Wie glücklich macht Geld?

Als ich in Slowenien den reichsten Wirt von Koper traf

von Moritz Weinstock

Unser ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt ist in Slowenien – genauer gesagt in der kleinen Hafenstadt Koper. Hier lernt er von einem Wirt, dass Geld das Herz nicht satt macht – und nimmt seine philosophischen Gedanken mit nach Hause.

Wir machen mit der Familie im Urlaub gerne Abstecher an Orte, die im Reiseführer nicht ganz oben stehen. Als wir kürzlich im schönen Triest in Italien waren, unternahmen wir eine Wanderung ins benachbarte Slowenien. Mittags kehrten wir in ein Gasthaus in der Nähe der kleinen Hafenstadt Koper ein. Die Wirtin kredenzte Käse und vom Bora-Wind luftgetrockneten „Karst-Schinken“, aus eigener Herstellung. Wunderbar. Wir saßen im Schatten und beobachten das Treiben um uns herum.

Es war Samstag und vor dem Restaurant hatten viele Menschen aller Altersstufen auf Holzbänken Platz genommen. Kinder rannten fröhlich umher, es wurde lautstark diskutiert und gelacht. Wir kamen mit Lovro, dem Betreiber ins Gespräch. Die lustige Runde bestand aus lauter Familienangehörigen, sie trafen sich jeden Samstag hier, um sich auszutauschen. Seit Lovro denken kann gibt es diese Zusammenkünfte. Als er ein kleiner Junge war, hatten seine Eltern schon hier gewohnt, davor die Großeltern. Verdienen ließ sich mit den Verwandten nichts, ab und zu kehrt eine Reisegruppe ein und belegt ein paar Tische, oder Radfahrer machen unter den alten Bäumen eine Pause.

Seit 2007 gibt es hier den Euro, aber „der wächst bei uns seltener als bei euch“ bemerkte der Wirt und grinste, denn Reichtümer verdient er hier nicht. Lovro hatte einmal überlegt nach Ljubljana umzusiedeln um dort einen besser dotierten Job anzunehmen. Aber nach dem Vorstellungsgespräch hatte ihn beim Gang durch die belebten Straßen der Hauptstadt direkt das Heimweh gepackt und er sagte ab. „Geld macht dein Herz nicht satt“ erklärte mir der Mann mit dem markanten Schnauzbart und blickte zu seinen Kindern, die auf einem alten Trampolin herumhüpfen. Seine Frau brachte ein Tablett mit einer Runde Cvicek, einer lokalen Weinspezialität. Die Großfamilie stieß miteinander an: „Na zdravje“ – Zum Wohl, auf das Leben. Zum Abschied gab mir Lovro herzlich die Hand und deutete auf seine Verwandtschaft: „Wir haben nicht viel, aber wir haben uns. Das macht uns reich.“

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.