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TABUTHEMA GELD

Tabuthema Geld

von Isabella Müller-Reinhardt

Es gibt Menschen, die verdammt viel und ständig über Geld reden. Ungefragt und gerne mit Leuten, die sie kaum kennen. Meistens sind es Menschen, die viel haben oder nur so tun als ob, und damit prahlen oder aber gar keine Kohle haben und dauernd jammern.

Ich finde Gespräche über Geld grundsätzlich unangenehm. Wie Fußpilz. Mit meiner Familie oder besten Freundin rede ich darüber, alle anderen geht es einfach nichts an. Privatsache. Ich finde auch Handeln mega peinlich. Kostet auf einem Flohmarkt der Pflanzenkübel, der mir gefällt 10 Euro dann zahle ich die 10 Euro oder aber lasse ihn stehen. Aber mit fremden Menschen über Geld feilschen? Niemals.

Diskussionen über Geld sind mir ja noch unangenehmer als Gespräche. Aber es geht immer noch schlimmer: Nach Geld fragen oder gar betteln! Das ist der größte Horror. Wenn mir jemand Geld schuldet, brauche ich mindestens zwei Gin Tonic um folgenden Satz ohne Schweißausbrüche aussprechen zu können: „ICH KRIEGE NOCH GELD VON DIR“. Ich will weder kleinlich, geizig noch gierig wirken und aus dem Grund habe ich echt ein Problem, das einzufordern, was mir zusteht. Geht es euch auch so? Das Beste ist natürlich sich erst gar nicht in so blöde Situationen zu manövrieren, die einen dazu bringen, nach Geld zu fragen. Aber manchmal komme ich da leider nicht drum herum. 

1
Sammelgeschenke

Der Freund meines Sohnes feiert morgen seinen 10. Geburtstag. Sein sehnlichster Wunsch? Ein Fußballtrikot mit Hose und Stutzen. Kostenpunkt 118 Euro. Seine Mama bat mich ein Sammelgeschenk zu organisieren. (Bei einem Bayern-Trikot hätte ich mich geweigert. Zum Glück ist er BVB-Fan). 9 Kinder sind auf die Party eingeladen, macht 13 Euro pro Nase. Glückliches Geburtstagskind. Vor 14 Tagen habe ich alles bestellt, die anderen Eltern informiert, alle waren einverstanden. Geldübergabe via Paypal. Jetzt, zwei Wochen später habe ich tatsächlich schon von drei Müttern das Geld bekommen. 5 fehlen noch…

Sammelgeschenke sind ja grundsätzlich eine super Sache. Nicht nur im Freundeskreis. Auch wenn der Kollege heiratet, schmeißen gerne viele zusammen.

Mein Tipp: Deadline setzen. Wer bis Tag X zahlt, ist dabei. Und erst danach das Geschenk besorgen.

2
Gemeinsame Rechnung

Egal ob Weiberabend, Herrenrunde, Vereinstreffen oder ein Abend mit Kollegen. Jeder lustige Restaurantbesuch endet mit einer langen Rechnung. Es ist für jeden Kellner ein Segen, wenn er die Gesamtrechnung auf den Tisch legen darf und nicht zig Menschen separat bezahlen. Am besten schmeißen alle was in die Tischmitte. Doch die Realität sieht meistens anders aus. Der eine hat kein Bargeld dabei, der andere zu wenig und muss nochmal zum Geldautomaten und der dritte hat es nicht passend. Also? Einer zahlt alles mit Karte. Habe ich leider auch schon zu oft gemacht.

Mein Tipp: Lass Deine Karte schön stecken, es sei denn, du kennst die Leute für die du zahlst wirklich gut.

3
Kassenwart

Ich bin Elternvertreter. So weit so gut. Würde ich jede Zeit wieder machen. Leider bin ich aber auch Kassenwart. Werde ich nie wieder machen. Im August, zu Beginn des Schuljahres mussten alle Eltern unserer Grundschulklasse 50 Euro in die Klassenkasse einzahlen. Heute hat das zweite Halbjahr begonnen. Sechs Eltern haben es ein ganzes halbes Jahr nicht auf die Reihe gekriegt, mir das Geld zu überweisen. An den Klassenausflügen haben ihre Kinder aber natürlich trotzdem teilgenommen.

Mein Tipp: Halt dich von allen ehrenamtlichen Tätigkeiten fern, die das Wort „Kasse“ beinhalten.

4
Geld verleihen

Wem würde ich Geld leihen? Und ich rede jetzt nicht von den 8,30 Euro, die ich im Café für jemanden mitbezahle, weil Geldbeutel vergessen.

Geht es um größere Summen würde ich das verleihen, auf das ich selbst verzichten kann. Geht es einer Freundin finanziell schlecht, helfe ich ihr. Und wenn sie es mir niemals zurückzahlen kann, wird daran unsere Freundschaft nicht zerbrechen.

Tipp: Geld nur an Menschen verleihen, denen Du es auch schenken würdest.

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ein Artikel von
Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.