© Volker Schilling
Euro, Dollar, Schilling

Aushalten, Raushalten, Haushalten

von Volker Schilling

ZASTER-Kolumnist Volker Schilling analysiert auch in dieser Woche wieder das Geschehen auf den Finanzmärkten.

Aushalten

Ja, diese Woche war es kurz panisch, ja-panisch um genau zu sein. Am Montagmorgen gab es Sashimi beim Nikkei Index, der vom Hoch zum Tief fast 20 % nachgab. Ausgelöst wurde die Matcha Zeremonie durch einen vorausgegangenen Yen Anstieg, der aus lukrativen Carry Trades einen Crash und Carry Trade machte. Da Tokios Börse einer der ersten Wertpapiertempel im frühen Montagmorgenhandel ist, wurde auch der Rest der Welt an diesem Tag ja-panisch und fand die Ereignisse in Fernost wenig kawaii.

Der Seismograph für Ja-Panik, der Risiko und Volatilitätsindex VIX, sagte Sayonara und schoss um 180 % in die Höhe eines Fujiyama. Anleger mutierten zu Animes und sorgten sich um ihr One Piece, dem Aktiendepot. Die Samurai der Fondsgesellschaften zückten ihre Waffen zu Abwehr von Kursverlusten und die Ninjas der Crashberichterstattung schafften es über die Bildzeitung hinaus bis in die Tagesschau. Und die aufgescheuchte Tamagotchi Generation weiß nicht umzugehen mit einer stinknormalen Börsenkorrektur. Am Ende der Woche beim Blick auf Nikkei, S&P und Dax muss man konstatieren: 石が浮くと葉は沈む。 

Raushalten

Börsenkorrekturen sollte man in jedem Fall aushalten, aber bei einigen Aktien sollte man sich unbedingt raushalten. Dazu gehört zum Beispiel Plug Power, die diese Woche grottenschlechte Zahlen vermeldet haben und neue Jahrestiefs austesteten. Auch die Aktien von Intel gehören dazu. Aktionäre klagen jetzt gegen das Unternehmen wegen verheimlichter Probleme. Dividendenzahlungen werden ausgesetzt und die Belegschaft um 15 % reduziert. Auch Airbnb, frei übersetzt „Luftbuchungen“, konnte diese Woche keine Anleger mehr mit seinen schlechten Zahlen begeistern und reiht sich in die Raushalten-Riege ein. Raushalten sollte man sich auch aus der Versuchung, von fallenden Kursen zu profitieren.

Zum einen zeigt die Statistik, dass es auf Dauer lohnender ist, auf steigende Kurse zu setzen und zum anderen ist das Timing für sogenannte Shorts meist desaströs. So haben die Börsen nach dem misslungenen Wochenstart doch wieder ein versöhnliches Ende genommen, wohingegen einige Anleger bereits auf den weiteren Abverkauf gewettet hatten. Schuld daran waren nicht zuletzt die Meldung über die gesunkene Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA. Die Botschaft dahinter: Es droht wohl doch keine Rezession, wie noch zu Wochenbeginn vermutet. Die US-Notenbank ist also nicht zu spät dran, wenn sie erst im September die Zinsen senkt.

Haushalten

Das Verb haushalten wird im Sinne von „sparsam wirtschaften“ verwendet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Finanzminister Christian Lindner mit seinem aktuellen Haushaltsplan und seinen Bedenken zu einigen Positionen nicht ganz klarkommt und lieber nochmal seine Koalitionspartner konsultieren möchte. Diese sind aber im Urlaub, weshalb diese Woche die Opposition seine Aufgabe übernimmt und seinen Chef Olaf Scholz zu sofortigem Abbruch desselbigen aufruft und zur Rückkehr auffordert.

Bei der Argumentation scheint mir tatsächlich das Sommerloch größer zu sein als das vorhandene Haushaltsloch, weshalb wir auf die Klärung der kreativen Buchführung noch etwas warten werden müssen. Da kommt es dem Finanzminister zupass, dass die deutsche Industrieproduktion mit 1,4 % stärker zulegen konnte, als es die Prognosen mit +1 % erwartet hatten. Es gibt sie also doch noch, die positiven Meldungen aus der deutschen Industrie. Mal sehen, was uns in der kommenden Woche erwartet. Auf alle Fälle wieder kommentiert in meiner Kolumne.

Ihr Volker Schilling

image_print
ein Artikel von
Volker Schilling
Volker Schilling

Volker Schilling ist Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG und Asset Manager bei Der Zukunftsfonds. Er ist regelmäßig gefragter Experte für Fernsehsender (n-tv, Bloomberg, ARD Börse) und viele andere Medien. In seiner ZASTER-Kolumne „Euro, Dollar, Schilling“ blickt er jeden Freitag auf die wichtigsten Themen des Finanzmarkts zurück.