Außerdem störte uns die immer noch häufig anzutreffende finanzielle Ungleichheit zwischen Männern und Frauen sehr. Finanzbildung ist vor diesem Hintergrund extrem wichtig. Mit einem Finanzmagazin speziell für Frauen wollten wir eine Lücke schließen und Frauen ermutigen in sich und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu investieren. Finanzielle zu gründen war die Erfüllung eines Traums – unsere eigene Marke, unser eigenes Unternehmen. Das war auch für uns ein weiterer Schritt Richtung finanzieller Freiheit.
Wieso spielt finanzielle Bildung in Deutschland (zumindest während der schulischen Ausbildung) kaum eine Rolle. Was denkt ihr?
Daniela: Das fragen wir uns auch oft. Vielleicht ist es diese „Über-Geld-spricht-man-nicht“-Mentalität, die vor allem hierzulande noch sehr stark verbreitet ist. Geld ist noch immer eines der letzten großen Tabuthemen unserer Gesellschaft. Wir arbeiten aktiv daran mit, dass sich dieses Mindset verändert. Aus unserer Sicht würde Finanzbildung in der Schule dazu beitragen, dass sich weniger junge Menschen verschulden und weniger alte in Armut abrutschen, es weniger Neid und Scham beim Thema Geld gäbe und letztlich die private, kapitalmarktbasierte Altersvorsorge in Deutschland gestärkt würde.
Warum legen Frauen immer noch weniger an als Männer? Und wie können wir Frauen ermutigen mehr anzulegen?
Astrid: Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zu viele Frauen übergeben ihre finanziellen Angelegenheiten immer noch ihrem Mann, weil sie es mühsam finden oder sich mit diesem vermeintlich sperrigen Thema nicht befassen wollen. Aber vielen fehlen auch die Möglichkeiten. Sie verdienen wenig und glauben, dass sie dann auch nicht investieren können. Aber das stimmt nicht. Privat fürs Alter vorzusorgen geht bereits ab 25 Euro monatlich. Das ist ein guter Anfang, aus dem mehr werden kann.
Investiert ihr selbst? Wenn ja, in was? Mit welchem Investment habt Ihr angefangen und worin investiert ihr heute?
Daniela: Wir investieren beide. Wir besitzen Immobilien, zahlen in eine private Rentenversicherung ein und haben als Hauptbestandteil unserer privaten Altersvorsorge ein Depot, indem wir ETF besparen. Jede von uns investiert aber auch in Einzelaktien von Unternehmen, die wir spannend finden. Tatsächlich haben wir beide mit Einzelaktien begonnen, als Start für die Altersvorsorge würden wir aber heute ein breiter gestreutes Portfolio aus ETF oder Fonds empfehlen.
Wie legt man los?
Astrid: Es geht aus unserer Sicht zunächst darum, finanzielle Ziele zu definieren. Dazu ist es nötig, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, was man bereits besitzt, wie es um die Rentenpunkte steht, wie sich Einnahmen und Ausgaben verhalten oder ob man vernünftig gegen Existenzrisiken abgesichert ist. Ist das erledigt, sollte man sich die Basiskenntnisse des Investierens aneignen, sofern man sie noch nicht hat – und dann loslegen. Je früher, desto besser. Gerade für Einsteigerinnen eignen sich Sparpläne, mit denen man regelmäßig in ETF oder Fonds investiert. Da muss man nicht gleich riesige Summen investieren, sondern kann sich nach und nach ans Investieren herantasten und ein Gefühl dafür bekommen.
Wie viel Geld sollte man anfangs investieren?
Daniela: Das kommt ganz drauf an, wieviel man investieren kann und will. Je mehr man aufbringen kann, desto besser ist es, klar. Aber man kann bei den meisten Banken mit 25 Euro starten, das ist erstmal besser als nichts. Steigern ist dann immer möglich. Ziel wäre es natürlich, die eigene Rentenlücke auszugleichen – was dafür nötig ist, hängt von der persönlichen Situation ab. Sich diese einmal grob auszurechnen, ist sehr empfehlenswert. Hierbei hilft im Zweifel ein*e unabhängige*r Honorarberater*in.
Euer größer Fehler beim Anlegen?
Astrid: Nicht früh genug begonnen zu haben… denn desto früher man beginnt, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt und desto rasanter wächst das eigene Vermögen ganz von selbst.
Was haltet ihr von Fonds?
Daniela: Wir finden sowohl passive Indexfonds als auch klassische, aktivgemanagte Fonds grundsätzlich geeignet für den Vermögensaufbau. Mit den richtigen Produkten kann man breit gestreut auf sehr viele Wertpapiere setzen, was in der Summe weniger riskant ist als wenn man zum Beispiel auf einzelne Aktien setzt. Man sollte sich die Produkte immer genau ansehen. Bei aktivgemanagten Fonds sollte einem bewusst sein, dass diese häufig mit höheren Kosten verbunden sind, was zu Lasten der Rendite geht. Auch schaffen es die meisten Fondsmanagements nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Man wäre dann mit ETFs besser bedient.
Welchen Geldanlage-Tipp hättet ihr euch zu Beginn eurer Karriere gewünscht?
Daniela & Astrid: Nicht sparen, sondern investieren – was immer ihr entbehren könnt!