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BÖRSE

Die große Angstblase: Warum Crash-Propheten immer falsch liegen

von Zaster Redaktion

Die Börse steigt – also muss der Crash kommen. So lautet das einfache Mantra der Untergangspropheten, die alljährlich ihre apokalyptischen Szenarien unters Volk bringen. Harry Dent verkündet den „größten Crash aller Zeiten“, YouTube-Gurus warnen vor 90 % Verlusten, und irgendein Bestsellerautor entdeckt mal wieder eine „Superblase“. Die Wahrheit jedoch ist: Diese Kassandrarufe sind lauter denn je – und falscher denn je.

Fakten statt Fiction  

Schauen wir auf die Zahlen: Der S&P 500 steht bei 6.453 Punkten, europäische Indizes haben ihre Frühjahrsverluste längst wettgemacht, der DAX notiert bei 24.200 Punkten. Ja, die Bewertungen sind hoch – ein KGV von 22,5 in den USA, ein Shiller-KGV von 38,5. Aber irrational? Keineswegs. US-Konzerne fahren Rekordgewinne ein, der Arbeitsmarkt bleibt robust, und die Fed signalisiert vorsichtige Zinssenkungen. Das ist keine Blase – das ist Fundierung.

Das Timing-Desaster der Crash-Propheten  

Harry Dent prognostizierte für Mitte 2024 einen 90-prozentigen Einbruch. Stattdessen feierte Nvidia neue Allzeithochs, und der S&P 500 legte um 18 % zu. Diese Fehlprognosen sind kein Zufall, sondern System: Angst verkauft sich besser als Vernunft. Ein Buch mit dem Titel „Alles wird gut“ landet im Regal, „Der Weltuntergang naht“ wird Bestseller.

Lektionen der Geschichte 

Korrekturen gehören zum Börsenalltag wie Gewitter zum Sommer. Der September bringt im Schnitt zwei Prozent Verlust – das ist normale Verdauung, nicht der Weltuntergang. Selbst nach den großen Crashes von 2000 und 2008 erholten sich die Märkte. Sieben Jahre dauerte es 2000, fünf Jahre 2008. Aber sie erholten sich. Wer damals ausstieg, verpasste die Rally danach.

Die wahren Risiken 

Die größten Gefahren heute sind politischer Natur: Trumps Zoll-Drohungen, Europas Regulierungswahn, Deutschlands Energiekrise. Doch selbst diese sind kein Grund zur Panik – sondern zur Vorsicht und Diversifikation.

Was tun?  

Breit streuen. Qualitätsaktien kaufen. Auf Dividendenaristokraten setzen. Nerven behalten. Wer ruhiger schlafen möchte, greift zu Low-Volatility-Strategien oder Dividenden-ETFs. Die Börse ist kein Roulette-Tisch, sondern ein Spiegel der Wirtschaft. Und die Wirtschaft wächst – nicht spektakulär, aber solide.

Crash-Propheten produzieren Schlagzeilen. Anleger produzieren Rendite. Wer langfristig auf Vernunft statt auf Angst setzt, gewinnt am Ende. Die lautesten Stimmen sind selten die klügsten.

Ein Gastbeitrag von Sven Stoll. Stoll beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit den Finanzthemen, Wirtschaft und Investmentfonds. Er investiert selbst seit vielen Jahren in aktiv gemanagte Fonds und profitiert von zahlreichen Kontakten in der Branche sowie regelmäßigen Gesprächen mit renommierten Portfoliomanagern. Sven ist hauptberuflich Fondsanalyst bei der GSR GmbH.

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Zaster Redaktion
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