Die dunkle Seite des Geldes

Wie aus dem Millionärssohn Alexander Falk ein Bösewicht wurde

von Carola Tunk

Alexander Falk hatte alles, was sich ein Mann mittleren Alters wünschen kann: eine weiße Villa, Segelyacht, Frau, vier Kinder und – das ist ja auch nicht verkehrt – ein Millionenvermögen. Doch den Erben des Stadtpläne-Imperiums Falk packten erst die Gier, dann die Angst und schließlich der Staatsanwalt.

Vom Millionärsspross zum Geschäftsmann

Vater Gerhard Falk hatte Alexander und seiner Schwester Janina Anteile an dem Falk-Verlag vermacht. Die Geschwister hatten aber keine Lust, Stadtpläne zu verkaufen. Und so machten sie das Lebenswerk ihres Vaters zu Geld. Von seinem Anteil der 25 Millionen Euro kaufte Alexander ein neues Unternehmen. Mit der Internetfirma Ision wollte er allen beweisen, dass ihm Business im Blut liegt. Er brachte Ision an die Börse und verkaufte das Unternehmen im Winter 2000, auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes, für 812 Millionen Euro weiter.

Vom Geschäftsmann zum Betrüger

Der Käufer von Ision war das britische Unternehmen Energis. Kurz nach der Übernahme von Falks Start-up ging die Firma pleite. Für Energis stand der Schuldige fest: Falk hatte den Managern eine Schrott-Firma angedreht. Das war das erste Mal, dass Alexander Falk öffentlichkeitswirksam vor Gericht zitiert wurde. Der Vorwurf: Falk hatte die Angaben über Einnahmen und Ausgaben von Ision manipuliert.

Der Prozess dauerte vier Jahre, doch Falk blieb cool: Während der Staatsanwalt sein Plädoyer hielt, checkte Falk Mails auf seinem Smartphone. Auch das Urteil brachte den Betrüger nicht aus der Ruhe: 4 Jahre Knast. Nach knapp drei Jahren war Falk wegen guter Führung wieder draußen. Doch seine kriminelle Karriere war damit noch lange nicht vorbei…

Ich bin es leid, mir von diesen Staatsanwälten sagen zu lassen, dass zwei plus zwei gleich fünf ist oder die Erde eine Scheibe.

Alexander Falk vor Gericht

Vom Betrüger zum Schwerverbrecher

Der Insolvenzverwalter von Energis verknackte Falk im Jahr 2013 zu einer Schadensersatzzahlung von 209 Millionen Euro. Erbe weg, Aktien weg, doch zum Glück war da noch der stinkreiche Schwiegervater – er rettete das schwarze Schaf der Familie vor dem Bankrott.

Vor einer zweiten, noch längeren Haft wird Alex Schroeder den Mann seiner Tochter nicht bewahren können: Am 12. September nahm die Staatsanwaltschaft Frankfurt Falk in Hamburg fest. Der Verdacht: Als es im Prozess um Schadensersatz eng für ihn wurde, investierte Falk in einen Auftragsmörder, der den Anwalt der Gegenseite stummschalten sollte. Der Auftragskiller scheiterte bei seinem Attentatsversuch und verletzte den Anwalt nicht tödlich. Jetzt treffen sich die beiden bald wieder vor Gericht.

Falk hat hoch gepokert und sich verzockt. Und eine Frage bleibt: Wo sind eigentlich die 812 Millionen Euro hin?

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“