Psychologie und Geld

Warum du immer einen 100-Euro-Schein dabei haben solltest

von Nils Matthiesen

Hast du selten Bargeld dabei und zahlst am liebsten per Karte? Dann gibst du wahrscheinlich mehr aus als du willst. Verantwortlich ist ein psychologischer Effekt.

Wenn du einen 50 oder 100 Euro-Schein in Portemonnaie hast, gibst du wahrscheinlich weniger Geld aus. Das behauptet zumindest Dr. Mary Gresham, eine US-amerikanische Psychologin aus Atlanta.

Das steckt dahinter: Laut der Psychologin neigen wir dazu, es uns zweimal zu überlegen, bevor wir größere Scheine „anbrechen“, denn wir betrachten sie als „besonderes Geld“. Das Gehirn bewerte Geld ganz unterschiedlich. Generell verstärke das Zahlen mit Bargeld den „Schmerz des Bezahlens“ was dazu führe, dass eine Hemmschwelle entsteht. Das gelte insbesondere für große Scheine.

Das Konzept wird als mentale Buchhaltung bezeichnet und dreht sich darum, wie wir finanzielle Entscheidungen auf der Grundlage unserer Assoziationen treffen. Diese Verbindungen sind nicht immer rational, so dass die daraus resultierenden Entscheidungen selten logisch erscheinen.

Der psychologische Wert von großen Scheinen

„Wir behandeln Geld verschieden, je nachdem, wie wir es kategorisieren“, ist sich Gresham sicher. „Wir halten viele kleine Scheine für unbedeutend, während große Scheine etwas Besonderes darstellen.“

Angenommen, du bekommst entweder einen Hundert-Euro-Schein oder fünf Zwanziger. Du bist viel eher bereit, die 20 Euro-Scheine für (kleinere) Beträge zu zücken, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir das Geld schneller ausgeben – das bestätigt ein Forschungsbericht, der vom Journal of Consumer Research veröffentlicht wurde. Dieselbe Studie zeigt auch, dass eine Studenten-Testgruppe, die vier 25-Cent-Münzen bekam, dieses Geld eher in Süßigkeiten investierte als Studenten, denen ein Dollarschein zugesteckt wurde.

Bargeld schmerzt

Ein weiterer interessanter Aspekt: Wenn es ums Bezahlen geht, setzen auch die Deutschen immer mehr auf Karte. Der Bargeldanteil am Umsatz sank schon 2018 erstmals unter 50 Prozent. Fürs Sparen ist dieser Trend aber eher kontraproduktiv. Denn das Hantieren mit Münzen und Scheinen soll den „Schmerz des Bezahlens“ verstärken und dazu führen, dass man sich eine Transaktion zweimal überlegt, meint Jeff Kreisler, Mitautor von „Dollars and Sense: How We Misthink Money and How to Spend Smarter“. Moderne Bezahltechniken können für die Finanzen ein echtes Problem darstellen. Denn: „Je mehr Dinge automatisch ablaufen, desto einfacher ist es Geld auszugeben. Und das ist nicht immer gut.“

Fazit

Bargeld im Portemonnaie – und im Speziellen große Scheine – können helfen, deine Ausgaben zu drosseln. Letztendlich ist alles, was dich dazu bringt, mehr Zeit mit der Abwicklung eines Kaufs zu verbringen, dazu geeignet, fundiertere Entscheidung zu treffen. Wenn du generell lieber mit Karte zahlst, hat Mary Gresham noch einen ganz speziellen Tipp parat. Wickle einen großen Geldschein um deine Girokarte. Dadurch visualisierst du jedes Mal, wenn du einen Kauf in Erwägung ziehst, dass echtes Geld im Spiel ist.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.