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FINANZWISSEN

9 irreführende Mythen rund um ETFs

von Nils Matthiesen

ETFs sind gemeinhin als solide, günstige Geldanlage bekannt. Schon in dieser Aussage steckt ein Fehler. ZASTER klärt dich über weitere Fehleinschätzungen rund um ETFs auf.

Sein Geld in ETFs anzulegen, ist von der Idee nicht verkehrt. Ähnlich wie bei aktiv gemanagten Fonds, investierst du damit auf einen Schlag in mehrere Unternehmen und streust damit das Risiko. Dadurch, dass ETFs die Wertpapiere, in die sie investieren, nicht aktiv herauspicken, sondern einfach einen Index nachzeichnen, sind sie günstig, transparent und entsprechend beliebt. So weist der ETF-Markt in letzter Zeit ein imposantes Wachstum auf. Laut einer BlackRock-Studie dürfte sich die Zahl der ETF-Sparpläne auf 20 Millionen in den nächsten Jahren mehr als vervierfachen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 4,9 Millionen Stück. Auch das Anlagevolumen dürfte sich in ähnlichem Maß erhöhen. So soll das von Privatanlegern in ETFs investierte Anlagevolumen bis zum Jahr 2026 auf rund 350 Milliarden Euro ansteigen.

Doch trotz der großen Beliebtheit kursieren immer noch viele Mythen rund um ETFs. 

Mythos 1: ETFs sind generell günstig

ETFs sind dafür bekannt, dass sie Anlegern den Zugang zu indexnahen Strategien zu niedrigen Kosten ermöglichen. Entsprechend groß ist die Auswahl. Viele ETFs bilden dabei keine breit angelegten Indizes ab, sondern folgen faktororientierten, aktiven und anderen Strategien. Bei über 8.000 ETFs, die es mittlerweile gibt, existieren viele verschiedene Kostenstrukturen, die den unterschiedlichen Anlagestrategien entsprechen. Die Verwaltungsgebühren für ETFs reichen von wenigen Basispunkten bis zu fast einem Prozentpunkt pro Jahr (und höher). Zwar sind Kosten nicht der wichtigste Faktor bei der Wahl eines ETF, trotzdem solltest du auf Angaben zu den Gebühren achten (siehe Mythos 2).  

Mythos 2: ETFs mit niedrigen Kosten sind immer vorzuziehen

Auch wenn ETFs kostenmäßig günstiger als aktiv gemanagte Fonds sind, gibt es bei den Gebühren große Unterschiede. Die wichtigste Kennzahl, auf die du achten musst, ist die „Total Expense Ratio“, kurz TER, was so viel wie „Gesamtkostenquote“ bedeutet.  Aber bedeutet „billiger“ in diesem Punkt automatisch „besser“? Nicht unbedingt. Denn was viele nicht wissen: In den laufenden Kosten sind einige Posten nicht enthalten, zum Beispiel die für das Kaufen und Verkaufen von Aktien und anderen Wertpapieren. Diese fallen etwa bei ETFs an, die einen Index „echt“ nachbilden. Andere Kosten entstehen dagegen bei ETFs, die einen Index lediglich synthetisch abbilden. Hier in Form von Swaps. Auch dafür können hohe Gebühren anfallen, die nicht in den laufenden Kosten mit drin sind. Demnach haben ETFs mit einer niedrigeren TER nicht automatisch eine bessere Rendite als ETFs mit einer höheren TER.

Mythos 3: ETFs fördern Blasen und erhöhen dadurch das Crash-Risiko 

Falsch: Crashs und Abstürze werden an der Börse nicht durch die Indexierung verursacht, sondern durch die Herdenmentalität der Anleger, die den Märkten hinterherlaufen. Die Märkte haben seit Anbeginn der Zeit Aufschwünge und Zusammenbrüche erlebt, die auf die Wirtschaft, Regierungen, Kriege, die Geldpolitik und eine ganze Reihe weiterer Faktoren zurückzuführen sind. Zudem hat es schon große Crashs gegeben, lange bevor es ETFs gab. 

Mythos 4: ETFs schützen nicht bei fallenden Märkten

Da bei den meisten Fonds aktive Manager am Start sind, können diese in turbulenten Zeiten besser vor Verlusten schützen – könnte man meinen. Tatsächlich schnitten nicht nur bei den jüngsten Marktrückgängen aktive Fondsmanager genauso gut oder sogar schlechter ab wie vergleichbare Indizes.  

Mythos 5: ETFs schneiden immer besser als aktiv gemanagte Fonds ab

Ein Fonds ist aber nicht automatisch deshalb gut, weil es sich um einen ETF handelt. Es gibt gute und schlechte ETFs. Was stimmt: Viele gemanagte Fonds tun sich schwer, besser als markttypische ETFs abzuschneiden – vor allem wegen der höheren Kosten und Gebühren. Wer den Markt aber genau beobachtet wird aber feststellen, dass es einigen gelingt. Es ist allerdings nicht ganz einfach solche Perlen zu finden. Aber: Es gibt keine Garantie das ein Fonds, der in der Vergangenheit hervorragende Renditen erzielt hat, das auch in Zukunft machen wird.  

Mythos 6: ETFs sind für Faule und Dumme

Einige „Börsenexperten“ behaupten, dass das Investieren in ETF-Sparpläne anspruchslos und nur etwas für Faule wäre. „Echte“, aktive Anleger seien viel smarter und anspruchsvoller. Aktive Anleger kaufen und verkaufen jedoch in der Annahme, dass sie schlauer sind und besser informiert sind als andere Anleger. Diese Annahme entpuppt sich in aller Regel aber als falsch. Investieren ist einer der wenigen Bereiche im Leben, bei es offensichtlich umso besser läuft, je weniger man macht. ETF-Sparpläne sind für diese Strategie optimal.

Mythos 7: ETFs sind immer eine gute Basisanlage

Das ist nicht richtig. Zwar beinhalten ETFs immer eine große Anzahl von verschiedenen Wertpapieren und streuen auf diese Weise das Risiko, aber: Es gibt extrem riskante und weniger riskante ETFs. Die Riskanten, die sich auf eine bestimmte Region oder bestimmte Branche konzentrieren, sind als Basisanlage ungeeignet. Eine gute Basisanlage ist idealer Weise über verschiedene Regionen und Branchen gestreut. Gut geeignet sind zum Beispiel ETFs, die den Weltindex MSCI World abbilden (auch wenn dieser sehr US-lastig ist LINK). 

Mythos 8: ETFs in Euro sind sicherer

Für uns Europäer sind ETFs, die in Euro notieren, sicherer. Schließlich fällt damit das Risiko von Währungsturbulenzen weg, beispielsweise einer Abwertung des Euro, oder? Falsch. Das Währungsrisiko hat nichts mit der Währung zu tun, in der ein ETF-Anteil gehandelt wird. Schließlich wird dein Geld direkt nach dem ETF-Kauf sowieso in die Währung der Aktien umgemünzt, die im ETF enthalten sind. Sprich: Kaufst du einen MSCSI-ETF, wird dein Geld sowieso zu einem großen Teil in US-Dollar umgewandelt. Bedeutet: Ob und welches Währungsrisiko besteht, hängt davon ab, in welche Wertpapiere der Fonds investiert. Wenn du Währungsrisiken also ausschließen willst, darfst du nur im Euro-Raum investieren. 

Mythos 9: ETFs zahlen keine Dividende

Stimmt nicht. Dabei spiel es keine Rolle, welchen Index ein ETF abbildet, Dividenden sprudeln immer (sofern die die im Index gelisteten Unternehmen Dividenden ausschütten). Aber nicht alle ETFs schütten die Dividenden an dich aus. Sie „thesaurieren“, also packen die Dividende wieder ins Fondsvermögen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.