Chefsache
Ganz klare Ansage: Diese Woche war Chefsache. Da wären zum einen die beiden Staatschefs der USA und Russlands, Joe Biden und Wladimir Putin. Beide erklärten in ihren Grundsatzreden zur Lage des Ukraine-Krieges ihren Anhängern den unerschütterlichen Willen zum Durchhalten. Genau 365 Tage tobt er jetzt der Krieg, den der Kremlchef am 24. Februar 2022 entfacht hat. Und allen Chefdiplomaten zum Trotz tobt er weiter. Auch wenn China jetzt eine Friedensmission zur Chefsache erklärt hat und mit Wang Yi einen der ranghöchsten Außenchefs nach Moskau entsandt hat, ist auf ein schnelles Ende derzeit nicht zu hoffen. Vielmehr haben die militärischen Stabschefs alle Hände voll zu tun, um die globalen Waffenlieferungen in die Ukraine zu kanalisieren. Derweil hat der Chefökonom des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher ausgerechnet, dass alleine Deutschland der Krieg in der Ukraine 2022 knapp 3% Wirtschaftsleistung gekostet hat. Und trotzdem steht der deutsche Aktienindex DAX bei knapp 15.500 Punkten und damit gerade einmal 5% unter seinem Allzeithoch.
Chefetage
Die Chefetage der deutschen Aktienindizes, der DAX, hat diese Woche zudem einen Neuzugang zu verzeichnen. Für die scheidende Linde-Aktie nimmt die Commerzbank im Chefsessel der Unternehmens-Beletage Platz. Doch nicht alle Firmenchefs können sich derzeit so freuen wie Commerzbank-CEO Manfred Knof. Ver.di Chef Frank Werneke fordert im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes einen seit 1974 etablierten Gassenhauer: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Ganze 10,5% mehr Lohn sollen es sein, die die Chefs des öffentlichen Dienstes in Panik versetzen. Das muss wohl diese Lohn-Preis-Spirale sein, von der die Chefökonomen so gerne reden. Apropos Ökonomen, die Chefaufseher der US-Notenbank gewährten diese Woche wieder Einblick in das Protokoll der letzten Notenbanksitzung. Brisant darin waren die zahlreichen Hardliner unter den Notenbankern, die bereits für die letzte Zinserhöhung 0,5% statt 0,25% gefordert haben. Ihr Teamchef Jerome Powell konnte sie zwar vorerst überzeugen nur kleinere Zinsschritte zu akzeptieren, aber für die nächste Sitzung könnte dies schon wieder Makulatur sein.
Chefposten
Auf dem Chefposten der Vereinten Nationen sitzt António Guterres, der diese Woche beim Cheftreffen der UN-Vollversammlung einmal mehr zum Jahrestag des Ukraine-Krieges über eine Resolution mit der Forderung nach dem Rückzug Russlands aus der Ukraine abstimmen lässt. Doch die Resolution ist mehr Symbolik und leider weniger nützlich als Chefdiplomaten sich dies wünschen würden. Die Weltwirtschaft hat sich mit der aktuellen Situation arrangiert und zeigt sich robuster als erwartet. Der US-Einkaufsmanagerindex zeigte diese Woche sogar Expansion und nicht Rezession. Die Stimmung an den weltweiten Börsen daher besser als viele Crashpropheten dies gerne wahrhaben wollen. „Der DAX wird 2023 seinen Rekord brechen“, so mein Fazit für ein Interview von comdirect, welches ich Ihnen hier verlinkt habe. Egal ob Team-, Partei-, Konzern-, Staats- oder Firmenchef, als Leader haben sie eine Vorbildfunktion für andere. Nutzen Sie diese und verpassen Sie nicht den nächsten Aufschwung.
Ihr Volker Schilling