Wie und wann kamst du zu Bitcoin?
2017 ist mein Mann in das Thema eingestiegen und hat seinen YouTube Channel kurz darauf gestartet. Ihm war immer sehr daran gelegen, dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze. Ich habe das aber eher als sein Hobby gesehen und erstmal nicht mehr davon gehalten. Für mich wurde es 2019 spannend. Ich bin beruflich die Karriereleiter aufgestiegen und habe bei einem namenhaften Outlet gearbeitet. Damals war mir schon bewusst, dass diese konsumorientierte Gesellschaft im absoluten Widerstand zu dem, was wir in der Natur sehen, steht. Es gibt Menschen auf der Welt, die mit einem Tageslohn von 20 Cent klarkommen müssen, während wir hier teilweise das Geld aus dem Fenster rauswerfen, für Dinge, die eigentlich nutzlos sind. Ich habe mir auch gedacht, dass es dafür eine Ursache geben muss, konnte mir aber dennoch nie richtig erklären, woran das lag.
Irgendwann sieht man sowas dann auch als gegeben und denkt sich, so entwickelt sich eine Zivilisation einfach. Das wird unausweichlich irgendwann scheitern und dann gibt es ein natürliches „Reboot“. Dass das Ganze mit dem Finanzsystem zu tun hat und mit dem Geld wie wir es heute kennen, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Mein Mann gab mir daraufhin die Empfehlung, dass ich mich mit dem Thema Inflation auseinandersetzte. Ab da ging es für mich richtig los. Das war mein Augenöffner und ich habe begonnen Bitcoin als ein Gegenstück zur Inflation zu sehen, ein disinflationäres Geld, das man nicht künstlich vermehren kann. Ich bin schlussendlich vor allem über den sozialen Aspekt zu Bitcoin gekommen – darüber, dass Bitcoin eine Lösung für soziale Ungerechtigkeit sein kann.
Dein erstes YouTube Video ist etwa ein Jahr alt, wie hast du dich dazu entschlossen Bitcoin Bildung anzubieten?
Mein YouTube Kanal entstand mit dem Konzept, dass ich ein Thema untersuche und es dann für Einsteiger so einfach wie möglich erkläre.
Die fast widersprüchliche Motivation für mich war auch, zu wissen, dass wenn ich mich normalerweise an ein Thema setze, ich oft schnell müde und überfordert davon werde. Jemanden anderen aber davon erzählen zu müssen und somit auch einen Lerneffekt zu haben, ist wieder etwas ganz anderes. Das schafft Mehrwert für mich und meine Community.
Hast du noch einen „Fiat-Job“ oder fokussierst du dich ausschließlich auf Bitcoin?
Ich bin glücklicherweise in dem Umstand, mich hauptsächlich auf Bitcoin fokussieren zu können. Ich konnte 2020 meinen Fiat-Job an den Nagel hängen – das war aber auch wegen der Corona Situation. Mein Mann ist Risikopatient und zu dem Zeitpunkt konnten wir noch gar nicht einschätzen, wie gefährlich das für ihn sein könnte. Ich bin daraufhin in das Unternehmen meines Mannes eingestiegen, um Bitcoin Bildung voranzubringen und mich generell auch mal mit der ganzen Onlinewelt auseinanderzusetzen. Man kann sich mit der Welt und ihren Umständen befassen und sie als gegeben sehen oder man kann sich damit befassen und verstehen, dass wir eine Zukunft haben, die wir mitgestalten können.
Es gab in meinem Fiat-Job auch wirklich ein paar augenöffnende Situationen wie z.B. zwei Frauen, die sich heftig um eine reduzierte Markentasche gestritten haben. Wenn Frauen sich so um eine Tasche streiten, dann will ich gar nicht wissen, was der Konsum noch alles an wirklichen Problemen verblendet. Da wir ein Geld haben, dass stetig an Wert verliert, bekommen Menschen eine sehr hohe Zeitpräferenz, was heißt, dass sie ihr an Wert verlierendes Geld für kurzfristige Befriedigung in Konsum investieren, anstatt es für längerfristige Ziele zu sparen. Die Politik will, dass die Wirtschaft angekurbelt wird und unterstützt die Leute regelrecht dabei, ihr Geld für nutzlose Dinge auszugeben.
Bestünde die Möglichkeit zu sparen, würden sich Menschen doch zweimal überlegen, ob sie mit ihrem Geld eine Tasche kaufen, oder es stattdessen sicher und profitabel zu verwahren.
Warum würdest du sagen, ist Bitcoin gerade für Frauen wichtig?
Also zunächst einmal ist es so, dass seit vielen Jahren, häufig die Frau die Familienkasse verwaltet und so die Ausgaben im Blick hat. Frauen sind oft eher mit dem haushaltlichen Geschehen beschäftigt als Männer, die beispielsweise arbeiten gehen, um den Haushalt am Laufen zu halten. Mittlerweile hat sich das aber auch in vielen Teilen der Welt geändert und Frauen müssen ebenso arbeiten wie Männer. In beiden Fällen fördert Bitcoin die Unabhängigkeit. In Ländern, die per Gesetz das weibliche Geschlecht diskriminieren und männliche Patriarchen befähigen, wird es einer Frau aber nicht nur erschwert, sondern sie darf ein Vermögen oft nicht eigens verwalten. Sollte es des Weiteren zu einer Scheidung kommen, muss sie dann eventuell wieder ins Haus der Eltern zurück und wird regelrecht enteignet. Wenn eine Frau nicht mal die Möglichkeit hat, ein Bankkonto zu eröffnen, wie will sie dann über ihr Vermögen eigenständig verwalten oder dieses verwahren können?
Heutzutage ist es überall einfacher, ein Smartphone zu bekommen und somit dann die Möglichkeit zu haben, an Bitcoin zu partizipieren, als ein Bankkonto zu öffnen. Bitcoin bietet somit die Möglichkeit für Frauen, ihr Vermögen, eigens zu verwahren und zu sparen. Das ist in unserem heutigen zentralen Finanzsystem nicht möglich. Bitcoin hat keine zentrale Stelle, die Dir verbieten könnte, es zu nutzen, oder zu tauschen. Es gibt keine Entscheider, die dir auf Grund von sexueller Orientierung, Hautfarbe, Religion oder sozialem Hintergrund verbieten können daran teilzuhaben.
Bitcoin ist eine friedliche Revolution für alle, die von dem Finanzsystem benachteiligt werden. Man darf auch nicht vergessen, dass auch in Deutschland erst 1958 gesetzmäßig erlaubt wurde, dass Frauen unabhängig von ihren Männern arbeiten und auch Geld verdienen durften. Deswegen gibt es auch hier mehr als genug Aufholbedarf in Sachen unabhängiger Finanzen für Frauen. Bitcoin ist Teil der Evolution.
Du und andere Frauen habt „Les Femmes Orange“ ins Leben gerufen“, wie lange habt ihr an der Idee gearbeitet und was ist eure Vision?
„Les Femmes Orange“ ist entstanden durch die Idee von, ich nenne sie ganz gerne die Mutti, der Compagnie, Rachel Geyer. Bei dem letzten „Bitcoin im Ländle“ Event im November, teilte sie ihre Gedanken, dass der Frauenanteil im Bitcoin Space höher könnte. Denn entgegengesetzt aller Vermutungen, Bitcoin sei eine männerdominierte Blase, gibt es unglaublich viele Frauen, die sich dafür interessieren und in dem Bereich tätig sind. Sie befinden sich nur mehr im Hintergrund und oft sind die Bitcoin-Events sehr fortgeschritten und nicht besonders einsteigerfreundlich.
Es kann einschüchternd für Frauen sein, unter vielen fachkundigen Männern Fragen zu stellen. Nicht weil jemand lachen würde oder sie nicht ernstnehmen würden, ganz im Gegenteil, eher weil die Veranstaltung einschüchternd wirken. Deswegen ist es unser Ansatz zu sagen: „Hey, kommt auch in unsere Runde. Hier könnt ihr alles fragen“. Natürlich ist jeder willkommen, aber es wäre schon schön, wenn sich Frauen diesmal ein wenig mehr ermutigt fühlen würden, daran teilzunehmen. Das Ziel ist auf jeden Fall, dass das Netzwerk und die Events wachsen. Wir würden uns auch wünschen, dass Frauen sich selbstständig organisieren, dass es eventuell „Les Femmes Orange“ Meet-Ups gibt und, dass man von Stadt zu Stadt regelrechtes Netzwerk aufbaut, wo jeder willkommen ist. Die Quintessenz ist, dass es kein women-only Event ist, sondern ein Event made by women. Wir sind stolz darauf, dass wir einer der ersten Events sind, dass ausschließlich von Frauen organisiert wurde.
Was ist deine Strategie, hast du einen Investitionsplan oder bestimmst du die Investitionsphasen selber?
Ich würde sagen ein Mix. Ich bestimme gerne selbst und mache es monatlich. Es gibt hin und wieder Phasen, wo ich auch Zahlungen aussetze oder sage, ich pausiere es. Was ich absolut niemanden empfehlen kann, ist darauf abzuwarten, dass der Kurs so niedrig wie möglich fällt. Auf Bitcoin zu spekulieren, macht einfach keinen Sinn und fördert nur die Fomo.
Bekommst du noch Preis-Fomo?
Nein, tatsächlich nicht! Also ich habe den Chart nicht im Blick. Das ist das Schöne an DCA (Dollar Cost Average Model). Es geht monatlich einfach ein gewisser Betrag runter, den ich in meine Fixkosten miteinkalkuliert habe und da ist es mir auch egal, wie hoch oder wie niedrig der Kurs gerade ist. Das liegt aber in der Natur des Menschen, dass wenn etwas knapp ist, sie es umso mehr haben wollen.