Junges Einkommen

17-Jährige erzählt in sieben Tweets, wie es ist, von Hartz IV zu leben

von Marcus Schwarze

Wer bei seinen Eltern lebt und das erste Geld verdient, muss sie finanziell unterstützen, wenn sie von Hartz IV leben. „Wo ist das fair?“, fragte Sarah-Lee H. (17) auf Twitter – und sorgte für riesiges Interesse.

Die Tweets von Sarah H., die in Unna lebt und dort Sprecherin der Grünen ist, wurden mehrere tausend Mal geteilt. Die Reaktionen von Nutzern reichen von Respekt bis Empörung. Eine Nutzerin bewundert, „wie Du mit einem Tweet die komplette Kompetenz einer Regierung“ offenlegst. Ein anderer kritisiert „das Anspruchsdenken, das hier vorherrscht“. Ein dritter empfiehlt kühl: „Job suchen, WG-Zimmer suchen, fertig, dann kommt Bafög und die Sache läuft. Hört auf zu jammern.“ Zusammenfassend meint ein anderer Nutzer: „Das ist Diskriminierung, denn dieselben Jugendlichen ohne Hartz-IV-Eltern dürfen so gut wie alles behalten.“

Tatsächlich dürfen Kinder in Deutschland bis zu 7664 Euro im Jahr verdienen, ohne dass ihren Eltern der Kinderfreibetrag gestrichen wird. Hartz-IV-Kinder dagegen dürfen nur 100 Euro im Monat behalten. Verdienen sie mehr Geld, werden ihnen davon 80 Prozent (!) abgezogen. Das gilt sowohl für Auszubildende, die noch nicht ausgezogen sind, als auch für Schüler, die jobben gehen. „Bedarfsgemeinschaft“ nennt die Bundesagentur für Arbeit das. Laut Statistik wachsen rund 500.000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in Hartz-IV-Haushalten auf.

In einer Petition an die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey versuchen Internet-Nutzer, die derzeitigen Regeln zu ändern. 33.300 Teilnehmer haben sie bereits unterschrieben.

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Marcus Schwarze