Ich glaube ja daran, dass sich alles im Universum ausgleicht. In den Worten von Lao-Tse und Dr. Eldon Tyrell aus „Blade Runner“: „Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt auch nur halb so lang.“ What goes up, must come down. Und so weiter.
Von Geld, genauer gesagt von Börsenwerten, hatte ich Ahnungsloser bisher die Vorstellung, es handele sich um furchtbar hysterische Existenzen. Die sich bei so einem Ereignis wie einer mittelschweren Grippewelle vor Angst und Unsicherheit sofort aus dem Staub machen.
Was mir in dieser Woche allerdings wirklich klargeworden ist: Auch Geld fließt ja nur friedlich dahin, und Fließen lässt sich nun mal nicht festhalten (nochmal Lao-Tse).
Und so geht der Flow derzeit weg von Autoherstellern oder Reiseanbietern – und das, obwohl die Lufthansa ein heiliges Tier des Taoismus im Logo trägt! – hin zu digitaleren, oft sehr viel jüngeren Unternehmen. Ist doch auch mal schön. Alles im Flow.
Hier folgen ein paar Branchen, in denen derzeit nicht nur die Schutzmasken, sondern auch die Champagnerflaschen rausgeholt werden.
Achtung, Achtung: Die genannten Unternehmen sind keinesfalls Aktienkauf-Empfehlungen. In meiner letzten Kolumne hatte ich ja beiläufig erwähnt, dass ich von vernünftiger Geldanlage keine Ahnung habe.
1
Office-Apps
Hier gibt es reihenweise Gewinner-Aktien. Slack zum Beispiel – die Instant-Messaging-App, die quasi ein Großraumbüro ersetzt, und gerade in der jetzigen Situation bei vielen Projekt-Teams immer beliebter wird.
Mehr Home Office, kaum noch Dienstreisen – das sind aber auch für das Göppinger Unternehmen Teamviewer oder das US-Unternehmen Cisco mit seiner Tochterfirma Webex allerbeste Nachrichten. Ihre Dienstleistungen: Screen-Sharing, Videokonferenzen, Dateitransfer und VPN.
Und besonders Zoom aus den USA kann sich über die rasant gestiegene Zahl von Video-Konferenzen freuen. Und über völlig gegen den Börsentrend laufende mehr als 10% Wertsteigerung. Zoom-Chef Eric Yuan ist überzeugt, dass viele Unternehmen auch nach dem Ende der Coronavirus-Krise öfter als bisher Videokonferenzen nutzen werden. Viele Menschen hätten erstmals erkannt, wie praktisch diese Form der Kommunikation sei: „Das wird die Landschaft dramatisch verändern.“ (Handelsblatt)
2
Online-Shopping
Wenn sich die Menschen zum Einkaufen nicht mehr auf die Straße trauen – dann reiben sich die globalen E-Commerce-Riesen die desinfizierten Hände: Alibaba mit seinen Plattformen Taobao, Tmall, Alipay etwa und natürlich das gute alte Amazon.
3
Industrie-Hygiene
Als Beispiel sei hier ein Unternehmen namens Ecolab aus St.Paul, Minnesota, genannt. Ein weltweit führender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen im Bereich der industriellen Reinigung und Hygiene für Hotels, Krankenhäuser, Wäschereien oder Lebensmittelhersteller. Sauber!
4
Laboranalyse
Firmen wie Eurofins aus Luxemburg bieten bioanalytische Dienstleistungen für Labore an. Deren Aktionäre dürften auf so eine Virus-Panik geradezu gewartet haben!
5
Streaming
Seitdem wir vor ein paar Jahren Netflix ins Herz geschlossen haben, befinden wir uns ja regelmäßig in selbstauferlegter Quarantäne. Wenn die neue Staffel einer Lieblingsserie gedroppt wird, zum Beispiel. Die Angst vor hustenden Menschen auf der Straße ist natürlich noch ein Grund mehr, „Netflix and Chill“ zum Lebensinhalt zu machen.