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WELTMEISTERSCHAFT

200 Milliarden US-Dollar: Das WM-Entlastungspaket für Katar

von Isabella Müller-Reinhardt

Die ersten drei Tage der WM in Katar sind rum, die ersten acht Spiele gespielt. Heute (23.11.2022) startete endlich die Deutsche Mannschaft ins Turnier.

Ohne One-Love-Binde, ohne Rückgrat, ohne Eier, aber dafür mit der riesigen Chance auf sehr viel Kohle. Und um nichts anderes scheint es in der FIFA-Glitzer-Bling-Bling-Fußball-Welt zu gehen. 

Dem Weltmeister winken 42 Millionen US-Dollar. Sollte Deutschland am Ende denn Titel gewinnen, dürfen sich Neuer, Müller, Kimmich und Co über je 400.000 Euro freuen.  Aber bis dahin ist der Weg noch weit. Das erste Ziel ist ganz klar der Gruppensieg. Macht 50.000 Euro Prämie für jeden Spieler. Das Erreichen des Viertelfinals wird dann mit 100.000 Euro pro Spieler versüßt. Und sollte die Deutsche Mannschaft es sogar ins Halbfinale schaffen, gibt es ganze 150.000 Euro. 

Für uns mag das schon nach viel Geld klingen, für einen Superstar wie Manuel Neuer sind das wohl eher Peanuts. Bei einem geschätzten Jahresgehalt von 18 Millionen Euro (!!), verdient er die lächerliche Weltmeisterprämie sowieso jede Woche. Apropos Jahresgehalt. Wisst ihr was GiannI Infantino, der sympathische, Menschenrechtsaktivist alias FIFA-Präsident, Jahr für Jahr kassiert? Gerade mal 2,7 Millionen Euro. Wenn ich mir überlege, was dieser gute Mensch für den Weltfußball alles tut, ist das wirklich nicht viel. Vielleicht sollten wir daher auch alle etwas mehr Verständnis aufbringen. Schmiergelder? Bestechungsgelder? Teure Geschenke?

Wer würde da nicht auch schwach werden. Und als Vater von vier Töchtern, hat er ja auch einige hungrige Mäuler zu stopfen. Warum also kein schicker Zweitwohnsitz in Katar? Er scheint sich ja auch mit dem Machthaber, Tamim bin Hamad Al Thani, sehr gut zu verstehen. Der wiederum hat ein geschätztes Privatvermögen von 2 Milliarden US-Dollar (!!). Aber auch das klingt erstmal mehr als es ist. Der arme Emir hat nämlich mit drei Ehefrauen und insgesamt 13 Kindern, mehr als eine ganze Fußballmannschaft zu ernähren. Und dann sind da ja auch noch die ganzen Investitionen, die sein Land für die WM stemmen musste.

Angeblich hat dieses Sportereignis im Vorfeld ganze 200 Milliarden US-Dollar gekostet. Infrastruktur, unterirdische Transportsysteme, Renovierung des Flughafens, Stadtbahn… Ach ja und Fußballstadien brauchte es ja auch für eine WM. Zwei vorhandene Stadien wurden umgebaut, sechs neue Fußballtempel wurden errichtet. Und da diese teuren Arenen in Zukunft niemand mehr benötigt, denn öffentliche Steinigungen sind in diesem fortschrittlichen Land nicht genehmigt, werden sie nach dem Finale einfach wieder dem sandigen Erdboden gleichgemacht. Was das alles kostet!

Sommermärchen 2006

Wisst ihr noch Sommermärchen 2006? Deutschland hat damals mit Investitionen von gerade mal 4,3 Milliarden US-Dollar eine WM auf die Beine gestellt. Gut, Deutschland liegt auch nicht in der Wüste und musste auch Fans kein Geld fürs Klatschen bezahlen, aber dennoch hätte auch Katar diese Wahnsinnssumme von 200 Milliarden US-Dollar für besseres investieren können. Vielleicht in luxuriösere Haftanstalten für Homosexuelle oder eine Skischanze für die Olympischen Winterspiele 2030?

Diese ganze WM ist eine Farce, die FIFA die reine Hölle und Ihr Präsident der Teufel. Und irgendwie will ich gar nicht, dass Deutschland sich am Ende noch einen fünften Stern aufs Trikot näht. Denn der würde ein Leben lang an diese WM der Schande erinnern.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.