© Greiff AG Werner Lang
NACHGEFRAGT

3 Fragen an Werner Lang

von Michael André Ankermüller

Werner Lang leitet in der Greiff Research Institut GmbH den Bereich „Research“ und ist Experte in der Bewertung von Investmentfonds. ZASTER hat ihn für „3 Fragen an“ getroffen.

Das Bundesfinanzministerium und das Bundesbildungsministerium wollen künftig finanzielle Bildung in Deutschland stärken. Welches Wissen sollte deiner Meinung nach zwingend vermittelt werden?

Das Thema finanzielle Bildung ist in meinen Augen extrem wichtig und wurde viele Jahrzehnte quasi vergessen, bzw. vernachlässigt. Insofern ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Es fehlt ja oft schon an Grundlagen für das tägliche Leben, sprich wie funktioniert beispielsweise ein Girokonto, was ist eine Kreditkarte, wie ist das mit Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, was ist eine Krankenversicherung etc. Ich denke, dass man da wirklich die Basis legen muss und dann auch die ganzen Themen Geld- und Wirtschaftskreislauf, was sind Aktien, Renten, Fonds etc. ansprechen und besprechen sollte. Ich denke die Liste lässt sich ohne Probleme um viele Punkte erweitern.

Sogenannte „Finfluencer“ trafen sich kürzlich (18.04.2023) mit Bundesfinanzminister Christian Lindner. Welche Gefahr und Probleme siehst du, wenn sich junge Menschen primär über Social Media zu Finanzthemen informieren?

Ein leidiges Thema in meinen Augen, wobei ich das Treffen zweifelsohne begrüße. Das Problem: sehr viele Influencer erzielen durch die Kooperationen mit Produktanbietern „Provisionen“ (oder eine andere Form der Entlohnung), sprich das Thema Beratung und die damit verbundene Beratungshaftung wird entsprechend umgangen und anstatt einer umfänglichen Beratung zur individuellen Situation erhält man eine Produktlösung die in der Regel wenig neutral und unabhängig vom Anbieter erfolgt. Hier als Privatkunde zu entscheiden, was oder wer gut ist, was ist richtig und passt das zu mir, ist schon sehr schwer. Es gibt da sicherlich auch guten Content von fähigen Leuten, aber die zu filtern ist denke ich nicht einfach.

Thema Rente: Lohnen sich private Rentenversicherungen überhaupt (noch) oder sind langfristige Anlagen am Kapitalmarkt (ETFs, Einzelaktien) sinnvoller?

Die reine private Rentenversicherung also im klassischen Deckungsstock war eigentlich nie mein Fall. Ich bevorzuge da die Trennung von Risikoabsicherung und Anlage. Zweifelsohne machen beispielsweise die Absicherung der Berufsunfähigkeit oder des Lebens Sinn, aber halt ohne dem Anhängsel „Kapitalbildung im Versicherungsmantel“. Ich bin da eher auf der Kapitalmarkt Seite in Form von Fondssparplänen. Damit lässt sich in meinen Augen langfristig ein Mehrwert erzielen. Interessant könnten Lösungen im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge sein, da man dort ggf. Förderungen durch den Arbeitgeber erhält und zu dem Vorteile bei den Sozialabgaben bzw. auch im steuerlichen Bereich generieren kann. Man kann da dem Interessierten nur anraten, sich von einem unabhängigen Makler/ Berater (nicht Vermittler) beraten zu lassen, der die ganze Situation berücksichtigt und nicht nur einen isolierten Teil davon.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.