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Goldene 20er

Alles auf Wachstum in 2022?

von Pauline Brinkmann

Zum Jahreswechsel prophezeien wir uns selbst und häufig auch anderen in der Regel einen Neuanfang. Dieses Jahr brachte der Jahreswechsel leider zu wenig Neuanfang und viel altes. Denn noch immer stecken wir in einer Pandemie, die sich in absehbarer Zeit nicht in Luft aufzulösen scheint. Nichtsdestotrotz soll 2022 laut Experten das Wachstumsjahr überhaupt werden. So geht man davon aus, dass durch Impffortschritte und die Wiedereröffnung der Wirtschaft, Unternehmen und Börsen beflügelt werden.

Das Wachstum auf Grund der pandemiebedingten Einschränkungen ist im Spätherbst 2021, sprich im vierten Quartal zwar etwas schwächer ausgefallen als noch im Sommer prognostiziert. Nichtsdestotrotz haben die meisten Länder bereits jetzt wieder ihr BIP-Niveau von 2019 erreicht. Überraschenderweise haben die Unternehmensgewinne die Prognosen im dritten Quartal deutlich übertroffen, zudem bleiben die Leitzinsen vorerst stabil an der Nulllinie. 

Laut dem Vermögens­verwalter Georg von Wallwitz werden sich viele Konjunkturpakete der Regierungen in den Industrienationen erst ab 2022 voll auswirken. So rechnet die Industrieländerorganisation OECD für Deutschland mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 3,9 Prozent für das Jahr 2022. Der Chief Investment Officer der Commerzbank Chris-Oliver Schickentanz geht von einem soliden Gewinn- und Dividendenplus der Unternehmen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und einem Schub für die Börsen aus. Er hält einen DAX-Stand von 17.000 bis 18.000 Punkten für durchaus denkbar. 

Auch Christian Köpp, der geschäftsführende Gesellschafter der Oberbanscheidt & Cie Verwaltungsgesellschaft geht fest davon aus, dass der deutsche Leitindex Nachholpotenzial hat. So sagt er: „Immerhin ist der MSCI World im vergangenen Jahr fast anderthalbmal so stark gestiegen wie der DAX.“

In Europa stehen alle Zeichen auf Wachstum. Laut der EU-Komission nahm das BIP in der Eurozone im Jahr 2021 um rund 5 % gegenüber dem Krisenjahr zu. Für 2022 wird seitens der Kommission ein Plus auf ähnlichem Niveau erwartet.

Ebenso könnten sich die Geldflüsse aus dem europäischen Corona-Hilfsfonds bald deutlich bemerkbar machen. Vor allem für Frankreich, Italien und Spanisch wird es diverse höhere Kredite geben. Davon werden selbstverständlich auch die dort ansässigen Unternehmen profitieren wodurch die Gewinne in die Höhe schnellen werden.

Auch die Wiedereröffnung der Wirtschaft macht sich bemerkbar, so kündigte die US-Notenbank Fed angesichts einer Geldentwertung von zuletzt fast 6 % bereits eine Rückführung der Anleihenkäufe an. Zudem werden für die dortigen Märkte bis zu vier Zinserhöhungen in diesem Jahr erwartet. Durch das Re-Opening, der Wirtschaft wird aller Vorrausicht nach zudem vor allem der private Konsum befeuert werden. Menschen werden das in Coronazeiten angesparte Geld endlich ausgeben können.

So geht der Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement Frank Wieser davon aus, dass sich die Menschen wieder mehr gönnen wollen und die Konsumausgaben dadurch deutlich steigen werden. Davon könnten seiner Einschätzung nach gerade die stark getroffenen Reiseveranstalter und Fluggesellschaften profitieren. 

Uwe Eilers von der FV Frankfurter Vermögen vermutet weiterhin, dass das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen wird, wenn es um Investitionen geht. ESG-Kriterien werden seiner Einschätzung nach bei der Anlage zunehmend dominanter werden. Davon könnten laut Eilers speziell Hersteller von Wind- und Solaranlagen und Unternehmen im Bereich Wasserstoff profitieren.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.