Kein Erbe, kein überdurchschnittliches Einkommen. Kann man in Deutschland mit Arbeit überhaupt zu Reichtum kommen?
Ja, auch in Deutschland ist es noch möglich, mit einem durchschnittlichen Einkommen ein Vermögen aufzubauen. Dabei kommt es nicht ausschließlich auf die Höhe des Einkommens an, sondern vielmehr darauf, wie man langfristig mit seinen Einnahmen umgeht. Je weniger vom Bruttoeinkommen ausgegeben wird, umso größer ist das verbleibende Vermögen. Natürlich sollen die Grundbedürfnisse immer gedeckt werden können, doch eine regelmäßige Kontrolle der Ausgaben und darüber hinaus ein disziplinierter Vermögensaufbau, bei dem die monatlichen Überschüsse in einer renditestarken Anlage angespart werden, kann sich langfristig auszahlen.
Wer bspw. über 35 Jahre monatlich 250 Euro in einen kostengünstigen globalen Aktien-ETF investiert, das sind Gesamteinzahlungen in Höhe von 105.000 Euro könnte bei einer durchschnittlichen Marktrendite von 7,5% über 35 Jahre einen Wertzuwachs von mehr als 400.000 Euro erzielen, so dass das Vermögen auf gut 500.000 Euro anwachsen würde. Aufgrund des Zinseszins-Effekts könnten lediglich 9 weitere Jahre ausreichen, um auf ein Gesamtvermögen von über 1 Mio. Euro zu kommen.
Je länger die Anlagedauer, desto geringer müssen übrigens die monatlichen Sparraten ausfallen. Eltern oder Großeltern, die für ihre neugeborenen Kinder oder Enkel einen Sparplan mit monatlichen Beiträgen von 50 Euro beginnen, setzen damit die Grundlage für den Nachwuchs, dass dieser mit 65 Jahren über 1 Mio. Euro verfügen könnte. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass die Anlageziele punktgenau erreicht werden, doch die Börsenhistorie der letzten 100 Jahre hat die Leistungsfähigkeit der langfristigen Aktienanlage immer wieder gezeigt. Wer fleißig arbeitet und klug investiert, kann sich nebenbei an der Börse ein Vermögen aufbauen.
Was müsste sich deiner Meinung nach in Deutschland ändern, damit mehr Menschen in Deutschland ein Vermögen aufbauen können?
Zunächst liegt es an jedem selbst, die Initiative zu ergreifen und sich eigenverantwortlich um seine Finanzen zu kümmern. Der deutsche Staat kann über Rahmenbedingungen lediglich dabei unterstützen. So wäre eine bessere finanzielle Bildung wünschenswert, denn das Grundlagenwissen, wie man Geld spart und investiert, sollte fest in Lehrplänen verankert und bereits in der Schule vermittelt werden. Bildung ist insgesamt ein wichtiger Faktor auch für den Vermögensaufbau, denn eine gute Ausbildung kann dabei helfen, bessere Jobs zu finden und mehr Geld zu verdienen. Darüber hinaus könnten großzügigere Sparerfreibeträge und geringere Steuern die Menschen motivieren, selbst höhere Beiträge in die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau zu investieren. Darüber könnte auch das Wirtschaftswachstum wieder angekurbelt werden, denn Investitionen sind nun mal das Rückgrat der Wirtschaft. Es gebe also viele Möglichkeiten, über die das Vermögenswachstum in Deutschland stärker gefördert werden könnte.
Trotz 45 Jahren Vollzeitarbeit droht neun Millionen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland eine Rente unter 1500 Euro und damit bei steigenden Preisen für den Lebensunterhalt Altersarmut. Kommende Generationen bekommen möglicherweise noch weniger. Tipps für eine realistische private Altersvorsorge in Hinblick auf ein durchschnittliches Netto-Einkommen von 2500 Euro?
Wer monatlich zwischen 10 und 15 Prozent vom Nettoeinkommen in der privaten Altersvorsorge in renditestarken Anlageformen investiert, macht sich unabhängiger von den Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung und kann im Alter über eine stattliche Summe verfügen. Bei der Antwort auf die erste Frage hatte ich bereits ein Beispiel beschrieben, dass hier perfekt passt. Eine Sparrate von 250 Euro monatlich kann bei einer durchschnittlichen Rendite von 7,5% p.a. über 35 Jahre zu einem Gesamtvermögen von gut 500.000 Euro anwachsen. Die Leistungsfähigkeit langfristiger Sparpläne in Aktienfonds oder Aktien–ETFs wird vielfach unterschätzt.
Entscheidend für den Erfolg ist, so früh wie möglich damit zu beginnen – also spätestens mit dem ersten eigenen Einkommen – und die Ansparphase dann über viele Jahre konsequent durchzuhalten. Steigt das Einkommen, steht auch mehr Kapital für die private Altersvorsorge zur Verfügung. In solchen Fällen, alles richtig gemacht, doch nicht vergessen, die monatliche Sparrate ebenfalls anzupassen, um dem Lebensstil im Alter weiter gerecht werden zu können.