© Markus Kaiser
Nachgefragt

3 Fragen an Markus Kaiser

von Michael André Ankermüller

Markus Kaiser zählt zu den erfolgreichsten Dachfonds-Pionieren. Er ist Geschäftsführer der Greiff Research Institut GmbH und leitet den ETF-Bereich der Greiff capital management AG. ZASTER hat ihn für „3 Fragen an“ getroffen.

Die Börsen kennen aktuell nur eine Richtung, nämlich nach oben. Womit hängt das deiner Meinung nach zusammen?

Noch vor einigen Monaten hatten wir einen extremen Pessimismus, vor allem bei den institutionellen Anlegern. Eine solche Stimmungslage hat sich in der Vergangenheit oftmals als guter Kaufzeitpunkt erwiesen, so auch dieses Mal. Kennen die Kurse dann nur eine Richtung, nämlich nach oben, dann steigt der Druck auf all diejenigen, die aufgrund des vorherrschenden Pessimismus noch nicht wieder investiert sind. Manchmal löst sich der Knoten dann schlagartig in einer sogenannten „Short-Squeeze“, bei der diejenigen Marktteilnehmer, die auf weiter fallende Kurse gesetzt haben, gezwungen sind ihre Positionen glatt zu stellen, indem sie kaufen, um weitere Verluste zu vermeiden. Das treibt die Märkte dann nach oben.

Haben wir möglicherweise die Krise an den Aktienmärkten hinter uns gelassen?

Börsianer mögen generell keine Unsicherheit, doch haben sie sich erst einmal an eine Krise gewöhnt, treten schnell wieder andere Themen in den Vordergrund. Seit mehr als einem Jahr wütet der furchtbare Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Die Kapitalmärkte haben den ersten Schock längst verarbeitet und die Risiken wurden eingepreist. Solange es nun zu keiner neuen Eskalationsstufe kommt oder unvorhergesehene Ereignisse für plötzliche Unsicherheit sorgen, wird der Krieg an den Aktienmärkten eine untergeordnete Rolle spielen. Hätte der Putschversuch am letzten Wochenende womöglich zu einer Destabilisierung Russlands geführt, hätten wir zu Beginn der Woche allerdings heftige Reaktionen an den Finanzmärkten gesehen.

Ähnlich verhält es sich mit dem geldpolitischen Umfeld. Die hohen Inflationsraten der vergangenen zwölf Monate und die darauffolgenden Zinsanhebungen der Notenbanken wirkten zunächst negativ auf die Kursentwicklung bei Aktieninvestments. Inzwischen ist aber auch hier eine Entspannung zu verspüren, denn die Inflationsraten gehen merklich zurück und die Maßnahmen der Notenbanken scheinen ihre Wirkung zu entfalten. Längst wird wieder mehr auf die Chancen geschaut als auf die Risiken. Doch Krisen, Angst und Gier, sowie heftige Kursschwankungen sind ein wesentlicher Teil der Kapitalmärkte. Börsianer und Diejenigen, die es werden möchten, müssen daher frühzeitig lernen damit umzugehen, denn nach der Krise ist immer auch vor der nächsten Krise. Krisen gehören also einfach dazu.    

Was denkst du, wie es in den kommenden Monaten bis Jahresende weitergehen wird? Neue Allzeithochs oder deutliche Korrekturen?

In der Breite tendieren die Aktienmärkte seit Monaten eher seitwärts und haben eine Trendwende nach oben noch nicht vollzogen. Ganz entscheidend für die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten wird die Gewinnentwicklung bei den Unternehmen sein. Sollte es der Mehrzahl der Unternehmen gelingen ihre Gewinne trotz des schwierigen Umfelds weiter zu steigern, wäre noch erhebliches Potential an den Aktienmärkten gegeben. Zuletzt hat man einige Aktien gesehen, die nach guten Zahlen durch die Decke gingen, andere wiederum die enttäuschten wurden mit extremen Kursverlusten abgestraft.

Zwischen neuen Allzeithochs und kräftigen Korrekturen ist also alles möglich. Zunächst erwarte ich mir noch eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung, im Laufe der nächsten Monate aber wieder deutlich größere Kursschwankungen. Richtig spannend wir es im Herbst, wenn traditionell die gute Zeit für Aktien wieder beginnt. Bis dahin heißt es, Geduld haben und ständig am Ball bleiben.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.