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FINANZWISSEN

3 Fragen an Michael Bohn

von Michael André Ankermüller

Michael Bohn ist Redaktionsleiter der Greiff Research Institut GmbH und verfügt über 20 Jahre Investment-Erfahrung. Diese Woche dreht sich in „3 Fragen an“ alles um Sachwerte, Immobilien und Gold.

Was hältst du von Sachwerten als Geldanlage? Beispielsweise Uhren, Whiskey, Kunst Wein oder Oldtimer?

Man macht sein Hobby zur Geldanlage, warum eigentlich nicht? Wenn man sich für diese Themen interessiert und sich in der Folge auch entsprechend in der Tiefe auskennt, kann es durchaus Sinn machen. Ein Vorteil ist sicherlich, dass die Preisentwicklungen dieser Art von Sachwerten nicht unbedingt mit anderen Sachwerten wie Aktien, Rohstoffen o.ä. korrelieren, d.h. wenn Aktienkurse fallen, muss dies nicht unbedingt auch für die Preise von Uhren etc. gelten. Will man allerdings die Anlage zu Geld machen (=veräußern), so kann man schnell an gewisse Grenzen stoßen, da der Markt (je nach Sachwert) eng sein kann und man auf seiner Anlage sitzenbleibt. Wenn man soviel Kapital besitzt, dass man händeringend nach einer alternativen Anlagemöglichkeit sucht und ein Faible für Kunst, Uhren usw. hat, kann man sich an diese Sachwerte wagen. Ich persönlich bleibe Sachwertanlagen wie Aktien(fonds), Rohstoffen usw. treu. Und hinzukommt, dass sich keines meiner Hobbys für ein Investment in der Form eignet.
 
 
Sind Immobilien im Jahr 2023 für Privatanleger noch spannend? 

Immobilien sollte man als langfristige Anlage ansehen. Darüber hinaus kommt es wie bei Aktien darauf an, sich ein sehr gutes Objekt rauszusuchen (Alter, Lage etc.) und dann zu einem fairen oder sogar günstigen Preis zu kaufen. Dann stellt sich noch die Frage, ob zur Vermietung oder Eigennutzung, die geklärt werden muss. Es hat sicherlich Vorteile, wenn man keine Miete zahlen muss und in seinem Eigenheim wohnen kann. Natürlich muss man sich auch den energetischen Zustand eines Objekts genau ansehen und weitere Parameter in die Rechnung miteinbeziehen. Um zurück zur Frage zu kommen: Als Beimischung zu anderen Anlageformen kann eine ausgesuchte Immobilie sinnvoll sein, unabhängig des Kaufzeitpunktes (egal ob 2023, 2024 oder 2025) und vor allem unter Berücksichtigung eines langfristigen Anlagehorizonts. Denn wie der Name schon sagt (immobil = unbeweglich), ist eine Immobilie nicht mal innerhalb weniger Tage liquidierbar, jedenfalls in den seltensten Fällen.
 
 
Gold erlebte in den vergangenen Tagen als möglicher Vermögensschutz eine Renaissance. Was denkst du, wie sich der Goldpreis langfristig entwickeln könnte?

Bevor ich darauf eingehe, wohin sich der Goldpreis entwickeln könnte, stellen sich mir die Fragen: Warum kaufe ich Gold und wenn ich das geklärt habe, in welcher Form? Wenn ich Gold als ultimative Ersatzwährung kaufen möchte, um ein Teil meines Vermögens vor dem „Untergang“ zu schützen, dann kaufe ich Gold in physischer Form (gängige Barren, Münzen), und zwar unabhängig des Preises. Dazu würde ich noch physisches Silber beimischen. Aufbewahrt wird der Bestand in einem Tresor oder ggf. in einem möglichst sicheren Versteck, aber keinesfalls in einem Bankschließfach.

Wenn man Gold als klassische Geldanlage ansieht und damit auf Kurssteigerungen setzt, dann erwerbe ich Fonds oder ETFs, die den Goldpreis abbilden oder investiere in schwankungsreiche Goldminen-Aktienfonds (z.B. Earth Gold Fund, BlackRock World Gold, iShares Gold Producers etc.), die im Investmentdepot verwahrt werden.

Zurück zum Goldpreis und dessen möglicher Entwicklung: Ich habe keine Ahnung, wohin sich der Goldpreis langfristig entwickeln wird. Es gab Phasen, in denen der Goldpreis stagnierte, an Wert verlor und dann wiederum Phasen, in denen er sehr stark anstieg und dies alles getrieben von sehr vielen Faktoren, die man nur extrem schwer prognostizieren kann. Daher: Ich halte Gold als Beimischung (Fonds oder physisch oder beides) für sinnvoll und in welcher Gewichtung und Risikoausprägung, muss jeder für sich selbst entscheiden. Viele Experten empfehlen, rund 10% des Portfolios in Gold zu halten und diese Größenordnung halte ich persönlich für eine gute Richtschnur.
 

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.