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KRISENZEITEN

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf unseren Geldbeutel

von Pauline Brinkmann

Die schlimmsten Auswirkungen hat Putins Krieg selbstverständlich für die Menschen in der Ukraine. Doch auch der Westen bekommt den Krieg im täglichen Leben zu spüren, unter anderem im eigenen Geldbeutel. Durch abgerissene Lieferketten aus Russland und der Ukraine haben sich sowohl Rohstoffe als auch Energie verteuert.

 

Dass Anwaltskanzleien in Moskau geschlossen werden, tangiert uns eher weniger, ebenso spüren wir kaum, dass große deutsche Supermarktketten in Russland produzierte Produkte aus ihrem Sortiment streichen. Was wir jedoch mehr oder weniger direkt zu spüren bekommen, sind die unterbrochenen Lieferketten. So haben auf Grund des Krieges große weltweit agierende Reedereien wie beispielsweise das dänische Unternehmen Maersk oder Hapag Lloyd ihre Container-Schifffahrten von und nach Russland oder der Ukraine ausgesetzt.

Ebenso der Schweizer Logistikkonzern Kühne und Nagel, der sich abgesehen von Medikamenten oder humanitären Produkten, eines Transports russischer Produkte verweigert.

Die Folgen dieser Lieferstopps sind gravierend.

So haben sich schon heute die Benzin- und Heizpreise enorm verteuert. Grund dafür: Ein Drittel des deutschen Öls wird aus Russland bezogen, sowie etwa die Hälfte unseres Erdgases. Sofern der dieser Tage diskutierte Importstopp von Gas und Öl aus Russland in Kraft tritt, werden die Preise weiter steigen, was sich auch in sämtlichen anderen Bereichen zeigen wird in denen ein großes Maß an Energie zur Produktion benötigt wird.

So befürchtet Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen: „Wenn die Energiepreise langfristig hoch bleiben, werden Unternehmen, die viel davon brauchen, ihre Kosten an die Verbraucher weitergeben.“ Will heißen: Dass wir auch bei Produkten aus energieintensiven Branchen wie der Metallverarbeitung, der Glasproduktion oder der Textilbranche künftig höhere Preise erwarten dürften. Dass dies nicht nur den Endverbraucher, sondern auch den Mittelstand selbst erheblich in Bedrängnis bringt, betonte kürzlich Carletta Heinz, Inhaberin des familiengeführten Glasproduzenten Heinz-Glas: „Die Energiepreise sind nicht mehr tragbar, wir können nicht mehr wirtschaftlich produzieren“.

Doch auch Industrien wie die Chemiebranche, in der Deutschland bislang auf dem internationalen Parkett stets gut agierte, werde ihre teureren Produktionskosten weitergeben. So könnten wir zukünftig auch eine Preissteigerung bei Elektrogeräten oder Autos wahrnehmen. Bereits jetzt stellten erste Autobauer auf Grund der unterbrochenen Lieferketten ihre Produktionen ein. Ebenso warnt der Verband der Automobilindustrie (VDA) vor Schwierigkeiten bei der Autoreparatur, so fehle es vor allem an Kabelbäumen, welche bislang primär aus der Ukraine bezogen wurden.

Allerdings wagt der VDA noch keine genaue Prognose was die Auswirkungen des Krieges auf die hiesige Autoindustrie betrifft, so gibt er zur Kenntnis, dass Hersteller und Zulieferer mit Hochdruck daran arbeiten die Ausfälle zu kompensieren und so der VDA: „Alternativen hochzufahren“.

Auch die Zeitung am Kiosk, das Buch in der Buchhandlung oder das Druckerpapier werden uns auf Grund einer energieintensiven Produktion künftig mehr kosten. Ebenso sind auch Lebensmittelpreise von den Teuerungen nicht ausgenommen. Bereits jetzt sind die Weizenpreise enorm angestiegen. In den USA hat sich der Preis sogar schon verdoppelt.

Grund für den hiesigen Preisanstieg ist, dass Deutschland bislang große Mengen seines Weizens aus der Ukraine bezog und sich nun mit unterbrochenen Lieferketten konfrontiert sieht. Die Konsequenz dessen liegt auf der Hand: Alltagsprodukte wie Nudeln oder Brot werden erheblich teurer. Was aus der Ernte im Sommer wird, kann Stand heute niemand sagen. Feststeht schon heute, dass es ein Krieg gegen die Schwachen ist, und zwar auch in unserem Land. So werden jene Menschen mit kleinem Einkommen die Folgen am stärksten zu spüren bekommen. 

Einen potenziellen Rettungsanker wirft Torsten Schmidt vom RWI noch ins Spiel: So haben Ökonomen festgestellt, dass viele Menschen während der Pandemie Ersparnisse angesammelt haben. „Die Menschen haben weniger ausgegeben, die Banken melden volle Girokonten.“ Manch einer habe da erstmal einen gewissen Puffer. Aber auch hier steht fest: Arme Menschen werden sich damit nicht retten können.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.