Börsencrash

Börsencrash: Warum du jetzt einen kühlen Kopf bewahren solltest

von Nils Matthiesen

Cool zu bleiben, fällt angesichts der aktuellen Nachrichtenlage schwer. Genau das solltest du aber tun. Die Geschichte ist auf deiner Seite.

Als Aktienbesitzer hast du es derzeit nicht leicht. Der Blick ins Depot schmerzt angesichts der Kursabstürze auf der ganzen Welt. Allein am Montag ging es beim Dax und an der Wall Street rund 8 Prozent bergab, seit Beginn der Coronakrise sind die Aktien im Schnitt über 20 Prozent abgesackt. Wer den Braten nicht gerochen und bei den Höchstständen vor einigen Wochen nicht verkauft hat, musste auf jeden Fall deutlich Federn lassen.

Aber wie geht es weiter? Lohnt es sich jetzt noch zu verkaufen, um weiteren Verlusten vorzubeugen? Ich sage nein. Zwar habe auch ich keine Glaskugel auf dem Tisch, die mir anzeigt, wo die Reise an den Börsen hingeht oder ob das Schlimmste schon überstanden ist. Trotzdem halte ich an meinen Fonds und ETFs fest – aus verschieden Gründen.

Darum solltest du an Aktien festhalten

Die massiven Einbrüche, die wir aktuell sehen, erinnern an einige der schlimmsten Marktabstürze der Geschichte – wie die Große Depression in den 1930er Jahren, den schwarzen Montag von 1987 und Finanzkrise 2008. Die gute Nachricht in diesen dunklen Börsenzeiten: Ein Jahr nach gewaltigen Krisen stand der Aktienmarkt in mehr als der Hälfte aller Fälle wieder höher. Und: In über 70 Prozent standen sie nach drei Jahren wieder höher, in 80 Prozent der Fälle spätestens nach fünf Jahren.

Natürlich gab es auch andere Szenarien, beispielsweise die Große Depression. Die Krise, ausgelöst durch den Zusammenbuch der New Yorker Börse, traf alle Staaten weltweit, besonders aber die USA und Deutschland. Eine fatale Mischung aus Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung war die Folge. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis die Wirtschaft wieder in Schwung kam und die Kurse wieder kletterten.

Optimismus ist angesagt

Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass die Weltwirtschaft derzeit fundamental am Boden liegt. Sicher, das Coronavirus sorgt für große Unsicherheit, bei genauerer Betrachtung sieht es aber ganz ordentlich aus. Vor allem geben folgende Punkte Anlass zu Optimismus:

  • Blue Chips gut aufgestellt: Den Giganten der Weltwirtschaft geht es gut. Apple erwirtschaftete 2019 einen 55-Milliarden-Dollar-Gewinn, Google-Mutter Alphabet 34 Milliarden Dollar, Microsoft 39 Milliarden Dollar und auch die weltweite Autoindustrie verbuchte Milliardengewinne – trotz des Umstiegs auf die E-Mobilität. Genug Holz also, um das Feuer am Laufen zu halten.
  • Billiges Öl: Zurzeit wirkt der Absturz der Ölpreise zwar noch wie ein Brandbeschleuniger, aber eigentlich spielt er den traditionellen Chemie-, Pharma, Automobil-, Maschinenbau- und Stahlkonzernen in die Karten. Die Produktionskosten sinken auf jeden Fall. Und auch die Bürger haben durch die niedrigen Spritpreise mehr in der Tasche – gut für die Konjunktur.
  • Staatliche Hilfen: Die Politik steht bereit, der klammen Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Vor allem US-Präsident Trump kann es sich nicht leisten, kurz vor der Wahl als Loser dazustehen. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen bereits gesenkt, die EU scharrt auch schon mit den Hufen.

Jetzt wieder Aktien kaufen?

Klar, das Risiko besteht weiterhin, dass die Märkte noch weiter abrutschen. Jetzt einzusteigen, erfordert auf jeden Fall eine Menge Mut. Denn Aktien zu kaufen, wenn sie steigen, ist psychologisch deutlich einfacher. Aktien zu kaufen, wenn sie fallen, ist unangenehmer – es fühlt sich irgendwie falsch an. Aber: Wenn du den richtigen Zeitpunkt vor dem Turnaround erwischst, bist du der große Gewinner. Nur weiß eben keiner genau, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Fazit

Wenn du jetzt schon viel Aktienwert verloren hast, solltest du auf jeden Fall einen kühlen Kopf bewahren. Generell gilt: Du solltest kein Geld in Aktien investieren, wenn a) du auf das Geld angewiesen bist und b) es in absehbarer Zeit wieder brauchst. Das hast du also hoffentlich vorher bedacht.
Wenn du Aktien (ETFs, Aktienfonds etc.) kaufst, solltest du mindestens zehn bis 15 Jahre Zeit mitbringen und das angelegte Kapital bis dahin nicht benötigen. Mit dieser Strategie bist du nahezu immer auf der sicheren Seite. Das zeigt die Börsengeschichte. Die Chancen stehen gut, dass auch die Coronakrise nur als eine kleine Delle in die Aktienhistorie eingeht.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.