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5 staatstragende Transaktionen

Das Geschäft mit den Ländern

von Moritz Weinstock

US-Präsident Donald Trump wollte Grönland kaufen. Die dänische Krone, die weitgehend über Grönland verfügt, hat dem Präsidenten nun eine klare Absage erteilt. Scheint solcher Landhandel skurril und wie auf dem Wochenmarkt – einmal war das Gang und Gäbe.
Fünf Beispiele, die das belegen.

„Land kaufen“ oder „ein Land kaufen“ – den Unterschied macht hier nur der Artikel.

König Richard bot in Shakespeares Drama „Richard III“ sein Königreich im Tausch für ein Pferd an. Die Reaktionen wären wohl verhalten geblieben, wäre auch Trump auf die Idee gekommen, der dänischen Regierung einen Tausch Grönlands gegen einen nordamerikanischen Paarhufer anzubieten. Einmal vor dem Hintergrund Trumps sonstiger Ein- und Ausfälle. Auch aber vor dem Hintergrund früheren Staats-Geschachers.

Noch vor einem Jahrhundert war es dabei oft gar nicht unüblich, nur mit Summen zu hantieren, für die heute kein englischer Fußballclub mehr seinen Ersatzkeeper verkaufen würde.

5 dieser Transaktionen hat ZASTER hier gelistet.

1
Louisiana

Im Jahr 1803 haben die USA die ehemalige französische Kolonie Louisiana für damals 7 US-Dollar pro Quadratkilometer gekauft. Insgesamt bezahlte der nordamerikanische Staatenbund für Louisiana zu der Zeit 15 Millionen US-Dollar. Das Gebiet, benannt nach dem als „Sonnenkönig“ bekannten französischen König Ludwig XIV, umfasste allerdings eine Fläche von fast einem Viertel der heutigen USA. Damit belegt dieser Deal den Rang des größten Grundstückskaufs der Geschichte.

2
Helgoland & Sansibar

1890 tauschten das Vereinigte Königreich und das damalige Deutsche Reich mehrere kolonialisierte Gebiete. Die Nordsee-Insel Helgoland, die im Zuge dieses Deals an das Deutsche Reich ging, und die Insel Sansibar vor der Küste des ostafrikanischen Tansanias, sind besonders in Erinnerung geblieben. Geld floss keines, Tränen gefühlt massig. Zumindest bei Reichskanzler von Bismarck, dessen Zitat, man habe einen „Knopf für einen Rock“ erhalten – Nordseefelsen gegen Rohstoff-Schatzgrube – besonders verfing.

3
New Mexico, Kalifornien, Arizona, Utah, Nevada, Texas…

… und Teile von Colorado und Wyoming, allesamt US-Bundesstaaten, haben die US-Amerikaner für 15 Millionen US-Dollar nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg 1846-1848 gekauft. Dazu kamen 3,25 Millionen US-Dollar ehemals mexikanischer Schulden, die vom nordamerikanischen Nachbarn übernommen wurden. Gemessen an den heutigen Grundstückspreisen in den Großstädten dieser Bundesstaaten darf man diesen Staatenkauf ohne Kopfschmerzen als Schnäppchen werten.

4
Alaska

1867 haben die USA große Teile des heute durch Kanada von ihnen getrennten Bundestaats für 7,2 Millionen US-Dollar von Russland gekauft. Betrachtet man Alaskas Größe von 1,6 Millionen Quadratkilometern und rechnet den Kaufpreis dagegen, landet man bei 22,2 US-Dollar. Pro Quadratkilometer. Münchner Mietern dürfte der Preis bekannt vorkommen. Pro Quadratmeter.

5
Dänisch-Westindien

Sollte Trump den Grönlandkauf tatsächlich durchziehen, er wäre nicht der erste US-Amerikaner, der den Dänen eine Insel abkauft: Dänemark verkaufte die Inselkolonie (heute unter anderem Saint Thomas und Saint John) 1917 für einen Preis von 25 Millionen US-Dollar an die USA. Von der Entfernung zwischen Inselnamen und Lage „Dänisch-Westindiens“ in der Karibik sollte man sich im Übrigen nicht irritieren lassen. Die verwirrende Namensgebung durfte man dem mäßig gescheiten Orientierungssinn Kolumbus‘ verdanken.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.