Die Gehaltsfrage

So viel Zaster verdient der neue CDU-Vorsitzende!

von Anton Kleihues

Die CDU erlebt heute ein Novum der jüngeren Parteigeschichte: Eine Vorsitzenden-Wahl mit mehreren Kandidaten. Wie würde ein Erfolg die finanzielle Lage der einzelnen Kandidaten verändern?

Heute Nachmittag findet in Berlin eine richtungsweisende Wahl statt: 1.001 Delegierte dürfen darüber abstimmen, wer ab 2019 neuer Vorsitzender der größten deutschen Partei sein soll. Die drei Hauptfavoriten auf den Wahlsieg sind allesamt prominente Politiker. Dennoch könnte ihr Hintergrund unterschiedlicher nicht sein. Während Annegret Kramp-Karrenbauer eine Berufs-Politikerin ist, wie sie im Buche steht, will Friedrich Merz nach 10 Jahren in der freien Wirtschaft zurück in die Politik. Der junge, ambitionierte Gesundheitsminister Jens Spahn rechnet sich ebenfalls Chancen aus. Warum wollen die Kandidaten dieses Amt unbedingt übernehmen? Es geht hauptsächlich um Macht und um eine gute Positionierung für die Nachfolge Merkels als Bundeskanzler/in.

Um Geld kann es nicht gehen. Bislang zahlt die CDU ihrer Vorsitzenden nämlich gar kein Gehalt. Amtsinhaberin Angela Merkel hat dem Bundestag keine Einkünfte für diese Aufgabe gemeldet. Sie macht den Job ehrenamtlich und hat Einkommen als Abgeordnete und als Bundeskanzlerin. Das muss allerdings natürlich nicht so bleiben. Anders als seine zwei Mitstreiter ist nämlich lediglich Jens Spahn gewählter Bundestagsabgeordneter und wäre im Falle eines Wahlsieges heute wohl nicht auf ein Gehalt als CDU-Vorsitzender angewiesen. Ein Gehalt oder eine Aufwandsentschädigung für den Parteivorsitz ist grundsätzlich auf jeden Fall denkbar und wahrscheinlich. Als Merkel im Jahr 2000 den Chefposten übernahm, wurde darüber diskutiert. Die „Bild am Sonntag“ berichtete damals über eine Summe von 10.000 bis 12.000 DM pro Monat. Merkel, die vorher als Generalsekretärin ihrer Partei eine ähnliche Summe erhielt, hätte sonst deutlich weniger verdient. Wenn man diese Summen mit dem Durchschnittsgehalt der deutschen Bevölkerung vergleicht, wird deutlich, dass wir über extrem hohe Zahlen sprechen. Die Deutschen verdienen im Durchschnitt ganzen Jahr „nur“ rund 37.873 Euro.

Experten vermuten, dass sich das Gehalt des CDU-Vorsitzenden auch heute um ungefähr 10.000 – 15.000 Euro bewegen würde. ZASTER ist der Frage auf den Grund gegangen, was dieses Gehalt für die einzelnen Kandidaten bedeutet würde. Müssten sie kürzertreten oder ist das eine Erhöhung?

Friedrich Merz

Der alte Haudegen Friedrich „Fritz“ Merz hat sich im Laufe des Wahlkampfs in ein Fettnäpfchen gesetzt, als er sich selbst als „gehobene Mittelschicht“ einstufte. Das pikante: Der Mann verdient rund eine Million Euro pro Jahr. Allein bei dem Vermögensverwalter Blackrock macht Merz mindestens 125.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen 80.000 Euro bei dem Toilettenpapierhersteller Wepa Industrieholding, 75.000 Euro bei der Bank HSBC Trinkaus und 14.000 Euro beim Flughafen Köln/Bonn. Weitere Details sind zwar nicht bekannt, aufgrund seiner guten Vernetzung in der Wirtschaft und seinen vielen Mandaten ist aber davon auszugehen, dass noch einige hunderttausend Euro oben draufkommen. Nach konservativen Rechnungen verdient der Schlaks also etwa 80.000 Euro im Monat. Merz hat angekündigt, im Falle eines Wahlerfolgs von allen anderen Positionen zurückzutreten. Ein Sieg würde dementsprechend ein Minus von rund 65.000 Euro pro Monat bedeuten.

Annegret Kramp-Karrenbauer

Die amtierende CDU-Generalsekretärin hat eine erstaunliche Karriere als Berufspolitikerin hinter sich. Mehrere Wahlen konnte sie bereits für sich entscheiden und viele Jahre diente sie als Ministerpräsidentin des Saarlands. Bereits jetzt wird sie als einzige der drei Kandidaten direkt von der CDU bezahlt. Sie ist Generalsekretärin und verdient einen ordentlichen Obolus. Da Kramp-Karrenbauer keine Bundestagsabgeordnete ist, muss sie ihr Einkommen nicht angeben. Die genaue Summe ist zwar unbekannt, Experten vermuten aber, dass „AKK“ etwa 10.000 Euro im Monat verdient. Ihr Vorgänger Peter Tauber meldete dem Bundestag Anfang dieses Jahres noch ein Einkommen von etwa 10.000 Euro als CDU-Generalsekretär. Als saarländische Ministerpräsidentin bekam sie bis Februar 2018 noch rund 13.500 Euro Amtsbezüge pro Monat.

Jens Spahn

Jens Spahn ist einer der größten Merkel-Kritiker in der CDU. Ihm werden bei der Wahl heute zwar nur Außenseiterchancen eingeräumt, gleichzeitig sind sich die Experten aber einig: Dem jungen Gesundheitsminister steht noch eine große Karriere in der Politik bevor. Experten behaupten, die Zeit des 38-Jährigen wird kommen. Man könnte aber auch argumentieren, dass die Zeit schon längst da ist. Spahn ist nämlich der jüngste Bundesminister im aktuellen Kabinett. Gleichzeitig ist er gewählter Bundestagsabgeordneter. Laut Bundesministergesetz stehen ihm Amtsbezüge zu, die ein Drittel höher sind als die Besoldungsstufe B11 für Beamte. Das sind aktuell fast 19.000 Euro. Da Spahn aber auch Bundesminister ist, werden ihm die Bezüge als Bundestagsabgeordneter um die Hälfte gekürzt: Für sein Bundestagsmandat erhält er damit 4890 Euro pro Monat. Insgesamt bekommt der Jungspund also fast 24.000 Euro im Monat.

Angela Merkel

Ebenfalls unter das Bundesministergesetz fällt das Gehalt der Bundeskanzlerin. Sie erhält allerdings nicht ein- sondern zwei Drittel mehr als ein Beamter der Besoldungsstufe B11. Aktuell berechnet sich das auf mehr als 23.500 Euro im Monat. Im Fall von Angela Merkel kommt ebenfalls die Abgeordnetenentschädigung hinzu, die ebenfalls wie bei jedem öffentlichen Amtsträger um die Hälfte gekürzt wird. Merkel kommt also auf rund 28.500 Euro im Monat, was im Jahr etwa 342.000 Euro sind. Das ist zwar unglaublich viel Geld, die Verantwortung, der Stress und die Arbeitsstunden, die mit diesem Job einhergehen, legitimieren den Verdienst aber mit Sicherheit. Der internationale Vergleich zeigt, dass die Bundeskanzlerin vergleichsweise durchschnittlich gut verdient. Der US-Präsident Donald Trump verdient zum Beispiel ähnlich viel wie sie. Auch der französische Präsident Emanuel Macron erhält fast genauso viel, wie die deutsche Kanzlerin.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.