© Greiff AG Werner Lang
NACHGEFRAGT

3 Fragen an Werner Lang

von Michael André Ankermüller

Werner Lang leitet in der Greiff Research Institut GmbH den Bereich „Research“ und ist Experte in der Bewertung von Investmentfonds. ZASTER hat ihn für „3 Fragen an“ getroffen.

Die Börsen kennen aktuell nur eine Richtung, nämlich nach oben. Womit hängt das deiner Meinung nach zusammen?

Generell ist die Entwicklung in meinen Augen eigentlich nicht wirklich nachvollziehbar. Die Störfeuer wie Inflation, der leidige Krieg in der Ukraine, die wirtschaftlichen Aussichten (drohende Rezession), die Zinsen etc. sind de facto existent und allesamt eigentlich Punkte die gegen die zuletzt erreichten Höchststände und steigende Kurse sprechen. Problem an der Sache ist, dass immer noch viel Geld an bzw. in den Märkten ist und das fließt aktuell den vermeintlich aussichtsreichsten Unternehmen zu.

Dass dies primär die US-Technologieriesen sind, welche 2022 deutlich verloren hatten, ist dann nicht verwunderlich. Bedenklich allerdings, dass deren Entwicklung einen breiten Index wie den S&P 500 so stark beeinflussen können. Ohne die Big 7 (Apple, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia, Amazon und Tesla) wäre der S&P 500 im Minus anstatt rund 15% im Plus. Da die Big 7 neben dem S&P 500 auch im NASDAQ Index enthalten sind und teilweise auch im Dow Jones ist der Mittelzufluss hier enorm. Generell wäre es bei weitem sinnvoller, wenn das Gros der Titel steigen würde als nur einige wenige Titel. Ob die anderen Werte jetzt aufholen oder ob die Kurse der Big 7 wieder zurückkommen,  werden wir sehen.

Haben wir möglicherweise die Krise an den Aktienmärkten hinter uns gelassen?

Die aktuelle Marktsituation, bzw. die Entwicklung der Märkte in den letzten Monaten als Krise zu bezeichnen, fällt mir sehr schwer. Final haben einige Indizes neue Höchststände erreicht und das ist in Anbetracht der aktuellen Problemfelder wie oben beschrieben doch eher verwunderlich.   

Was denkst du, wie es in den kommenden Monaten bis Jahresende weitergehen wird? Neue Allzeithochs oder deutliche Korrekturen?

Ich bin da eher vorsichtig. Wenn es unter Schwankungen so weiter geht wie bislang wäre es sicher nicht verkehrt, ich könnte mir aber vorstellen, dass auch deutliche Korrekturen möglich sind. Erklärbar und nachvollziehbar wäre Beides und wie wir ja wissen: der Markt hat immer Recht. Da wir ja jetzt auf der Zinsseite auch wieder Geld verdienen können und Gold/Rohstoffe ebenso interessant sind, macht wie immer eine vernünftige Streuung der Anlagen Sinn. Alles auf die Karte Aktie zu setzen, wäre mir viel zu riskant.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.