Zahl der Woche

500.000.000 Euro für externe Berater

von Moritz Weinstock

Eine halbe Milliarde Euro hat die Bundesregierung 2019 externen Beratern bezahlt. Aber wofür eigentlich und welches Ministerium wie viel?

Der Bundestags-Abgeordnete Matthias Höhn (Linkspartei) wollte wissen, wie viel Geld die Bundesregierung im vergangenen Jahr für externe Berater ausgegeben hat. Die Antwort: Mehr als 500 Millionen Euro!

Verteidigungsministerium zahlt am meisten

Es ist jedoch anzunehmen, dass die wahren Ausgaben noch deutlich höher ausfallen, denn vier der 15 Ressorts gaben bisher nur die Zahlen für das erste Halbjahr des Jahres bekannt. Zu den Kandidaten mit der unvollständigen Ausgabenliste zählt das Verteidigungsministerium. Umso erstaunlicher ist, dass es mit 154,9 Millionen Euro dennoch den ersten Platz im Ranking belegt. Auf Platz zwei der Ministerien mit den höchsten Ausgaben für Berater liegt das Innenministerium. Hier wurden immerhin stolze 152,4 Millionen Euro ausgegeben. Und auch das Verkehrsministerium schlägt mit 110,6 Millionen Euro heftig zu Buche. Die Entwicklung einer „Ausländermaut“ bedarf eben umfassender Beratung.

Peanuts im Vergleich zum Rest

Aber nicht alle Ministerien der Bundesregierung scheinen derart auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. So verschlangen Berater des Kanzleramtes im zweiten Halbjahr des Jahres 2019 vergleichsweise milde 537.000 Euro. Im Bildungsministerium fielen Kosten von 717.000 Euro an, während das Justizministerium 2,4 Millionen Euro für zusätzliche Expertise aufwendete.

Früher war alles … günstiger.

Eine Sache ist dennoch erstaunlich, denn mit Blick auf vergangene Jahre muss man sich die Frage stellen, wie es überhaupt zu einem solchen Anstieg der Beraterkosten kommen konnte? 2014 lagen sie beispielsweise noch bei rund 63 Millionen Euro – insgesamt. Zwei Jahre später waren es dafür schon 243 Millionen Euro, wie die Wirtschaftswoche weiß.

Kritiker kritisieren, zurecht?

Für Kritiker sind diese extremen Ausgaben nicht nachzuvollziehen. Denn ihrer Argumentation nach müssten die Ministerien mit ihren ingesamt mehr als 20.000 Mitarbeitern in der Lage sein, deutlich unabhängiger zu arbeiten. Sachverstand und Experten seien vorhanden, zudem birgt der Rückgriff auf private Firmen und Berater stets das Risiko einer erheblichen Abhängigkeit sowie äußerer Einflüsse.

„Befürworter versprechen sich dagegen in ganz unterschiedlichen Bereichen einen Mehrwert durch den Blick von außen oder setzen Experten für Spezialaufgaben ein, für die keine festen Mitarbeiter benötigt werden“, erklärt die Süddeutsche Zeitung.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.