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10 MINUTEN. 3 FRAGEN. 1 THEMA.

Alltagsorganisation und Geld

von Alicia Peters

ZASTER-Autorin Alicia mag es strukturiert – genau wie Finanzexpertin Carola Ferstl. Aus dem Grund haben sie sich darüber ausgetauscht, wie man Ordnung in seine alltäglichen Ausgaben bringen kann und einen finanziellen Überblick bewahrt. Erfahrt unter anderem warum es sich lohnt, auch mal mit Kaffee aus dem Thermo- anstatt Starbucksbecher durch die Stadt zu schlendern und wieso es sich lohnt, bereits als junger Mensch das vermeintlich lästige aber zweifellos wichtige Thema Versicherungen anzugehen!

1. Man hört immer wieder, dass es sinnvoll ist, mehrere Konten zu eröffnen. Meine Frage wäre dementsprechend: Brauche ich als junger Mensch verschiedene Konten bzw. wann macht es Sinn und welche Konten gibt es da?

Als junger Mensch hast du ja dein Girokonto. Ergänzend dazu könntest du dir ein Tagesgeldkonto einrichten. Das wäre dein Notgroschen, wo das Geld schneller verfügbar draufliegt, sodass du jederzeit drankannst, wenn irgendetwas schnell bezahlt werden muss. Wenn du Aktien oder einen Fonds haben möchtest, solltest du außerdem ein Depot haben – das wäre dann dein Geldanlagebereich. Ein klassisches Sparkonto oder Sparbuch bietet sich eigentlich kaum noch an. Als junger Mensch wären also neben dem Girokonto ein Tagesgeldkonto und ein Depot durchaus denkbar – diese drei Kontoformen. Entweder verteilst du dein Geld bei einer Bank oder heutzutage mit den vielen Apps und Anbietern auch bei verschiedenen Banken.

Bei einigen Anbietern gibt es auch die Möglichkeit, dass du dir einfach online in deinem Gesamtkonto mehrere Unterkonten einrichten kannst. Da könntest du beispielsweise ein Unterkonto anlegen für das, was du sparen möchtest – beispielsweise für eine Reise – oder deine regelmäßigen Ausgaben aufteilen. Was gibst du für deine Miete aus? Was gibst du für dein Auto aus? Was gibst du für Lebensmittel aus? Die Unterkonten, die du heute einrichten kannst, sind quasi das moderne Haushaltskonto. Das ist glaube ich auch für den eigenen Überblick eine ganz gute Sache.

Ein Mehrkontenmodell macht auch später Sinn, wenn du eine Familie hast oder mit einem Partner zusammen bist, sodass jeder sein eigenes Konto hat und damit dann auch sein eigenes Geld. Das ist also ein zweiter Ansatz, bei dem man im Grunde genommen die Unabhängigkeit von jedem einzelnen sicherstellt.

2. Nun möchte ich einmal das Thema Geldfresser besprechen, die du ja auch in deinem Buch ansprichst. Was sind typische Geldfresser im Alltag und wie kann man sie umgehen?

Hier geht es darum, dass du mal aufräumst in deinem Konto und einfach guckst, was für Sachen du schon lange nicht mehr gebraucht hast oder gar nicht mehr nutzt. Das sind zum Beispiel monatliche Mitgliedschaften. Ich habe neulich bei mir eine alte Handyversicherung entdeckt. Versicherungen hat man also auch häufig auf seinem Konto, die man irgendwie einfach weiterbezahlt, ohne es zu merken. Das Handy hat man vielleicht schon gar nicht mehr, aber die Versicherung läuft noch – da sollte man immer ein bisschen genauer draufgucken, was man alles mal abgeschlossen hat. Und dann gibt es natürlich noch alle möglichen Abos. Früher hat man sie auf dem Konto gesehen, heute muss man wirklich doppelt und dreifach gucken, wo man ein Abo hat und wo was abgezogen wird. Teilweise habe ich jetzt gesehen, dass ich irgendwelche Sachen per Paypal abbuchen lasse. Wenn man zum Beispiel irgendwann mal eine kostenpflichtige App heruntergeladen hat, sollte man darauf achten, dass man kein Abo abgeschlossen hat, das immer weiterläuft und dann schnell in Vergessenheit gerät.

Überall gibt es verstecke Möglichkeiten, wo Geld abgebucht wird: Hier mal 7 Euro, da mal 10 Euro… Man sollte da hinterher sein, diese Geldfresser zu finden. Ich bin mir sicher, dass auch junge Menschen eigentlich ausreichend Geld hätten, um sich einen kleinen Sparplan von 25 Euro einzurichten – das Geld kann dann vielleicht an anderer Stelle gefunden und eingespart werden.

Ich spreche auch immer wieder mit meinen Kids, ob es denn wirklich notwendig ist, sich ständig den Kaffee von Starbucks reinzuziehen, aber da rede ich gegen Wände. Es gibt heute – ich muss das einsehen – Standardausgaben, die jeder Mensch individuell für sich braucht. Mein Sohn könnte ohne sein Spotify-Abo nicht leben, ich habe dafür eine Apple Cloud, die ich jeden Monat bezahle, wo man sich auch fragen könnte „Warum eigentlich?“. Also ich würde sagen, man muss nicht jeden Starbucks Kaffee trinken, sondern lieber auch mal nen Thermobecher mit in die Stadt nehmen. Auch im Office, wenn man sich sein Mittagessen selber kocht, kann man ne Menge Geld sparen. Man sollte wirklich gucken, was man sich schenken kann und dann sollten diese 25 Euro auch irgendwo zu finden sein und in einem Fondssparplan für die Zukunft landen.

3. Kommen wir zur dritten Frage. Zum Thema Versicherungen hattest du eben bereits einen kleinen Schwenker gemacht. Ich frage mich: Welche Versicherungen machen bereits in jungen Jahren Sinn, welche kommen später dazu und welche Versicherungen sind vielleicht auch gar nicht sinnvoll?

Ganz wichtig ist eine Haftpflichtversicherung. Meistens ist man als Kind noch mitversichert, solange man bei seinen Eltern lebt oder solange man in der Ausbildung ist, aber danach ist es unumgänglich, eine eigene Haftpflichtversicherung abzuschließen. Ich stelle leider fest, dass viele Leute das nicht wissen und nicht darauf eingestellt sind. Die Haftpflicht gilt für Schäden, die du jemand anderem zufügst und das sind Schäden, die du nicht überblicken kannst. Da denken einige „Ja gut, wenn ich mal das Handy von meinem Kumpel runterschmeiße, ist das ärgerlich, aber halb so wild.“ Jedoch geht es hier teilweise um Millionenschäden, wenn man beispielsweise einen anderen Menschen verletzt.

Auch über die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man sich als junger Mensch Gedanken machen. Denn die Berufsunfähigkeit ist nachher nirgendwo mitversichert. Man möchte da vielleicht nicht dran denken, aber dafür sind Versicherungen nun mal da, um auch im schlimmsten Fall abgesichert zu sein. Wenn du aus irgendeinem Umstand heraus nicht mehr deinen Beruf ausüben kannst, springt dann die Versicherung ein.

Später wenn man eine Familie hat, ist es wichtig, dass man eine Risikolebensversicherung abschließt. Wenn man beispielsweise eine Wohnung auf Kredit kauft, die abgezahlt werden muss, sollte – so haben wir es auch gemacht – jeder Partner eine Risikolebensversicherung haben, sodass die Wohnung auch abbezahlt wäre, wenn uns etwas zustößt. Was brauchen meine Kinder? Was braucht mein Partner? Was brauchen sie, um hier weiter leben zu können? Für die Höhe der Versicherung sollte man sich an Dingen wie die eigene Wohnung oder auch an den Kosten für die Ausbildung der Kinder orientieren.

Was man nicht unbedingt braucht sind solche Sachen wie eine Reisegepäckversicherung. Bei mir hieß es mal, meine Tasche hätte mir geraubt werden müssen und geraubt bedeutet, dass sie mir vom Arm gerissen und nicht einfach mitgenommen wird, während ich am Kofferband stehe. Versicherungsbedingungen sollte man also immer genau durchlesen. Reiseversicherungen sind heute teilweise auch schon in Kreditkarten mit drin, sodass man sie automatisch dabeihat, wenn man mit der Kreditkarte einen Flug oder eine Reise zahlt. Da kann und sollte man sich auch immer schlau machen, was da noch für Zusatzleistungen bei der eigenen Kreditkarte bestehen. Ich hatte das jetzt auch in Zeiten von Corona. Da brauchte ich eine Auslandsreisekrankenversicherung und die war zum Beispiel ebenfalls mit in meiner Kreditkarte drin.

Bei Handyversicherungen muss man immer aufpassen – die laufen meist länger als man will. Insofern muss man sich genau überlegen, ob man sie braucht. Natürlich solltest du auch Über- und Doppelversicherungen vermeiden. Lieber erstmal genau die Verträge anschauen, die bereits laufen, um dir dann vielleicht einen überflüssigen Extraabschluss zu sparen. Einzelne Versicherungen, wie zum Beispiel die Allianz, bieten auch in ihren eigenen Apps an, dass du deine Verträge alle einzeln auflisten und strukturieren kannst. Am besten fängst du damit gleich jung an, um im Laufe des Lebens nicht den Überblick zu verlieren.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.