© Markus Kaiser
Nachgefragt

3 Fragen an Markus Kaiser

von Michael André Ankermüller

Markus Kaiser verfügt über mehr als 20 Jahre Investment-Erfahrung und zählt zu den erfolgreichsten Dachfonds-Pionieren. Er ist Geschäftsführer der Greiff Research Institut GmbH und leitet den ETF-Bereich der Greiff capital management AG. ZASTER hat ihn für „3 Fragen an“ getroffen.

Das Bundesfinanzministerium und das Bundesbildungsministerium wollen künftig finanzielle Bildung in Deutschland stärken. Welches Wissen sollte deiner Meinung nach zwingend vermittelt werden?

Viele Menschen geraten in finanzielle Probleme, da sie nie gelernt haben, wie sie mit Geld effektiv umzugehen haben. So banal es auch klingt, es fängt schon mit den Einkäufen für den täglichen Bedarf an. Wenn hier bereits in jungen Jahren praktische Anleitungen gegeben werden, wie es sich mit Einnahmen, Ausgaben, Krediten und Investments verhält, dann können frühzeitig katastrophale Schuldenfallen vermieden werden und das Bewusstsein für den Umgang mit Geld wird gefördert. Aus meiner Erfahrung bringen viele Menschen eine Sparbereitschaft mit, aufgrund fehlenden Wissens über Finanzthemen, legen sie ihr Geld aber nicht renditeträchtig an. Auch hier gilt es zu vermitteln, dass man nicht nur selbst für sein Geld arbeitet, sondern sein gespartes Geld langfristig auch für sich arbeiten lassen kann.
 
Sogenannte „Finfluencer“ trafen sich kürzlich (18.04.2023) mit Bundesfinanzminister Christian Lindner. Welche Gefahr und Probleme siehst du, wenn sich junge Menschen primär über Social Media zu Finanzthemen informieren? 
 
Grundsätzlich sehe ich es positiv, dass sich junge Menschen analog und digital über verschiedene Wege und Medien zu Finanzthemen informieren können und viele Youtuber machen es auch richtig gut. Doch es ist wie in vielen anderen Bereichen auch, es gibt die „Guten“ und die „schwarzen Schafe“. Umso wichtiger ist es, dass über staatliche Bildung und Initiativen von Wirtschaftsverbänden bereits in den Schulen eine Grundlage von Finanzwissen vermittelt wird. Das Informationspaket der Bildungsinitiative „Hoch im Kurs“ vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) wurde inzwischen mehr als 1,4 Mio. Mal abgerufen. Ein tolles Ergebnis, doch längst noch nicht genug. Mit dem vermittelten Basiswissen sollten Jugendliche in der Lage sein, in finanziellen Angelegenheiten fundiert und eigenverantwortlich entscheiden zu können. Denn eigenes Wissen ist der beste Schutz vor unseriösen Anbietern.
 
Thema Rente: Lohnen sich private Rentenversicherungen überhaupt (noch) oder sind langfristige Anlagen am Kapitalmarkt (ETFs, Einzelaktien) sinnvoller?
 
Für den langfristigen Vermögensaufbau sind Kapitalanlagen in Fonds und ETFs oder auch ein breit gestreuter Korb an Einzelaktien gut geeignet. Fonds- und ETFs lassen sich allerdings auch mit einer privaten Rentenversicherung kombinieren, man spricht dann von einer fondsgebundenen Rentenversicherung. Während Fonds- und ETF-Sparpläne günstiger sind, da die Versicherungsleistung entfällt, bietet die fondsgebundene Rentenversicherung neben der Versicherungsleistung auch steuerliche Vorteile bei Fondsumschichtungen während der Laufzeit, sowie die Möglichkeit der Auszahlung einer lebenslangen Rente bei Fälligkeit. Letztlich hängt es von den individuellen Bedürfnissen ab, ob die Direktanlage, eine Rentenversicherung oder eine Kombination aus beidem für die Altersvorsorge besser geeignet ist. Entscheidend ist jedoch, dass überhaupt privat für das Alter vorgesorgt wird. Damit kann man nicht früh genug anfangen.    

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.