© Greiff AG Werner Lang
Nachgefragt

3 Fragen an Werner Lang

von Michael André Ankermüller

Werner Lang leitet in der Greiff Research Institut GmbH den Bereich „Research“ und ist Experte in der Bewertung von Investmentfonds. ZASTER hat ihn für „3 Fragen an“ getroffen.

Kein Erbe, kein überdurchschnittliches Einkommen. Kann man in Deutschland mit Arbeit überhaupt zu Reichtum kommen?
 
Das Einkommen ist die eine Seite, die andere Seite sind die Ausgaben. Der alte Spruch von Henry Ford „Reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt“ ist da immer noch richtig. Sprich ich muss von dem, was mir monatlich übrig bleibt etwas zur Seite legen und anlegen. Finanzieller Reichtum geht nur mit Disziplin und einem monatlichen Überschuss sowie einer vernünftigen individuellen Anlagestrategie und etwas Glück.    
 
Was müsste sich deiner Meinung nach in Deutschland ändern, damit mehr Menschen in Deutschland ein Vermögen aufbauen können?
 
Das ist keine leichte Frage. Generell gelten auch hier die beiden oberen Punkte: Man muss dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer entweder mehr verdienen oder, dass die Ausgaben niedriger sind. Ob das dann mittels niedrigerer Steuern (Steuersenkungen) und (Sozial-)Abgaben, höheren oder gerechteren Löhnen, niedrigeren Kosten für Wohnraum, niedrigeren Verbrauchssteuern etc. passiert, ist schwer zu beantworten, da das Ganze ja sehr komplex ist und entsprechende Wechselwirkungen mit sich bringt.
 
Trotz 45 Jahren Vollzeitarbeit droht neun Millionen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland eine Rente unter 1500 Euro und damit bei steigenden Preisen für den Lebensunterhalt Altersarmut.  Kommende Generationen bekommen möglicherweise noch weniger. Tipps für eine realistische private Altersvorsorge in Hinblick auf ein durchschnittliches Netto-Einkommen von 2500 Euro?

 
Das Thema Altersarmut finde ich selbst sehr problematisch. De facto ist das Rentenniveau in Deutschland eine Katastrophe und es wird wohl auch nicht besser werden. Hier bedarf es sehr früh einer entsprechenden Bildung im Bereich Finanz- und Wirtschaftswissen.

Rein (vereinfacht) rechnerisch dargestellt: Wenn man von einer durchschnittlichen Rente von 1500 Euro im Monat ausgeht (gem. Rentenatlas nach 45 Beitragsjahren), fehlen für die 2500 Euro im Monat 1000 Euro. Man muss rund 153.000 Euro bei 5% Verzinsung als Entnahmeplan (mit Kapitalverzehr) anlegen, um monatlich für 20 Jahre 1000 Euro zusätzliche Rente zu erhalten.  

Um diesen Kapitalsockel aufzubauen, benötigt man bei einer Verzinsung von 7% und einer Spardauer von 30 Jahren 130,05 Euro im Monat. Aber Achtung: Es wurden bei dieser Berechnung keine steuerlichen Themen berücksichtigt. Die Stellschrauben sind somit sichtbar: Je früher ich mit Sparen anfange desto besser, je höher die Rendite, je mehr ich spare desto besser das mögliche Ergebnis.

Um das Ziel zu erreichen, kann man auf Fondssparpläne (aktiv oder passiv) setzen, was bereits ab 25 Euro im Monat möglich ist. Gleichzeitig sollte man das Thema betriebliche Altersvorsorge mit einbauen und niemals alles auf eine Karte setzen. Wichtig ist natürlich auch bei Gehaltserhöhungen die Sparraten anzupassen und evtl. von Sonderzahlungen etwas für die Altersvorsorge abzuziehen. Nur so wird es möglich sein, die sicher vorhandene Einkommenslücke im Rentenalter zu schließen oder zumindest zu verringern.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.