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FINANZWISSEN

„Aus 10.000 Schweizer Franken wurden 1,36 Millionen“: Im Gespräch mit „Sparkojote“ Thomas Brandon Kovacs

von Pauline Brinkmann

Ich habe mich mit dem Schweizer Finanzblogger Thomas alias „Sparkojote“ zum Thema Vermögensaufbau unterhalten. Thomas erzählte mir welche Gefahren beim Investieren lauern können und was er mit seinem heutigen Erfahrungsschatz jungen Menschen, die ihr Geld gut anlegen möchten, raten würde.

Thomas ist 25 Jahre alt. Er hat bereits mit vier Jahren seinen ersten Kontakt zu Trading Karten gehabt. Hier wurde sein Interesse für lukrative Investments erstmals geweckt. Heute führt er den größten Finanzblog in der Schweiz und hat sich in seinen jungen Jahren bereits selbstständig ein Vermögen von 1,36 Millionen Schweizer Franken aufgebaut.

Du hast relativ jung schon viel Geld verdient, beziehungsweise gespart. Mit 20 Jahren waren es schon 50.000 Schweizer Franken. Wie schafft man das? Wann hast du angefangen dich mit Investieren zu befassen und wie hoch war dein Startkapital?

Das Thema Finanzen hat für mich so wirklich erst mit 17 als Hobby gestartet. Zu der Zeit habe ich beispielsweise Blogs wie den von Tim Schäfer verfolgt, das war außerdem die Phase, wo die ersten Kanäle wie „Aktien mit Kopf“ online gegangen sind.  Mit 18 habe ich dann direkt mein erstes Depot eröffnet und mehr oder weniger mit dem Know How, welches ich mir über die Blogs angeeignet habe, nach dem Motto „try and error“ und „learning by doing“ meine ersten Einzelaktien gekauft.

Gab es Leute in Deinem Umfeld, Familie oder Freunde, die dich an dieses Thema herangeführt haben? 

Nein, es gab niemand der zu mir gesagt hat: Hey Schau dir mal Finanzen an. Es war vielmehr mein Eigeninteresse was mich angetrieben hat. Zu dem Zeitpunkt war ich noch mitten in meiner Ausbildung.

Wo kam das Geld her, dass Du angelegt hast. War das dein Gehalt?

Tatsächlich habe ich zu meinem 18. Geburtstag von meinen Eltern, das ist mir auch immer wichtig, das transparent zu sagen, knapp 10.000 Schweizer Franken geschenkt bekommen. Das Geld haben sie mein ganzes Leben lang durch Kindergeld usw. für mich angespart.

Es gab keine Vorgaben ihrerseits, was ich damit machen soll und somit fing ich an, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen und Bücher dazu zu lesen. Natürlich habe ich während der Lehre auch parallel Geld gespart und konnte somit regelmäßig, also ungefähr alle drei Monate, Aktienkäufe tätigen. Denn es gab auch damals keine Sparpläne oder ähnliches und man musste und muss nach wie vor Einmalkäufe tätigen. Wichtig sind in dem Fall die Gebühren, die man zahlt, immer mit einzurechnen, denn sonst fressen die die Performance auf. 

Was hältst Du von Geldanlagen in Sachwerten, wie beispielsweise Uhren? Gerade auch im Hinblick darauf, dass unsere Generation eine sehr sicherheitsorientierte ist?

Das kommt sehr drauf an. Der Vorteil ist, dass es etwas ist, das weltweit verständlich ist.  Neben viel Leidenschaft muss man jedoch auch das nötige Wissen in dem jeweiligen Bereich haben. Was man hierbei auch nicht unterschätzen sollte, ist der emotionaler Aspekt. Sobald es ein Liebhaber Investment wird, wie beispielsweise ein Oldtimer oder eine besondere Uhr, verkauft man es nicht mehr so rational und leicht wie eine simple Aktie.

Feststeht: Eine Uhr wird in 10 Jahren immer noch dieselbe Uhr sein, sie wird sich höchstwahrscheinlich vom Wert her nicht verzehnfacht haben, es ist jedoch auch kein Risikoinvestment.  

Ich bin nicht abgeneigt von solchen Investments und habe tatsächlich selbst einen Großteil meines Vermögens in solche alternativen Investments, ich glaube jedoch nicht, dass das für die breite Masse geeignet ist. Bei Sachanlagen ist es so, dass sich nur die gesellschaftliche Sicht auf das Objekt verändert und nicht das Objekt selbst. Ein Unternehmen hingegen verändert sich über einen längeren Zeitraum auch in sich selbst.

Du hast eben unter anderem angesprochen, dass es wichtig ist ein gutes Verständnis von dem zu haben was man tut. Was sagst Du dazu, dass in letzter Zeit wahnsinnig viele Influencer aus anderen Sparten angefangen haben für Finanzprodukte zu werben und ihren vornehmlich jungen Followern Investmenttipps geben? 

Ich weiß genau was du meinst, denke jedoch, dass hier ein großer Teil der Verantwortung auch beim Zuschauer selbst liegt. Dieser sollte sich gut überlegen, ob er einer Person, die die letzten drei Jahre komplett anderen Content produziert hat, nun bei Investment Entscheidungen vertrauen sollte. Man sollte grundsätzlich selbst eine Art „Due Diligence“ durchführen und immer hinterfragen was man da hört. 

Andererseits liegt es natürlich auch in der Verantwortung des Creators in der Nische zu bleiben in der er oder sie sich auskennt. Ich selbst würde beispielsweise auch nie konkrete Anlage Empfehlungen an meine LeserInnen und ZuschauerInnen geben. Denn jeder setzt andere Standards im Hinblick auf: Renditefragen, oder moralische und ethische Standards.

Ich würde jedoch auf jeden Fall davon abraten, sich ohne Erfahrungen zu Day Trading verleiten zu lassen. Denn statistisch gesehen ist Day Trading für die meisten Menschen nicht profitabel, weil es sehr risikoreich ist und man ohne das nötige Wissen schnell viel Geld verlieren kann. Vielleicht sollte man sein „Know how“ erstmal woanders aufbauen.  

Wie stehst du zum Thema Kryptowährung? Kann man sich dort auch ohne große Investmenterfahrung herantrauen?

Nehmen wir an du hast 1000 Euro, die du investieren kannst und hast einen Notgroschen beiseite gelegt. Dann würde ich nicht nein sagen, wenn du vielleicht 50 Euro, also 5% davon in Krypto investieren würdest. Die Summe an sich ist meiner Meinung nach nicht so entscheidend für die Risikoabwägung, sondernd eher der prozentuale Anteil im Hinblick auf das generell investierte Geld. Ich würde niemals sagen, dass man als Anfänger bestimmte Vermögensklassen ausschließen muss, man sollte sich jedoch immer fragen, wie viel man tatsächlich bereit ist zu verlieren. 

Bei Investments denken viele an Aktien, ETFs… mich würde jedoch interessieren, für wie wichtig du das Investment in Human Kapital erachtest, sprich in die eigene Weiter- und Ausbildung?

Das ist auf jeden Fall sehr wichtig, ich selbst habe eine vierjährige Lehre in der Schweiz im Bereich IT gemacht und hatte somit die Möglichkeit relativ günstig mein Human Kapital aufzubauen, dazu kann ich jedem raten. Es muss jedoch nicht direkt eine Lehre sein, ein leichter und auch kostengünstiger Einstieg ist hier die Lektüre von Büchern. Diese kann man häufig auch kostenlos leihen und der Lerneffekt ist enorm. Ich selbst lese mittlerweile ein Buch die Woche und komme im Jahr auf etwa 50 Bücher.

Hast du dazu spontan zwei Büchertipps für unsere Leser?

Ein sehr guter Tipp ist meiner Meinung nach „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Christian W.Röhl und Werner H. Heussinger, das ist ein gutes Buch, welches auch sehr anfängerfreundlich geschrieben ist.

Als Klassiker kann ich auf jeden Fall noch „Intelligent Investieren“ von Banjamin Graham, dem Mentor von Warren Buffett und „Souverän Investieren für Einsteiger“ von Gerd Kommer empfehlen. Bei dem letzteren geht es um ETFs und die anderen beiden befassen sich mit Value Investing. Ich würde behaupten, dass man, wenn man diese Bücher gelesen hat, wahrscheinlich mehr über Aktien und Co. weiß, als 90 Prozent der Menschen da draußen.

Wenn Du jetzt 20.000 Euro hättest und dieses Geld anlegen wollen würdest, wie würdest Du es investieren?

Ich würde in jedem Fall erstmal sicherheitshalber von dieser Summe die Lebenshaltungskosten für drei Monate abziehen und als Notgroschen beiseitelegen. Angenommen ich brauche im Monat 1.500 Euro so wäre es 4.500 Euro, hier würde ich dann auf 5.000 Euro aufrunden.

Die restlichen 15.000 Euro würde ich zunächst circa zur Hälfte in Welt-ETFs investieren, und zwar breit diversifiziert. Es gibt da ein paar Kandidaten, wie MSCI World oder MSCI Emerging Marktes, da gibt es dann so einen klassischen 70 zu 30 Split den man machen sollte. Nach ein paar Wochen oder Monaten würde ich dann eventuell 5 Prozent, in dem Fall 750 Euro in Krypto investieren. Die restliche Summe kann man dann, sofern es gut läuft in weitere ETFs stecken, oder auch in andere Finanzprodukte.

Was hältst du von Neobroker Apps. Ist es gut, dass der Zugang zum Investieren so niedrigschwellig geworden ist?

Ich sehe auf jeden Fall die Vorteile. Es ist keine Frage des Einkommens mehr, wie noch vor vielen Jahren, ob man investieren kann. Zudem ist es in Anbetracht des demographischen Wandels zwangsläufig notwendig, dass jeder Mensch da draußen sich frühzeitig Gedanken über seine persönliche Altersvorsorge macht. Meiner Meinung nach ist in dem Hinblick, die Geldanlage über eine App auf dem Handy definitiv eine gute Option. 

Ich sehe jedoch auch die Schattenseiten, wie beispielsweise in Amerika, wo bei dem Finanzdienstleistungsunternehmen „Robin Hood“ das Thema Investieren beispielsweise durch Konfetti, das über den Bildschirm rieselt, sehr gamifiziert wird. Das ist für mich mehr Casino, als seriöses Investment.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.